Hi NG
der Vorschlag zur Umgestaltung der Heizungsanlagen im Altbau (von Gasetagen- auf Wärmepumpenheizung) enthielt noch ein Detail, worüber ich noch nicht geschrieben hatte: Fußbodenheizungen!
Hier kriegt ein Bauhandwerker Falten in der Stirn, da diese Art der Wärmeverteilung im Altbau auf Schwierigkeiten stößt. Und über diese wollte ich jetzt mal etwas schreiben.
Die typischen Berliner Gründerzeit-Bauten sind nämlich auf eine Weise gebaut, welche sich nicht ohne weiteres für Fußbodenheizungen eignet.
So ein Gründerzeit-Haus besteht grob vereinfacht aus dicken Ziegelwänden, in welche dicke, alte und sehr stabile Deckenbalken eingelassen sind. Auf die Unterseite wurden Matten aus Schilfrohr oder ähnlichem genagelt, welches verputzt wird und die Decke der jeweils darunter liegenden Wohnung bildet. Oben auf den Balken befinden sich Dielenbretter, die idR ebenfalls sehr alt sind und im Zwischenraum eine Schüttung zwecks Schalldämmung.
Nun können diese Bauteile alle recht viel vertragen. Was sie aber garnicht mögen, das ist Feuchtigkeit in jedweder Form.
Wenn man nun eine Fußbodenheizung im Altbau installieren will, dann muß man daher zuerst eine Grundlage installieren, die druckfest und dauerhaft wasserdicht ist.
Das kann man natürlich bauen, es ist aber aufwendig. IdR müssen dazu die Dielen entfernt und eine Grundlage aus wasserfesten stabilen Platten (idR OSB) über die Balken gelegt werden. Darüber kommt eine eine Dämmschicht und eine Dichtungsschicht und darüber ein 'Schwimmender Estrich'. Darüber kommt dann noch eine Ausgleichsschicht, darüber die Fußbodenheizung, darüber nochmal eine Lage Platten und darüber z.B. Laminat.
Ohne jetzt ins Detail zu gehen muß man doch sagen, dass sowas zu bauen in einer bewohnten Wohnung überhaupt nicht möglich ist.
Man kann also Fußbodenheizungen nur einbauen, wenn eine Wohnung zumindest temporär komplett frei gemacht wird.
In meinem Beispiel mit einem eher gewöhnlichen Berliner Altbau mit 40 Wohnungen auf vier Aufgänge verteilt würde das bedeuten, dass man zunächst eine leere Wohnung bräuchte und dann nach und nach die 39 übrigen umrüstet.
Diese erste freie Wohnung wird nun zuerst mit einer Fußbodenheizung etc. versehen.
Dann wird diese Wohnung als Umsetzwohnung für den ersten der übrigen 39 Mieter genutzt. Der wird mitsamt allen seinen Möbeln und sonstigen Gütern aus seiner Wohnung in diese umgesetzt.
Dann baut man die Fußbodenheizung etc. pp ist dessen bisherige Wohnung ein und vefrachtet anschließend den Umsetzmieter nebst aller Habseligkeiten wieder zurück in seine alte Wohnung.
Das wird alles in allem ungefähr drei Monate dauern und bei Übung etwas weniger (jeweils zwei komplette Umzüge, Demontage der alten Fußböden, Aufbau neuer Fußböden, Montage der Fußbodenheizung, Heizungsanlage an sich mit Wärmetauschern etc, Stromanschluß etc, Warmwasserspeicher etc., Umbau der Warmwasserrohre, Laminat oder Parkett, Malerarbeiten 1* ganze Wohnung).
Und das ganze muß man dann noch für die übrigen Mieter ebenfalls machen, also insgesamt 39 mal.
grob geschätzte Gesamtdauer: ungefähr zehn Jahre (bei dieser Bauweise)
Dabei noch nicht mit gerechnet wären evtl. nötige Räumungs-/Duldungsklagen gegen widerspenstige Mieter.
Und über die Kosten kann man nur soviel sagen, dass sie absolut horrend wären.
Zu den ohnehin schon hohen Kosten kämen aber noch Mietminderungen für die gesamte Bauzeit und alle Mieter hinzu, da derartige Arbeiten natürlich laut und schmutzig sind. Außerdem fehlen die Mieteinahmen für mindestens eine Wohnung. Zusätzlich wird man dem jeweilligen Umsetzmieter irgendwas als Entschädigung anbieten müssen.
Ein weiteres häßliches Problem besteht in der eher geringen Verfügbarkeit der nötigen Fachkräfte aus den Bereichen Trockenbau, Estrich, Heizungsbau, Sanitär und Elektrik.
TH