Mystifizierungen

Muß ich denn alles verstehen wollen oder gar sollen? Es genügt doch, mich für das zu interessieren, was in irgendeiner Weise für mir wichtig erscheint.

Elektrizitätslehre beschreibt ja auch nur die Wirkung der Elektrizität. Diese Kenntnisse ermöglichen uns Vorhersagen zu treffen.

Ob Stromkonzerne Verbrechen verüben, das zu entscheiden sollte Sache von Gerichten sein. Ob ihr Handeln moralisch einwandfrei ist, ist ein anderes Gebiet.

Kaiser Wilhelm II wurde nachgesagt, das er bei einer Einweihung eines seiner Schlachtschiffe nicht neben den Ingenieuren sitzen wollte. Seine Majestät soll verlautet haben, man könne sich ja die Hände beschmutzen. Ob das zutrifft sei mal dahingestellt, aber diese Aussage ist bezeichnend für die Einstellung einer ganzen Gesellschaft. Alles woran man sich die Hände beschmutzen könnte, gehört nicht zur Kultur. Das ist dann Zivilisation. Bei diesem Hintergrund ist es nur folgerichtig, nicht zu viel von den Naturwissenschaften und Technik zu verstehen. Siehe dazu die Kohlsche Datenautobahn. Und das von einem Führer einer der wichtigsten Exportnationen.

Man kann ja mal seine Freund und Bekannte fragen, was sie alles zur Kultur zählen. Dann wird man wissen, wie weit das Vorurteil noch Gültigkeit besitzt.

Man kann doch sagen, das Kunst einen wenig interessiert? Das besagt aber nicht, das manche Bilder oder Skulpturen einen nicht doch ansprechen. Zu beachten ist aber, das vieles was unter Kunst läuft, mit öffentlichen Geldern finanziert wird. Und da haben die Befürworter schon die Pflicht zur Erklärung. Sich hier in die Schmollecke zu stellen, ist dann doch wohl kaum die adäquate Einstellung.

Sieh dazu auch die Kostenentwicklung der Hamburger Philharmonie bei gleichzeitigen Kürzungen im sozialen Bereich.

Dem ist nur zuzustimmen.

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hdw
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horst-d.winzler
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Ralph Aichinger schrieb:

Diese Leute stellen einen kleine Anteil unserer Gesellschaft dar. Ihr Tun ist oft nicht nachvollziehbar, aber es hat oft Einfluss auf die Mehrheit. Die hat zu akzeptieren, was sie verkaufen, denn wer es nicht tut, hat keine Ahnung. Das ganze trifft auch auf Ingenieure zu. Mit dem kleinen Unterschied, dass das, was ich verkaufe, auch funktionieren muss. Wenn's das nicht tut, dann kann ich mich zwar hinstellen und erklären, die Leute wären zu blöd. Aber Geld bekomme ich doch keines. Künstler und deren Sachverständige dagegen können sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und erzählen, wie toll sie sind. Und schon sind die Uneingeweihten diejenigen, die trotzdem zahlen. Ich empfehle Rainhard Fendrichs "Zeitgeisterfahrer", das ist ein Künstler, der versteht, dass Kunst sich nicht selbst legitimieren kann.

Yep, da ist was nicht koscher. Ich habe kein Problem damit, wenn irgendjemand viel von *seinem* Geld für etwas ausgibt, was er für Kunst hält. Mag er Ahnung davon haben, oder nicht. Aber wenn dieser jemand das mit Steuermitteln macht, dann kommt das Problem. Die meisten Politiker und Mitarbeiter, die sowas entscheiden, haben nämlich genauso wenig Ahnung von Kunst, wie ich. Aber sie lassen sich von denjenigen, die sich in Selbstbeweihräucherung üben, erzählen, welchen Wert ihre Werke haben.

Meine von Dir zitierte Aussage kommt nicht von ungefähr. Guckst Du hier:

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Das Ding wurde insgesamt sehr kontrovers diskutiert. Mir gefällt's, ich finde es sehr ästhetisch und es passt an den Ort. Aber der Preis geht weit über das hinaus, was Material und Arbeitszeit kosten würden. Dabei ist die Form für mich an Beliebigkeit nicht zu übertreffen.

Zitat aus dem link: | Die Plastik stellt einen auferstehenden Jesus Christus dar, vor einem | sanft geschwungenem Hügel.

Das bekomme ich mit dem verwendeten Material auch hin, und zwar in 1000 verschiedenen Formen, die man alle so interpretieren kann.

Der Witz aber war der Artikel des damaligen Augsburger OB Menacher, der sich dazu verstiegen hat, das Kunstwerk zu interpretieren. Eine komplette Seite von Aussagen, die in ihrer Beliebigkeit dem Kunstwerk selbst in nichts nachstehen, aber insgesamt höchst amüsant. Leider ist der Artikel nirgendwo zu finden.

Wenn das Teil nicht "Ostern", sondern "Theater" geheißen hätte, dann hätten man genauso viel darüber schreiben können, nur mit völlig anderem Inhalt.

CU, Christian

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Christian Treffler

Eric Brücklmeier schrieb:

Früher hat man etwas gemacht, was gut aussah. Wenn's dann auch noch Talente erforderte, die man sich hart erarbeiten musste, oder die man selbst mit viel Übung nicht bekam, dann durfte man sich Künstler nennen. So kamen Leonardo daVinci und Salvador Dali zu ihren Namen.

Heute brauchst Du nur irgendetwas machen, was völlig ungewohnt ist, und einen Galeristen, der irgendwie seine Brötchen verdienen muss. Ein Pfund Butter in die Ecke werfen könnte für den Anfang schon genügen.

Und nein, das ist kein Weg für mich. Erstens möchte ich Arbeit abliefern, die einen Wert hat. Zweitens kommen auf jeden Künstler, der es so zu großem Ruhm bringt, 100 andere, die am Hungertuch nagen. Die meisten berechtigterweise. Schade um diejenigen, die wirklich etwas können, was über Handwerk hinaus geht, die aber nicht in den Zeitgeist passen.

CU, Christian

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Christian Treffler
[...]

Amen!

Besser haette man es kaum sagen koennen. Ein Beispiel aus unserer Gegend wo vielen Leuten daraufhin die Galle hochkam:

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Zitat "County officials set aside $8 million of the construction budget for art" ... Acht Millionen! Dazu faellt mir nichts mehr ein.

Dann, Zitat "The money comes from airport revenues" ... bedeutet: Flughafengebuehren fuer die Airlines, welche auf die Passagiere umgelegt werden, inzwischen auf den Tickets ausgewiesen werden muessen, und damit schlicht und einfach Steuern sind. Womit wir jetzt mit die hoechsten Ticketpreise der Gegend haben.

[...]
--
Gruesse, Joerg 

http://www.analogconsultants.com/
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Joerg

Am 03.10.2012 19:32, schrieb Christian Treffler:

Ahhh schön - ich WUSSTE dass das kommt....

Du legst also fest, wann Kunst einen Wert hat?

Aha, nach wessen Definition?

Oh mei, Oh mei...

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Eric Brücklmeier

Eine Grundversorgung mit Kultur gehört für mich mit zu den öffentlichen Aufgaben. Das bedeutet natürlich, Skulpturen im öffentlichen Raum aufzustellen, Kunstmuseen und Theater zu subventionieren, auch wenn das Geld dafür selbstverständlich auch aus meinen Steuern kommt. Aber die Ingenieure mit ihrem beschränkten geistigen Horizont werden denn Sinn von Kunst und Kultur wohl nie verstehen...

Myn

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Myn Seudop

snipped-for-privacy@raimund.in-berlin.de (Raimund Nisius) schrieb:

sich

hätte?

Hm. Das dürfte relativ sein. Mathematik ist für den Geist des Durchschnittsmenschen mindestens so mystisch wie Technik.

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Martin Gerdes

Edzard Egberts schrieb:

großer Firmen

grössten

sich eben

lässt

Da hingegen muß man nicht groß suchen, hier stellt sich allenfalls die Frage, ob es sich um einfache oder um schwere Körperverletzung handelt.

Arbeitsplätzen

Das ist die Frage (allerdings keine elektronische).

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Martin Gerdes

Gerrit Heitsch schrieb:

Photovoltaik

Wer hat an Rechnungen, die er bezahlen muß, schon Freude?

Generell kann ich aber sagen, daß Strom für das, was er bietet, ziemlich billig ist (und im Umkehrschluß Stromsparmaßnahmen im Haushalt in absoluten Zahlen wenig bringen).

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Martin Gerdes

Am 10/3/2012 7:56 PM schrieb Myn Seudop:

OK, das ist fuer mich akzeptierbar. Allerdings WER definiert, was /Kunst/ ist? Wenn's viele/die Mehrheit sind OK, wenn aber nur einige, wenige Personen der Steuern

-und damit fuer Kunst- zahlenden Mehrheit quasi vorschreiben, wass denn Foerderungs- wuerdig zu sein hat, ist da fuer mich der Begriff "Vettern/Freunderl-Wirtschaft" nicht fern. Das schliesst die Kulturform Musik dezidiert mit ein. BTST

Das allerdings disqualifiziert Dich als ernstzunehmenden Diskussionspartner...

fritz

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F.Schoerghuber

Was passieren kann wenn der Staat bestimmt was Kunst ist und was nicht, das haben unsere Vorfahren vor 70 Jahren erlebt. Da wollen wir nicht wieder hin. Ich jedenfalls nicht.

[...]
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Gruesse, Joerg 

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Joerg

Das Problem hast du doch immer. Wer bestimmt wer nach einem Verbrechen eingesperrt wird?

Wer bestimmt, ob wir in Strommasten investieren oder auf die Energieübertragung wie sich nach dem Menschen des OP ohne Leitungen funktioniert setzen?

In einer arbeitsteiligen Gesellschaft gibts für alles Experten. Und die entscheiden solche Sachen.

Für andere Leute sind wieder die Elektrizitätswerke oder Mobilfunk-Masten oder was auch immer ein Ausdruck der Freunderlwirtschaft. Aber genausowenig wie ich den Mann auf der Straße Strommasten konstruieren lassen möchte (am besten per Abstimmung) möchte ich das bei der Kunst tun.

/ralph

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Ralph Aichinger

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Ich finde der Hase sieht gut aus.

Insgesamt hat der Ausbau 1 Milliarde Dollar gekostet. 8 Millionen Dollar mag zwar etwas viel für Kunst sein, aber sind nur 0,8 %, was bei z.B. 20 Dollar Gebühren gerade mal 16 Cent für die Kunst sind, wenn das komplett auf die Gebühren umgeschlagen wird. Kann also doch nicht der Grund dafür sein, daß es die höchsten Ticketpreise der Gegend sind. Oder liegen die Gebühren so nah beienander und macht das tatsächlich was aus? Ich würde mich eher fragen, warum der Rest 992 Millionen Dollar gekostet hat.

Was dagegen richtig viel Geld kostet, und dazu noch Steuergeld, sind Korruptionsfälle wie beim Bau der neuen Kölner Messe in Deutz:

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Frank Buss, http://www.frank-buss.de 
electronics and more: http://www.youtube.com/user/frankbuss
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Frank Buss

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Wenn er billiger gewesen waere :-)

Das habe ich mich ebenfalls gefragt. Und dennoch, alles muss im Rahmen bleiben. 8 Millionen mal eben draufzulegen ist kein Pappenstil. Ausser dem Hasen fand ich an Kunst darin hauptsaechlich noch einen zusammengeleimten Berg alter Reisekoffer vom Boden bis an die Decke. Kunst, na ja ...

Oha, zwei Autoren meinten man haette 360 Millione ueberzahlt? Wow. Obwohl das hier in der Gegend auch ziemlich Usus ist. Aber in Koeln gibt es ja sogar ein offizielles Wort fuer das was da ablief: Kluengel :-)

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Gruesse, Joerg 

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Joerg

Am 03.10.2012 19:56, schrieb Myn Seudop:

Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Wenn natürlich der Kugelgrill schon den Gipfel der Kultur darstellt...

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Eric Brücklmeier

Eric Brücklmeier schrieb:

aus

Ich sehe vor allem die technischen Erzeugnisse als Kulturleistung: Schiffe, Flugzeuge und aber auch den ganzen Chinaschrott, den der Media-Markt hökert, bevor er dann zwei Jahre später von den Endkunden auf den Sperrmüll gestellt wird.

Das wird von den Schöngeistern mit ihrem verengten Kulturbegriff, in de r nur Gemälde und Gesänge als Kultur gelten, alles andere ist böse, l eider übersehen.

Es ist übrigens Kunst, was Ingenieure leisten. Über deren Sinn kann m an zwar geteilter Meinung sein, aber es ist Kunst. In unserer Welt, in der MINT-Fächer und Musik schon in schroffem Gegensatz zueinander stehen, weil man bereits in der Schule entweder in Richtung "musisch begabt" und

"mathematisch begabt" einsortiert wird, wird das allerdings nicht wahrgenommen. Finde ich schade.

Die geringe gesellschaftliche Anerkennung der Elektronik ist der Art und

Weise geschuldet, in der diese Elektronik wahrgenommen wird. Als Wegwerfprodukt in einer Müllschwemme aus Recycling und Abfall. Genauso, wie man die ausgeleerte PET-Flasche und die Bananenschale nicht liebt, genausowenig mag man die Elektronik der vergangenen Saison. Und dann noch zu erwarten, daß beliebige Leute ihre Zeit darauf verwenden, um zu erfahren, wie Bananenschalen, Pappschachteln, verschimmelter Joghurt und

das neue IPhone funktionieren, ist meines Erachtens zuviel des Guten.

Holger

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Holger

Am 03.10.2012 11:06, schrieb Raimund Nisius:

Unter der Voraussetzung, daß die anderen Mitspieler ebenfalls weiter mitspielen und der Einsatz einmal alle Kombinationen umfasst, dürfte sich der "Gewinn" an 25% des Einsatzes nähern, weil die restlichen Mitspieler, die bisher die gesamte Ausschüttung beanspruchen konnten sich dies nun mit dem Neuankömmling teilen müssen. Nur wenn man alleine da ist passen die 50%.

Bernd

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Bernd Laengerich

Edzard Egberts :

Ist das nicht nur Satire (obwohl da sehr viel Wahrheit drinsteckt). Sie erhielten den IG-Nobelpreis.

Auf der Seite oben steht die Antwort: "durch Bildung oder Übung nicht nur ihre Kompetenz steigern, sondern auch lernen können, sich und andere besser einzuschätzen."

M.

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Matthias Weingart

Am 04.10.2012 07:41, schrieb Eric Brücklmeier:

Ingenieuren pauschal jegliches Kunstverständnis abzusprechen halte ich allerdings durchaus für eine gewagte These. Überdies in einer sci-Gruppe, bist Du Gefahrensucher? ;-)

Bernd

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Bernd Laengerich

Am 03.10.2012 15:25, schrieb Klaus Butzmann:

Ihr

Die 15% Lunarzellen auf den Mond setzen (richtige Seite aussuchen, sonst muß man die fast 10% teureren Noctarzellen nehmen!) und dann den Strom mittels Synchronwellen herunterbeamen.

Bernd

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Bernd Laengerich

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