In article , Rafael Deliano writes: |> Es ist hinreichend bekannt, daß die "Bildungspyramide" schon seit |> langem im Rutschen ist.
Leider. Bereits bei mir (Abi 91) waren in der Matheabi-Aufgabensammlungen Aufgaben drin, die der Mathelehrer nur mit Schulterzucken quittierte und meinte, das hätte man früher halt noch gelehrt, wäre aber für uns nicht mehr relevant.
"Früher" war dabei Ende 70er, Anfang 80er.
|> Hauptschule wird zur Sonderschule, also drängen die Eltern aus diesem |> Bereich in die Realschule. Die Ex-Realschüler drängen ins Gymasium. |> Das sich damit immer weiter aufbläht und natürlich an Niveau verliert. |> Die Kinder werden ja nicht klüger, also tragen die Lehrpläne den |> Gegebenheiten Rechnung.
Ja, aber andererseits werden eben *keine* Elitegymnasien etabliert, um den Gymnasiasten nach früherer (sagen wir vor 20 Jahren) eine adäquate Heimstatt zu bieten.
|> Sollen somit wirklich alle Abiturienten studieren ? |> O-Ton unserer Politiker: wir brauchen mehr Ingineure. Die werden wir |> also auch bekommen, auf Inderniveau.
Und genau das Niveau wird auch kommen, wenn ich den Verfall diverser Klausuren und Prüfungen an der Uni über 10 Jahre rekapituliere. Galt es z.B. früher noch Fan-in/Fan-out von Transistorschaltungen zu berechnen, Logikschaltungen via Karnaugh-Veitch zu minimieren und den so erhaltenen Term in eine PLA-Matrix einzuprogrammieren, dazu noch etwas 8086-Assembler -- so ist man heute froh, wenn der Student es schafft, zu einem DNF-Term die richtige KNF aus vier vorgegebenen Termen zu bestimmen bzw. den VHDL-Lückentext richtig auszufüllen.
Das interessante ist: Die zugehörige Vorlesung und Übung hat sich nur marginal geändert, das Praktikum wurde sogar verselbständigt (echte Projektarbeit anstatt routinemäßig die ewig gleichen Vorgaben runterzubeten), lediglich die Klausur wurde vereinfacht.
Das Ergebnis? Der Schnitt hat sich nicht nennenswert verbessert, wie man es erwarten könnte...
(Apropos Inder: Schon mal auf einer typischen IEEE oder ACM-Konferenz gewesen? Rat mal, wer da den Löwenanteil der Teilnehmer stellt... Von daher Vorsicht mit Pauschalierungen.)
|> Also mit dem allgemeinen Aufquellen der Hochschulen in den 70er Jahren |> hat die Zahl der Professoren durchaus munter Schritt gehalten.
Das mag in den 70ern noch so gewesen sein.
Die von mir aktiv erlebte Zeit (mittlere/späte 90er und frühe 2000er) spricht jedoch eine andere Sprache... Von allgemeinem Aufquellen kann da trotz massiv gestiegener Studentenzahlen kaum eine Rede sein.
Erst vor kurzem wurden an der TUM wurden fünf neue Informatik-Lehrstühle (Bioinformatik, Wirtschaftsinformatik, Computergraphik und Visualisierung sowie zwei eCommerce-Lehrstühle) eingerichtet um aktuellen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
Damit hat sich zwar die Zahl der Lehrstühle um 30% erhöht, die Studentenzahlen hingegen um 200%.
|> Zudem scheinen Doktoranden willige & billige Arbeitskräfte für die |> Professoren abzugeben: warum sollten sie nicht besonders viele haben |> wollen ?
Weil sie sie nicht bezahlen können?
Nur weil die Uni eine staatliche Institution ist, heißt das nicht, daß ein Lehrstuhlinhaber nur mit den Fingern schnippen muß und gleich 20 neue Stellen bewilligt bekommt. Tatsächlich ist gegenwärtig die Situation eher so, daß man auf die Frage "kann ich an Ihrem Lehrstuhl promovieren" durchaus die Antwort erhält "gerne, aber die Finanzierung müssen Sie selbst aufbringen".
Und um staatliche Drittmittel bzw. Länderförderungen (DFG, BFG, BMBF...) balgen sich etliche Lehrstühle, so daß hier auch keinesfalls von "Antrag einreichen = Antrag bewilligt" ausgegangen werden kann.
Von "billig" kann prinzipiell auch nicht die Rede sein, denn nach BAT sind Doktoranden in der dritthöchsten Besoldungsklasse (IIa, drüber sind nur Ib und Ia). Das sind, wie schonmal erwähnt, um die 40.000 EUR/Jahr Einstiegsgehalt mit einem Inflationsausgleich alle ungeraden Lebensjahre.
Rainer