Kosten für RTTE-Messung ?

Hallo,

weiss jemand, in welcher Größenordnung die Kosten für die Messungen für die Konformitätserklärung im Rahmen der RTTE-Direktive für einen Transceiver im 868 MHz SRD-Bereich liegen?

Danke ! Andreas

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Andy Tölz
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Hängt von den Details ab, wer wie wo wie_verhandelt usw. (im Prinzip kannst Du auch teilweise selber messen und dann eine benannte Stelle konsultieren, wenn Du das passende Equipment und KnowHow hast) aber ganz grob und nur pi mal Daumen würde ich ca. 5k ? an Laborkosten ansetzen, wenn das Teil beim Messen keine Zicken macht.

Dir sollte bewußt sein, dass die Kosten dramatisch steigen, wenn Du jedesmal erst bei einer Zertifizierungsmessung in der Messkabine feststellst, dass der Sender irgendwelchen Nebenwellen-Schrott produziert, obwohl sich das ggf. auch schon vorher an einem definierten Antennenverbinder mit dem Spektrumanalysator in

5 Sekunden hätte bestimmen lassen ...

Gruß Oliver

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Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
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Oliver Bartels

Hallo Oliver,

ja schon klar. Bei der Entwicklung sollte man natürlich schon die entsprechenden Normen berücksichtigen und was die Störausstrahlung angeht, kann ich mir da schon ganz gut selber helfen. Nur bei der Störfestigkeitsmessung wird's etwas schwierig (ausser mal Handy/Leistungsmesssenderausgang drüber halten ;)

Wenn ich die RTTE Direktive richtig verstanden habe, könnte man auch alle Messungen selber machen (ohne benannte Stelle), sofern für das Produkt harmonisierte Normen vorliegen. Aber alles genau nach Norm selber messen, wird natürlich schwierig/unmöglich.

Die Frage ist, ob alles nach Norm gemessen werden MUSS oder ob es reicht, wenn man unterschreibt - und sich nach eigenen Messungen mit reichlich Sicherheitsreserve auch ganz sicher ist - dass das Produkt der Norm entspricht. Aber so eine Frage einem EMV-Dienstleister zu stellen, der es ja sicher genau weiss, halte ich für wenig sinnvoll...

Kannst Du (oder sonst jemand) etwas dazu sagen?

Andreas

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Andy Tölz

Die Störfestigkeit hat *in der Praxis* allerdings den Vorteil, dass sie für nicht sicherheitskritische Elektronik nicht ganz so eng gesehen wird wie die Störstrahlung.

Wann der Fall "Gerät ist gestört" eintritt, ist in vielen Fällen Auslegungssache, insbesondere wenn z.B. ein Watchdog die Jubelkiste unmerklich in einen regulären Zustand zurückversetzt.

Außerdem wird bei nicht sicherheitskritischer Elektronik realistisch gesehen im Feld keiner die Störfestigkeit prüfen, solange wie das Produkt gleich in Staub zerfällt, wenn einer ein Handy danebenlegt. Realistisch gesehen dürfte ich sonst nicht das TDMA Pulsen von Handies in diversen lautsprechenden Geräten hören ;-/

Bei der Störstrahlung habe ich es aber schon erlebt, dass bei Geräten aus der Produktion kontrolliert wurde, besonders wenn der liebe $WETTBEWERB einen Hersteller anschwärzt.

Das ist korrekt. Du musst die Messergebnisse nur 10 Jahre aufbewahren, falls es zu Problemen kommt und eine nationale Fernmeldebehörde die sehen will.

Du kannst auch für nicht harmonisierte Normen alles selber messen, nur müssen die Messungen eben mit der benannten Stelle abgestimmt sein.

Die benannten Stellen sind zwar meist Töchter von Prüfinstituten,

*dürfen* aber selber ausser der Konsultationsleistung garkeine Labordienste anbieten. Selbst der Service der Notifikation ist denen IMHO untersagt, weswegen es dafür wieder irgendeine weitere GmbH gibt ...

Es sollten die Rahmenbedingungen der Norm eingehalten sein (es bringt nix, bis 100MHz zu messen, wenn die Norm bis 1GHz vorschreibt, und dann die Amplitude hochzumultiplizieren ;-) und die zu erwartende Messungenauigkeit sollte als Sicherheitsabstand aufgeschlagen werden. Bei jeder auch noch so normgerechten Messung gibt es eine Messungenaugikeit, das gilt auch für die schönste und teuerste Absorberkammer mit dem teuersten Messempfänger ...

Als Beispiel: Wenn ein Quasi Peak Detektor gefordert ist, dann braucht es den. Punkt. Weil ein anderer Detektor *abhängig vom Zeitverlauf des Störsignals* ein anderes Ergebnis bringt.

Wenn aber der Vertreter des Spek.-Herstellers unbedingt noch neben dem Spek. (die ja heute mit Vorverstärker sehr gut sind) einen EMV Messempfänger als zweites Gerät verkaufen will, in dem lediglich eine Baugruppe ausgetauscht wurde (Preselektor) und die par ordre du Muf^H^Harketingmanager als EMV Gerät wieder bestimmte Vektorfunktionen in Software nicht können *darf* (weil sonst tät man ja nur noch das EMV Modell kaufen), dann sieht die Welt anders aus.

Der Vertriebler für die Kisten reitet natürlich gerne auf der herstellereigenen Compliance versus Precompliance Definition herum, obwohl realistisch bei schwachen Signalen das Problem zusätzlicher Linien nicht wirklich auftreten wird und zudem mittels Bedienung des Abschwächers leicht zu erkennen ist. Eine Übersteuerung des ZF Teils zeigen gute Geräte so oder so an, ergo geht es um *zusätzliche* Mischprodukte (das was die woanders wegnehmen, ist minimal), welche Störstrahlung anzeigen, die ggf. gar nicht da ist und nicht umgekehrt. Hier muss dann jeder für sich selber entscheiden, ob ihm der Preselektor nochmal 30k ? wert ist, zumal es auch diskrete Filter gibt ...

Bei Großfirmen, in denen keiner Verantwortung übernehmen will, klappt diese Strategie des Doppelverkaufs der Messtechnik natürlich ganz hervorragend ;-)

Es hängt immer davon ab, an wen Du Dich wendest und wie er Dich einschätzt. Wenn Du wie ein Produktdamager einer wohlgenährten Großbude aufgetakelt ankommst und gigantische Pflichtenhefte und Verträge mit extremen Haftungsklauseln forderst, wird man Dir schon erklären, dass nur die dreifache Sicherheit für Dich gut genug ist ("Denken Sie nur an die einstürzenden Strassenbahndächer und die zu lauten Handies, womöglich erleiden Ihre Benutzer Verbrennungen durch eine zu hohe Sendeleistung" ;-) Redest Du normal mit den Leuten, dann kenne ich eigentlich im HF Bereich hier kein Labor, dass einen Kunden wissentlich über den Tisch zieht. Die Beratung, welche Messungen innerhalb einer EN/ETS Norm wirklich kritisch sind, weil es Ärger geben kann, wenn die Geräte sie nicht einhalten und wo deshalb schnell nachgemessen wird, und welche Messungen für eine bestimmte Norm eher nicht soooo bedeutsam sind, gehört mit zur Dienstleistung.

Bei den kritischen Parametern solltest Du dann bestrebt sein, diese auch in der *Fertigung* zu überprüfen, bei den anderen freut sich die Akte über ein Stück Papier, dass es tatsächlich ein Gerät gibt, dass in einem komplexen Messaufbau einmal diesen Test geschafft hat.

Just my 2 cent ...

Gruß Oliver

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Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
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Oliver Bartels

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Dann werde ich mich doch noch genauer mit den Normen auseinandersetzen, um ggf. selber zu messen. Ich habe nämlich auch keine Lust, bei jeder kleinen Änderung die teure Messprozedur neu machen zu lassen. Da ist es sicher vorteilhafter, noch in den Messpark zu investieren, auch in Hinblick auf zukünftige Projekte... Ich hätte da einen R&S FS300 Spek. nur mit RMS-Detektor abzugeben ;(

Andreas

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Andy Tölz

Hallo Andy,

Je nachdem, was gemessen werden muss, sind diese Investitionen gar nicht sehr hoch. Fuer einfache EMV Messungen (etwa pre-compliance) kann schon der Hameg Analyzer fuer um die $2k ausreichen.

Gruesse, Joerg

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Joerg

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