Einstellungskriterien für Bewerber

Hallo,

zur Zeit bin ich Ingenieurin auf Abwegen, da ich einen Aufbaustudiengang zum Master of Science im Bereich Ingenieurpädagogik (Elektro- und Informationstechnik für das höhere Lehramt an beruflichen Schulen) absolviere.

In diesem Zusammenhang versuche ich gerade herauszufinden, nach welchen Kriterien Betriebe (Industrie oder Handwerk) ihre Mitarbeiter oder auch Auszubildenden auswählen. Zu diesem Thema habe ich folgende Fragestellungen formuliert: Was kann ein Personalentscheider für seinen Betrieb aus den Kompetenznoten herauslesen? Nach welchen Kriterien werden überhaupt Bewerber ausgewählt? Zeigt der (relativ neue) handlungsorientierte Unterricht in der Berufsschule Auswirkungen bei den Auszubildenden/Facharbeitern? Wird das Lernfeldkonzept der Industrie und dem Handwerk gerecht? Sind die oben genannten Begriffe wie Kompetenznoten, handlungsorientiert oder Lernfeldkonzept inhaltlich überhaupt einem Personalentscheider geläufig?

Den Bereich Sanitär und Metallbau habe ich nach diesen Fragestellungen schon abgeklappert. Jetzt interessiert mich, was der Elektrobereich darüber denkt.

Grüße

Heike

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Heike Vetter
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Bei uns entscheidet oft nicht der Personaler, sondern der Manager. Und so sollte das auch sein. Ja, ist Arbeit, aber ich hatte als Manager unsere HR Leute angewiesen, mir alle Bewerbungen fuer unsere Stellen zur Durchsicht zu geben und nicht vorher auszusieben. Ausser ganz offensichtliche Fehlzuender, z.B. Bewerbungen voller Tippfehler. Und ja, das zogen wir in Deutschland genauso durch, ist nicht landesspezifisch.

Ganz wichtig: Ich liess grundsaetzlich viele oder auch alle Leute, die mit denen spaeter intensiver zusammenarbeiten wuerden, ein Gespraech machen. Der Wunsch dieser Gruppe war mir dann wichtiger als mein eigener.

Nach dem, was sie in der Praxis wirklich koennen. Bei frischen Ingenieuren z.B., was sie so an der Uni und im Hobby an Projekten durchgezogen haben. Dann beim Gespraech legte ich denen einen Schaltplan vor. "Hier, das ist ein HF Verstaerker und er hat nicht genug Bandbreite. Was wuerden Sie vorschlagen?" Dabei kam es mir nicht darauf an, dass es aus dem Stegreif geloest wuerde, denn manche Kandidaten sind etwas nervoes beim ersten Gespraech. Mir kam es darauf an, welche Gedankengaenge die Kandidaten anstellen, wie sie an eine Sache herangehen.

Bei Technikern geht es oft nicht so weit rauf. Die nahm ich mit ins Labor, liess sie mal loeten, sah ob sie zumindest grob ein Schaltbild verstehen oder ob sie mit einem einfachen Oszilloskop ein Signal aufnhemen konnten.

Kann ich nicht sagen, weil es echte Berufsschulen hier in USA wenig gibt. Wir haben Community Colleges oder Privatinstitute wie ITT-Tech und die machen IMHO einen recht ordentlichen Job.

Technikerausbildung: Ja. Uni: Definitiv nein. Nur meine persoenliche Meinung und gilt eher fuer USA, aber aus Germany habe ich aehnlioches gehoert, nur nicht ganz so krass.

Mir ehrlich gesagt nicht. Bin aber auch 10 Jahre aus Germany weg. Hier sind u.a. "Soft Skills" wichtig. Sachen wie Umgangsformen, Teamfaehigkeit, ausser-fachliche Kompetenz usw. Den absoluten Guru, der aber mit allen anderen dauernd aneckt, koennen wir nicht brauchen.

Ok, hab's oben mal ganz frech alles losgelassen ;-)

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Gruesse, Joerg

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Joerg

"Heike Vetter" schrieb im Newsbeitrag news:fjk752$bpm$ snipped-for-privacy@online.de...

Ob die Nase gefaellt.

Einen Ablehnungsgrund ( 'ueberqualifiziert' / 'nicht ausreichend' ).

Keine Ahnung.

Keine Ahnung.

Kann man nicht erwarten. Die Leute sind meist 55 Jahre alt, sind in einer voellig anderen Welt aufgewachsen, und haben inzwischen im Bestfall was aufgeschnappt, aber niemals tiefschuerfende Kenntnisse ueber den aktuellen Ablauf in einer Berufsschule - und wollen das auch nicht wissen. Die Berufsschule hat es schlich und einfach so zu machen, wie sie es schon immer gemacht hat, damit Kenntnisse und Erkenntnisse, die man ueber Jahre gesammelt hat, noch immer kompatibel sind.

Ich hab selbst mit Berufsschulen nichts zu tun, aber mein Nachbar. Wenn ich dich so hoere, ueberschaetzt die Uni wohl das reale Leben deutlich. Die meisten Bewerber werden aussortiert, weil sie in den ersten Sekunden dem Chef einer Firma nicht sympatisch waren. Dann guckt er in die mitgebrachten Unterlagen, und selektiert offenkundig untaugliche aus. Dann stellt er ein paar praxisbezogene Fragen und selektiert weiter aus.

Je mehr Bewerber es fuer um so weniger Jobs gibt, um so staerker kann er selektieren. Das geht hin bis zur frage, ob die Bewerberin denn die Beine breit machen wuerde. Mit Noten hat das nichts zu tun.

Doch alleine seinen Berufsschuelern den Tip zu geben "fall bloss nicht unangenehm auf" reicht auch nicht, an irgendetwas muss der Chef schon Gefallen finden, positives muss es auch geben.

Dazu helfen am Besten die Dinge, die der Neue auch wirklich gemacht hat, nicht notwendigerweise in einer anderen Firma, auch als Hobby.

Die Welt besteht viel mehr aus Zwischenmenschlichem und imperfektem, als aus euren theoretischen Messlatten.

Etwas objektiver mag es bei grossen Firmen aussehen, dort kennen Personalentscheider vielleichtb auch die aktuelle Berufsschule, dennoch gelten gerade dort Einstellungen als oftmal komplett idiotisch, aber die meisten kommen wohl noch in kleinen Firmen unter.

--
Manfred Winterhoff
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MaWin

Ganz genau so. Wenn der Wunsch gut/plausibel begründet ist.

In D (mein Eindruck, zumindest was Großunternehmen angeht) will niemand am Ende mit einem schwarzen Peter dasitzen ("Sie haben den doch eingestellt"). Zu diesem Zweck werden die verrücktesten Klimmzüge gemacht. Einer meiner bekloppteren Vorgesetzten wurde Beurteiler in einer Assessment Runde - da konnte man sich leicht ausrechnen, was da rauskam. Aber wenn mehrere beteiligt sind, kann ja keinem Einzelnen später ein Vorwurf gemacht werden :-).

Andrerseits muß man sich davor hüten, dem aus der Chemie bekannten Satz "similia similibus solvuntur" (lat: "ähnliches wird von ähnlichem gelöst") auch beim Personal zu unterliegen. Michael Chrichton hat sowas in "Disclosure" schön beschrieben, wo eine Dame Karriere macht, weil sie sich in allem der verstorbenen Tochter des CEO angleicht.

Und dazu gibt kein real existierendes Zeugnis Auskunft (was viele hierzulande einfach nicht wahrhaben wollen).

Ein Erweckungserlebnis war ein Lehrer, der äußersten Wert auf Goethe etc legte, aber nicht herausfinden konnte, wo bei seinem Auto die Batterie saß. Oder der Direktor, der den Meister aussem Betrieb zu sich nach Hause kommen lie0, weil er seine Wasserleitung angenagelt hatte und sich nicht selbst vor dem Ertrinken retten konnte. Non scolae, sed vitae discimus! Hahahaha.

Grüße, H.

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Heinz Schmitz

Tja, deshalb bin ich gegen Inzucht, die vor allem im Bereich der Medizintechnik. Ich zum Personaler: "Nein, ich will nichts von Medical Device Experience in der Stellenanzeige stehen haben" ... "Ja, aber, das haben wir doch immer ..." ... "Nein, diesmal nicht"

Um eine Produktion auf Vordermann zu bringen, suchte und fand ich einen Flugzeugbau-Ingenieur. Mein Chef schuettelte anfangs den Kopf, der Personalchef war fassungslos. Guess what? Der hat das hinbekommen, das lief wie ein Uhrwerk. Sales gab XXX Stueck/Tag ein, hinten kamen dann Punkt sechs Uhr abends XXX komma Null Stueck raus. Am Quartalsende gilt in USA die Regel, dass Umsatz erst gebucht werden darf, wenn der Lastwagen die Rampe mit den Guetern verlassen hat. Puenktlich um sieben am Vorabend war alles verladen und der Motor wurde angeschmissen. Kein Naegelbeissen wie bei anderen Firmen.

Mit anderen Worten, man muss auch mal ein Risiko eingehen. Sonst sollte man kein Manager werden.

--
Gruesse, Joerg

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Joerg

Genau das versuchen die Kompetenznoten, z.B. die Projektkompetenz oder die berufsfachliche Kompetenz auszudrücken. Ein Hoffnungsschimmer für Arbeitgeber?!

Grüße

Heike Vetter

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Andreas Fecht

MaWin schrieb:

Auch mit 55 Jahren gibt es durchaus die Möglichkeit der Weiterbildung.

Grüße

Heike Vetter

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Heike Vetter

"Heike Vetter" schrieb im Newsbeitrag news:fjn5dn$p6l$ snipped-for-privacy@online.de...

Wozu ? Der Mann hat seinen Job, ist Chef, hat sein gesichertes Einkommen.

Lernen, bloss weil irgendein Fuzzi vom Amt mal wieder eine Sau durchs Dorf treibt?

Korrektur:

Eine Ablehnungsbegruendung ( 'ueberqualifiziert' / 'nicht ausreichend' ).

--
Manfred Winterhoff
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MaWin

Heike Vetter schrieb:

=2E

Hast du diesbez=FCglich was bestimmtes im Sinn ?

Oder nur Weiterbildung um Teufel komm raus. So nach der Deviese, nun bilden Sie sich mal weiter? Wird ja von der Arbeitsverwaltung bezahlt.

Handelt es sich um betriebliche Weiterbildung d=FCrfte das auch OK sein.

--=20 mfg hdw

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Horst-D.Winzler

Betriebliche und AVW-Weiterbildung sind Kamele ohne Wasser. Die Kurse werden meist von Leuten gemacht, die extra dafür eingestellt wurden und denen Dein Erfolg ziemlich schnuppe ist, da das Geld nach Kursende fällt und nicht erst nach Deinem Profit. Die Bosse da folgen ebenso dem Auftriebssatz (großer Unterbau, großes Tamtam, großes Gehalt) wie alle anderen Honchos. Am Ende haste eine Woche lang super Folien gesehen, dann hockste wieder in Deinem Büro und arbeitest den Haufen ab, der sich inzwischen aufgetürmt hat. Abends fragste Dich dann, wozu das Ganze gut war.

Ganz negativ habe ich z.B. die immense Zahl exzellent dotierter SAP-Berater empfunden. Da kam man nach Tagen raus und hatte immer noch keine Henkel am Topf.

Imho kommt es vielmehr darauf an, daß jeder die Augen offenhält, selbst recherchiert und über das lernt, was ihm (oder ihm und seinem Job) nutzen kann. Das ham wir im Studium ja auch oft so gemacht. Und nach Feierabend!

Grüße, H.

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Heinz Schmitz

Heinz Schmitz schrieb:

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mfg Rolf Bombach
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Rolf_Bombach

Hier oft TQM Kurse. Haufenweise Fluff und Blah-Blah.

Bingo! Nun muss diese Einsicht nur noch in die Koepfe einiger Anspruchsdenker hinein. Und genau das ist das Problem.

--
Gruesse, Joerg

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Joerg

Danke für den interessanten Hinweis. Ich wünschte, es hätte Wikipedia auch schon zu meiner Schulzeit gegeben :-).

Grüße, H.

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Heinz Schmitz

Am Mon, 10 Dec 2007 21:22:01 +0100 schrieb Heike Vetter:

Hi!

Interessiert auch die Lage in A?

Is zwar schon eine Zeit her daß ich in der Schule war, jedoch denke ich, daß es bei uns Kompetenznoten nach wie vor nicht gibt.

Er muß der Aufgabenstellung formell - sprich: am Papier[1] - gewachsen sein und für Peanuts zu arbeiten bereit sein.

Für Personalentscheider ist wichtig, daß die Keywords des offenen Postens in der Bewerbung des Suchenden vorkommen. Zumindest dort, wo es eine eigene HR (Human _Ressources_ *brrr*) Abteilung gibt ist das so.

Grüße, Thorsten

[1] Das ist dann der Fall, wenn der Bewerber belegen kann eine bestimmte Schule besucht zu haben. Der Titel "Ing" und alle Steigerungen davon sind in A auch sehr gefragt.
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Thorsten Oesterlein

Horst-D.Winzler schrieb:

Wer sich privat (passiert ja auch im Hobby) oder auf eigene Kosten in einem sonstigen Bereich weiterbildet, kann das gerne machen. Es wird nicht schaden. Die Senioren formieren sich ja inzwischen auch vor Computern, um die Geheimnisse des WWW zu ergründen.

Meine Frage bezog sich ursprünglich aber darauf, wie Personalentscheider einen Bewerber einstellen. Seit 2003 sind die Berufe in der dualen Ausbildung neu strukturiert worden, was auch eine Umgestaltung der Zeugnisse zur Folge hatte. Während in früheren Zeugnissen die Fächer z.B. "Arbeitsplanung" oder "Technische Mathematik" hießen, steht da heute z.B. "Projektkompetenz" oder "Berufsfachliche Kompetenz". Mir stellt sich da schon die Frage, wie auf Basis dieser Kompetenznoten ein Bewerber eingestellt wird. Nach meiner Recherche sind die Personalentscheider nicht ausreichend darüber informiert, was diese Noten beinhalten. Das ist nicht gut. Schließlich ist die Forderung nach einer Umstellung der Ausbildung in der Berufsschule nicht vom Himmel gefallen sondern kam durch Forderung der Betriebe, die damit auf die sich schnell veränderliche Berufswelt reagieren will. Ein Personalentscheider sollte, auch wenn er 55-Jahre alt ist, diesbzgl. informiert sein.

Grüße

Heike

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Heike Vetter

Thorsten Oesterlein schrieb:

In Österreich gibt es auch die duale Berufsausbildung, und es hat auch eine Neuordnung der Berufe gegeben, so habe ich es jedenfalls gelesen. Ob der österreichische Azubi auch Handlungskompetenz erreichen muss, die ihm die Berufsschule vermitteln soll, weiß ich nicht. Bei uns stehen jedenfalls im Zeugnis inzwischen Noten wie "Projektkompetenz" und nicht mehr Fächer wie "Technische Mathematik".

Grüße

Heike

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Heike Vetter

Bei allem Respekt, ich glaube, Ihr legt zu viel Wert auf Zeugnisse. Die einzigen, die jemals mein Diplom oder die Noten da drin sehen wollen, waren Visa- und Einwanderungsbehoerden. Das gleiche gilt fuer mich, wenn ich Entscheider bin. Ich frage nie danach. Dann kann doch in Europa nicht so viel anders sein, oder doch?

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Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com/
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Joerg

Also fuer mich hoert sich 'Handlungskompetenz' nach hirnlosem Geschwafel an und "Technische Mathematik" immerhin nach etwas bewertbarem. Und die Vorstellung das man bei einem Lehrling glaubwuerdig soetwas wie "Projektkompetenz" fuer die Zukunft prognostizieren kann ist einfach laecherlich.

Olaf

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Olaf Kaluza

Heike Vetter schrieb:

Fein. Und wie gut ist dieser Mensch dann in Mathe?

- Henry

--
www.ehydra.dyndns.info
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Henry Kiefer

Am Thu, 13 Dec 2007 22:33:31 +0100 schrieb Heike Vetter:

Das stimmt. Es gibt hier auch mittlerweile bei einigen Berufen die Möglich mit einer Art Matura (bei euch Abitur) abzuschließen um dann Studieren gehen zu können.

Ich glaube nicht, daß "Projektkompetenz" bei uns in irgendeinem Berufschulzeugnis steht. Schon alleine deswegen, weil ich nicht glaube, daß diese Fähigkeit in irgendeiner Berufschule eine Rolle spielt bzw. Augenmerk darauf gelegt wird. Dazu sind unsere Berufschulen auch viel zu Rückständig.

Grüße, Thorsten

Reply to
Thorsten Oesterlein

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