(followup-to de.sci.electronics, ggf. auch gerne ignorieren, wenn passend :-)
Moin,
seit einiger Zeit habe ich einen neuen SDR, bladeRF von http:/nuand.com. Bestechend daran, das Ding ist USB powered, geht von was um 300 bis gut über 3700 MHz, bei Bandbreiten von 30 MHz und mehr. Das Ganze war eine Kickstarter-Kampagne, die für Mai oder Juni avisierte Auslieferung hat sich (Wie erwartet) verzögert, aber vor gut zwei Wochen durfte ich das Teil beim Zoll auslösen. Es gibt zwei Versionen, mit kleinerem und größerem FPGA (AFAIR 40000 vs 115000 Elemente), ich habe den Größeren genommen, waren 600 US$. Der Kleine war was um 400US$ gelegen. Verkauft werden sie jetzt regulär einen kleinen Tick teurer, meine ich mich zu erinnern.
Erstes Kurz-Fazit, das Ding hat sich einen festen Platz in meiner Laptop-Tasche verdient :)
Unter Windows habe ich bisher noch nichts installiert, da müßte man derzeit die Entwicklerumgebung installieren und den Kram selber kompilieren, genau wie unter Linux, nur, daß bei Linux das schon alles da ist und einfach funktioniert. Mit den üblichen Debian-Derivaten funktioniert das Ganze schmerzfrei, bei mir Kubuntu 12.04 LTS; das sind auch die Distributionen, die die anderen user und die PRogrammierer häufig verwenden, damit klappt der support in der community so recht gut.
Kleine Hürde bei mir war, ich betreibe das Ganze in einer VM, und da mußte ich erst mal lernen, daß es nur funktioniert, wenn ich in VMware USB3.0 deaktiviere. Nun ja, USB2.0 scheint auszureichen...
Das Gerätchen ist recht empfindlich, auch auf den hohen Frequenzen, hat wenig Eigenstörungen, und auch das Platinendesign ist so, daß bei abgezogener Antenne wenig HF rein bzw. raus kommt. Klar, muß ja, bei _dem_ Frequenzbereich, da kann man nicht schludern.
Die Installation geht recht reibungsfrei, wenn man mit git, cmake und make umzugehen wagt. Allerdings benötigt man doch einiges an Software, um damit etwas anfangen zu können, gnuradio, gr.osmosdr und das eigentliche bladeRF-Paket, dazu ist nach jeder Bestromung der FPGA zu laden, was allerdings einfach automatisierbar ist bzw. in gnuradio schon automatisiert ist. Die Installation ist schon eher was für einen verregneten Sonntag, wenn man es so macht wie ich, immer mal nur so zwischendurch, im Zug oder in der Mittagspause, dann zieht es sich, bis alles paßt :-)
Ein sehr schöner SDR-Empfänger, der einen Teil der Fähigkeiten eindrucksvoll zeigt, ist gqrx.
Damit habe ich auch ein paar scrrenshots erstellt, einfach mit dem laptop im Regionalzug im Raum Fürth/Erlanegn gesessen, den RX in der Tasche, mit 15cm Draht als Antenne. Da bietet es sich an, einfach mal die Mobilfunknetze anzusehen, das sind weithin verfügbare, schön breite Signale, die die Möglichkeiten des Teils erahnen lassen.
Man muß dabei bedenken, was das Ding empfangen kann, das kann es auch sendeseitig erzeugen. Erste Tests mit breiten OFDM-Signalen waren problemlos, OpenBTS-support ist noch nicht fertig, kommt aber sicher noch, und OpenLTE verspricht auch eine gewisse Spannung :) Raus kommen da ein paar mW, für Tests mehr als genug.
Interessant für den Kenner ist der LTE_1815_2BW.png, zeigt er im Wasserfall schön den Übergang zwischen zwei verschiedenen Bandbreiten im LTE-Netz der Telekom. Die haben in Fürth noch ein paar GSM1800-Stationen laufen, deswegen wird da für LTE eine etwas kleinere Bandbreite verwendet. Leider ist 1800MHz ziemlich vollgemüllt, da gibt es etliche unschöne Linien, die aber weg sind, sobald man die Antenne abzieht. Das Bild bei 806 MHz stellt die drei LTE800-Betreiber O2, D2 und D1 dar, und die UMTS-screenshots zeigen auch, daß der RX das recht sauber und ohne große aliasing-images darzustellen vermag, wenn er nicht so zugemüllt ist wie auf 1800 MHz. SDR-typisch halt, ohne HF-Filterung hat man verloren, wenn der Wandler durch Signal außerhalb des interessierendes Bandes unerwartet in die Sättigung gerät.
Stichwort Filter, auch die interne Filterung im TRX-chip bringt einiges, wenn man sie sinnvoll dazukonfiguriert. Die Menu-Option in gqrx ist auf meinen Tip hin mal eben eingebaut worden - die community ist prima, viele fähige Leute in der ganzen Welt.
-ras