In article , Joerg writes: |> Dann muesste man mal Industrieauftraege an Land ziehen, dann ist Kohle |> da und die Leute haetten auch etwas echt praxisnahes.
Industriekooperationen sind in der Tat sehr angenehm und können für beide Seiten rentabel sein. Und natürlich macht es unglaublich Spaß, an etwas zu schrauben, wo zumindest die grundsätzliche Möglichkeit besteht, daß es auch mal außerhalb des Lehrstuhls eingesetzt wird.
Allerdings geht das am Kern der Sache vorbei. Es ist doch mittlerweile so, daß Lehrstühle mit einer absoluten Minimalbesatzung gefahren werden. Prof, ein Mitarbeiter aus Landesmitteln, die Sekretärin wird sich geteilt.
Der Mitarbeiter aus Landesmitteln ist mit Lehre und Anträgeschreiben befaßt, so daß überhaupt die Möglichkeit existiert, noch weitere Leute einzustellen und denen eine längerfristige Perspektive zu bieten: Eine Promotion dauert typischerweise 4 Jahre, die Förderperioden sind aber normalerweise 2 Jahre -- sprich, kaum ist die Stelle besetzt, muß eigentlich schon mit dem Nachfolgeantrag begonnen werden, denn die Bearbeitungszeit liegt bei ungefähr 6 Monaten und eine Stattgabegarantie gibt es natürlich nicht, d.h. man sollte einkalkulieren, daß der Antrag abgelehnt wird und entsprechende Alternativeisen im Feuer haben.
Wer auf der Landesstelle Stelle promovieren möcht, hat ein Problem, denn die nötige Zeit für eigene Arbeiten sind schon per Arbeitsvertrag (70-80% Lehre im laufenden Semester) ausgehebelt. Also müssen Arbeiten "delegiert" werden -- die Diplomarbeiter-Problematik wurde hier ja schon hinreichend diskutiert. Man kann Glück haben und unglaublich motivierte Leute bekommen, man kann auch Pech haben und es kommt selbst mit Verlängerung nicht wirklich was raus.
Und wer auf der Stelle habilitieren möchte, muß sehen, daß das mit den Anträgen klappt, da sich sonst überhaupt keine Forschungsgruppe formieren läßt -- mit dem zweiten Buch soll's ja schließlich auch mal was werden, so daß zumindest eine gewisse Chance auf eine Professur besteht. Eine Habil-Stelle hält ja auch nicht ewig.
Und ganz nebenbei müssen ja auch Gelder ran, so daß man die eigenen Arbeiten auf Konferenzen präsentieren kann *und* dann noch was über hat, um das Labor und die Arbeitsplätze halbwegs aktuell zu halten.
So sieht Spitzenforschung in Deutschland heute aus...
Und darum scheut man die Hardware. Sie ist teuer in der Entwicklung, gerade wenn man dann an eine Xilinx-Bug schrammt, sie ist teuer in Aufbau und Debugging -- und dann wird's ggf. doch nur ein Kompromiß, weil man sich das komplette Labor bestehend aus schnellem DSO und Logic Analyzer aus dem laufenden Haushalt nicht leisten kann (-> Antrag).
Bis das Dingen dann aufgebaut ist und funktioniert, vergehen zwei Jahre.
Also doch lieber nur Simulation von Anfang an. Macht nicht so viel Spaß wie echte Hardware, hat immer den Nimbus des Papiertigers, aber geht dafür schnell, schmerzlos und kostengünstig.
|> Ist noch trauriger. Im wirklichen Leben bekommen sie nicht mal mehr eine |> Web Site auf die Reihe. Siehe NXP.
Das ist aber nicht das Problem von Sales und Marketing, sondern das Problem dessen, der sie implementiert hat... Was wetten?
Rainer