Starkstrommast und Gewitter

Hallo zusammen!

Bei einem Spaziergang mit aufziehendem Gewitter habe ich gestern mal über folgende Frage philosophiert: Ist ein Starkstrommast einer 110kV Überlandleitung ein guter "Unterstand" bei einem Gewitter im Sinne von "Schutz vor Blitzschlag"? Reicht die Gitterkonstruktion schon als Faradayscher Käfig? Oder schützt die Erdung der vier Eckpfosten ausreichen vor Potentialunterschieden im "Inneren" des Masten? Der gesamte Mast sollte ja eine hohe Leitfähigkeit aufweisen, so dass sich lokale Potentialunterschiede sehr in Grenzen halten dürften. Oder ist das alles Unsinn, und man hält besser deutlichen Abstand von den Dingern, weil dort die Einschlag Wahrscheinlichkeit natürlich deutlich höher ist?

Gruß Thorsten

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Thorsten Ostermann
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Am 22.08.2011 11:45, schrieb Thorsten Ostermann:

Für einen "richtigen" Faradayschen Käfig ist IMO das Gitterwerk zu grobmaschig. Aber so rein vom Gefühl her würde ich sagen, daß die Potentialunterschiede *innerhalb* des Mastens ausreichend niedrig sind. Nur den Mast berühren sollte man nicht - ich würde mich nicht darauf verlassen, daß die Masten auf niedrige Berührspannungen hin optimiert sind. Gleiches dürfte für Schrittspannungen gelten. Sich *neben* den Mast zu stellen, könnte also unangenehme Folgen haben.

Tschüs,

Sebastian

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Sebastian Suchanek

Die Frage habe ich mir auch schonmal gestellt.

Damals war ich noch der Meinung, dass das eigentlich funktionieren müsste.

Bei einer Websuche bin ich gerade auf das hier gestoßen:

Letztlich wird man nicht darum herumkommen, dass im Modellversuch auszuprobieren.

Ich zweifle zumindest an, dass das jemand ohne ernsthafte Versuche so beantworten kann, dass ich es ausprobieren wollte.

Was möglicherweise hilft ist: Abstand halten von allem was "hoch" ist (Masten, Bäume, ...). Sich selber so niedrig platzieren wie möglich (Senken, Straßengraben, ...). In die Hocke gehen und Beine möglichst nahe beieinander halten.

AFAIR gab es mal einen Fall, wo sich jemand bei Gewitter unter ein Fahrzeug gelegt hat, und den Einschlag in eben dieses Fahrzeug nicht überstanden hat. Habe ich das falsch in Erinnerung oder gab es wirklich so einen Fall?

Gruß

Manuel

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Manuel Reimer

Am 22.08.2011 12:21, schrieb Manuel Reimer:

Ich kenne einen Fall mit drei Toten, die Schutz an/unter einem Bagger gesucht haben:

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Diesen Fall halte ich aber nicht mit der Situation an/in einem Freileitungsmast vergleichbar. Letzterer ist mehr oder weniger aufwendig geerdet, der Bagger hat bestenfalls die Kontaktfläche der Raupenketten mit der Erdoberfläche.

Tschüs,

Sebastian

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Sebastian Suchanek

Manuel Reimer :

Denkbar - wegen der "Schrittspannung". Hätte er sich in das Auto gelegt, hätte er überlebt.

Das gleiche gilt in so einem Gittermast. Je näher man am Objekt ist, das den Blitz ableitet, umso grösser ist die Differenz der Spannung im Erdreich. Also ich möchte da nicht in so einem Teil stehen, wenn da der Blitz dran runterfährt. Es ist schon recht wahrscheinlich, dass der sich nicht gleichmässig auf alle 4 Pfeiler verteilt. Lieber 15m weiter weg und nicht unter den Drähten aufhalten. Für die Bemessung von Blitzschutzanlagen gibt es das Kugelmodell. Man stellt sich da eine Kugel von z.B. 30m Durchmesser vor, die über die Erdoberfläche gerollt wird. Überall da, wo die Kugel Objekte berühren kann, schlägt der Blitz höchstwahrscheinlich ein. Und auch an die Sekundäreffekte denken: abfallende Äste, umstürzende Bäume -> tiefliegende Lichtung im Wald suchen oder die Mitte einer Schneise bzw. eines Weges - wenn ringsum Wald ist.

M.

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Matthias Weingart

Schrittspannung ist bestenfalls ein Thema, wenn der Blitz in der Nähe eines Autos einschlägt. Schlägt der Blitz ins Auto, muß die Ladung ja irgendwie von der Karosserie in den Boden kommen. Die Reifen sind keine brillanten Leiter, also gibt es einen Überschlag von Autounterboden in den Boden. Da möchte man nicht seinen Körper als Ionenbrücke anbieten. Einen viel schlechteren Platz kann man sich wirklich nicht aussuchen.

Im Inneren eines Hochspannungsmastes wird die Situation deutlich besser sein, da er einerseits gut im Fundament steht, andererseits auch entsprechend geerdet sein muß.

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David Kastrup
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David Kastrup

Die Entladung scheint gerne entlang der Reifen zu verlaufen, man hört immer wieder von defekten Reifen nach Blitzschlag. Auch kenne ich den Fall eines brennenden Radladers nach Berührung der Bahn-Oberleitung. Dummerweise lief dann das panische Aussteigen aus der von den Räden ausgehend brennenden Kiste schief -> Stromschlag, tot :(

-ras

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Ralph A. Schmid

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Ralph A. Schmid, dk5ras

Mit einem unter dem Auto liegenden Menschen haben die Reifen deutlich verbesserte Überlebensschancen.

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David Kastrup
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David Kastrup

Am 22.08.2011 11:45, schrieb Thorsten Ostermann:

Wenn besagter Gittermast dich nicht schützen könnte, könnten es die "üblichen" Blitzschutzeinrichtungen an Wohnhäusern längst nicht. Einen besseren Blitzschutz auf offenem Feld als einen 110kV Gittermast wird man selten finden. Allerdings sollte Einiges beachtet werden. Stellen oder Knien in der Mitte. Nicht breitbeinig hinstellen. Nicht locker an die Verstrebung anlehnen.

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mfg hdw
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horst-d.winzler

"horst-d.winzler" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.individual.net...

Hi, ev. mit Nylonseil an innerer Strebe aufentern, aber guten Abstand vom Metall halten... dann ist man innerhalb der Käfigeffekte nur von Schweißstellen umgeben. Ob die Erdung am Fuß so gut ist, weiß man ja noch nicht.

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 mfg,
gUnther
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gUnther nanonüm

Am 22.08.2011 16:04, schrieb gUnther nanon?m:

Fundamenterder

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mfg hdw
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horst-d.winzler

Das ist klar. Auf die Idee muß man auch erst mal kommen, sich unters Auto zu legen.

-ras

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Ralph A. Schmid

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Ralph A. Schmid, dk5ras

Naja, das ist halt praktischer Verstand. Man weiß, daß man im Auto vor einem Blitzschlag sicher ist. Das hat man mal irgendwo gelesen. Das Auto ist aber abgeschlossen. Dann legt man sich halt drunter. Wenn der Blitz schon nicht durch das Autodach durchkommt, kommt er erst recht nicht noch durch den Boden.

Irgendwann liest man dann in der Zeitung, daß jemand sogar noch gestorben ist, als er sich _unter_ das Auto gelegt hat. Ab dann steigt man bei Gewitter halt aus und wartet unter dem nächsten Baum.

Man ist ja lernfähig.

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David Kastrup
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David Kastrup

"horst-d.winzler" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.individual.net...

Hi, ja, die sollen dran sein. Wurden die auch getestet mit einem "echten Blitz"? Und wie ging das ab, kam da ein Ufo und hat hingeblitzt? Ist doch alles Normgelüge und Techmagie. Kein vernünftiger Mensch glaubt dran, sobald es blitzt und donnert. Daheim wird weiterhin das Handy ausgemacht, wenns gewittert. Die "Antenne" zieht ja angeblich Blitze an.

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 mfg,
gUnther
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gUnther nanonüm

Ja, speziell unter Buchen. Das hat man schliesslich schon als Kind gelernt. :-) Gruss Harald

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Harald Wilhelms

Hmmm...aber auch nur, wenn man im Physikunterricht vollends gepennt bzw. eigenes Denken vollständig abgelegt hat.

-ras

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Ralph A. Schmid

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Ralph A. Schmid, dk5ras

Ich hatte auch schon einen Physikprofessor, der in seiner Vorlesung keinen Freiwilligen zur Demonstration eines Faradayschen Käfigs am Bandgenerator (einige Zentimeter Funkenweite) gefunden hat, und dann selbst einstieg. Die Hörsaalausstattung zu jener Zeit beinhaltete kein Funkmikrophon. Die anwesenden Studenten waren von den Vorzügen eines Faradayschen Käfigs auch danach wohl eher mäßig überzeugt.

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David Kastrup
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David Kastrup

Am 22.08.2011 17:32, schrieb gUnther nanon?m:

Mit Metaphysik und Theologie ist alles begründbar.

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mfg hdw
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Horst-D.Winzler

Die Bandgenerator-Demo damals an der Realschule sah anders aus. "Boris, Du hast die längsten Haare, die sehen auch frisch gewaschen aus, komm mal vor, stell Dich auf den Hocker, Hand auf die Halbkugel". Boris zögerte etwas, ließ sich dann aber überreden.

Sahen schon die mehr und mehr abstehenden Haare kurios aus, war es doch noch viel beeindruckender, daß Boris die gereichte Hand des Lehrers zum Abstieg ignorierte. Damit ersparte er dem Lehrer den einkalkulierten Stromschlag, dafür fand die Entladung im Vorbeigehen am Lehrertisch vonstatten, vermittels eines langen, blauen Funkens aus der kleinen Zehe, mit eindrucksvollem Knall.

Boris war von solchen Versuchen nachhaltig kuriert.

-ras

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Ralph A. Schmid

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Ralph A. Schmid, dk5ras

Naja, das sollte ja auch eine Demo des Käfigs sein. Daß das Umhängemikro daraus eine Bandgeneratordemo machte, war wohl eher nicht eingeplant.

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David Kastrup
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David Kastrup

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