Arbeiten die Regelkreise in modernen Labornetzgeräten noch immer analog und erhalten nur die Stellgrösse wie Spannung und maximaler Strom via DAC oder gibt es auch Geräte, bei denen die Regelung komplett mittels µC in Software erledigt wird?
Ein moderner DSP oder µC sollte IMO ausreichend schnell sein. Bei Audio werden DSPs ja auch verwendet. Hier verursacht aber ein hängender Controller in der Regel keinen Schaden; es klingt nur seltsam. Wenn aber bei einem Netzteil die Strombegrenzung hängt, kann es für das angeschlossene Objekt (z.B. eine LED) u.U. tödlich enden. Es traut vmtl. kein Hersteller den Programmierkünsten seiner Entwicklern.
Echte Potis werden nur noch in einfacheren Netzteilen verbaut und dann auch keine teuren 10-Gang-Potis. Ansonsten sind Endlosdrehgeber verbaut. Die verändern nur den digitalen Wert des DACs für den Sollwert. Da kann nichts mehr kratzen.
Ja stimmt, der Drehgeber war bisher das erste/einzige Teil das ich in meinem Korad 3005 ersetzen musste. :-D
BTW: Wenn man in der naehe (1m) des Korad ernsthaft mit Hochspannung, Koronaentladung aus Mopedzuendspule, rumtuedelt dann stuerzt der Controller im Netzteil schonmal ab und stellt beliebige Ausgangsspannungen ein. Aber gut, das war vermutlich mehr ans die uebliche EMV Einstrahlung.
Ein rein Mikrocontroller basiertes Design waere wohl nicht nur langsamer, sondern auch noch empfindlicher.
Gleichwohl wird ja niemand gehindert sowas mal zu probieren, bald ist ja Weihnachten und da hat man wenig zutun...
Ich habe so etwas prinzipiell schon mehrmals in der Industrie entwickelt. Allerdings nicht für ein 'modernes Labornetzteil', weil das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist - es sei denn, ein solches Netzteil darf z.B. 12000 EUR kosten.
Wenn man sich die technischen Daten, die ein Labornetzteil haben muß, um am Markt bestehen zu können, vor Augen hält, fällt sofort auf, daß ein solches Vorhaben verschwendete Zeit wäre. Ich muß dazu nichts /probieren/, sondern weiß dies sofort im voraus.
Warum sollte man das im Controller machen, wenn es ohne nennenswerten Stress analog machbar ist? Wenn Du einigermaßen schnell regeln können willst, brauchst Du verflixt schnelle ADCs und viel Rechenleistung für etwas, was billige Analogregler genausogut erledigen können.
Zum Halten eines Sollwerts kann man fast beliebig schnelle ADC (Sigma-Delta) "Nachlaufwandler" einsetzen - wobei hier der Komparator das Teil ist, auf das es geschwindigkeitsmäßig auch im analogen Regler ankommt.
Im Stellglied hat man digital immer das Problem mit der Quantelung, im DAC, PWM oder Schaltregler, die eine Tiefpass-Filterung notwendig macht, die dann dummerweise die Reaktionsgeschwindigkeit absenkt.
Bei Labornetzteilen kenne ich welche, die grob durch Trafo-Anzapfungen den Bereich der Ausgangsspannung eingestellt haben, und den Rest analog (Bratregler) ausgeregelt haben. So eine Trennung in (digitale) Grob- und (analoge) Feinregelung dürfte auch heute noch die besten Ergebnisse liefern.
Am 02.11.2022 um 21:05 schrieb Hans-Peter Diettrich:
Ich habe vor vielen Jahren 'mal mit einem gesteuerten Gleichrichter (Phasenanschnitt mit 2 Thyristoren) experimentiert. Man kann dann über eine Steuerspannung den Anschnittwinkel einstellen. Das wäre eine Lösung für große Leistung des Labornetzteils ab 0 V.
Naja, wenn die Programmierkünste der Entwickler nix taugen, dann ist es auch egal, ob aufgrund nicht reagierender Regelung (verschluckter DSP) an den Anschlag fährt, oder aber der per DAC bereitgestellte Sollwert seinerseits auf Vollausschlag wandert. Der observierte Effekt ist derselbe: Das DUT wird gegrillt. Und wenn ich mir so anschaue, was bei Motoren so digital getrieben wird (komplette feldorientierte Regelung in Software mit PWM bis in den MHz-Bereich), dann würde es mich schon wundern, wenn man das nicht auch in Labornetzteilen finden würde. Jaja, ich weiß, so ein Motor macht selten mehr als ein paar tausend Umdrehungen pro Minute, da tun es auch niedrige Abtastraten. Und Abtastraten im MHz-Bereich zu verarbeiten, ist auch kein Hexenwerk. Passiert in vielen SDR genau so.
Hm...wieviel Euro mehr bist du denn bereit fuer ein Netzteil mehr zu bezahlen was genau dasselbe kann wie das Teil was daneben im Regal steht und genau dasselbe kann aber nur einen LM358 als Regler hat?
Immerhin leben wir ja im Geiz-ist-Geil Zeitalter wo sich die Leute lieber Stacheldraht durch den Arsch ziehen lassen anstatt auch nur einen Euro mehr auszugeben als notwendig.
Und kommt es dir nicht uebertrieben vor so zu regeln wenn du ganz am Ende wieder einen langweiligen Leistungstransisor linear ansteuerst?
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