RoHS: Warum Bildschirme ausgenommen?

Ok, Leute, ist im Ingenieurmangel Thread eingeschlafen, aber dennoch interessant beziehungsweise seltsam. Deshalb einfach mal als kopierter Post hier:

Ich glaube nicht an die Aussage, dass Bleiglas "nicht besonders umweltschaedlich" ist. Da Ihr uns hier auf den anderen Seite des Teiches oft als laissez-faire in Sachen Umwelt seht, bringe ich einmal eine Studie von hier. Sie wird oft in der Legislative bei uns zitiert und das waere bestimmt nicht geschehen, wenn jemand ein Haar in der Suppe gefunden haette (was mit Sicherheit etliche Industrien versucht haben):

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Darin steht es gleich am Anfang: Bleieinsickerung aus einer zermalmten Bildroehre in dreifacher Hoehe der als gefaehrlich angesehenen Grenze. Soviel zu "nicht besonders umweltschaedlich".

Und nun Bild 2.1. Um den kleinen roten Streifen "other electronics", der so um die 1% ausmacht, mussten sie in Bruessel ihr Muetchen kuehlen und RoHS verzapfen. Den dicken blauen Bereich mit fast 65% machen Bleibatterien aus. Nicht nur Autobatterien, sonder auch die in Spielzeugen mit Elektroantrieb, Alarmanlagen, UPS Kaesten usw. IOW in Dingen, die vom Benutzer oft achtlos weggeworfen werden.

Der rote mit gut 28% sind Bildroehren, die man dann geflissentlich ausgenommen hat. Auch wenn der Bereich nun abnimmt, er wird noch viele Jahre oder Jahrzehnte ueber "other electronics liegen". Wirklich eine tolle Leistung aus Bruessel.

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Gruesse, Joerg

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Joerg
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Joerg schrieb:

Soviel zu Blei aus Schlipsen!

Beste Grüße, Dieter

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Dieter Wiedmann

Joerg :

Hat noch keiner erwähnt: Vielen kommt ROHS und WEEE ganz recht. Kurbelt schliesslich das Geschäft an (unser lokaler Bestücker hat sich eine neue Wellenlötmaschine zugelegt; das hätte er nie getan, wenn er jetzt nicht parallel bleifrei und verbleibt über die Welle fahren müsste). Selbst bei Auftragslage der Entwicklern hat das Folgen ...

M.

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Matthias Weingart

du vergisst dabei eins, bildröhren werden heute gesondert gesammelt, und nicht in die natur geschmissen, da ist der bleieintrag durch munition in die umwelt wesentlich größer.

wie gesagt, wenn ich eine 80-90%ige rückführung des altgerätes habe, und somit eine umweltgerechte entsorgung, kann ich behaupten, dass bleiglas nicht umweltschädlich ist.

als vergleich: radioaktiver müll wird nahezu zu 100% gesondert deponiert und so verpackt, dass es die nächsten 1000 jahre nicht in die umwelt austreten kann, wobei jeder weiss, wie umweltschädlich es sein könnte, wenn es denn einfach in die natur gekippt würde.

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Andreas "cavala" Fischer

Jetzt haben wir aber eine neue Altgeräteverordnung, die Verpflichtung zum sammeln und recyclen und trotzdem bleifreies Lot...

Es gibt aber IMHO immer noch kein ENDlager! Also nix mit sicher für die nächsten 1000 Jahre...

Wenn Du für 30,-EUR einen Gewerbeschein beantragst, drückt man dir gleich eine zusätzliche Restmülltonne auf. Wenn Du tonnenweise das giftigste Zeug der Welt produzierst, hat eine Entsorgungslösung schon mal Zeit bis zur nächsten Generation...

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Gert Braet

"Joerg" schrieb im Newsbeitrag news:KiHmg.102708$ snipped-for-privacy@newssvr13.news.prodigy.com...

Ich hab dein Dokument gelesen. Die Daten werden stimmen, aber die Bedingungen unter denen diese Daten erreicht werden, sind nicht ganz klar (z.B. pH-Wert), daher hinterlaesst das Dokument einen zweifelhaften Eindruck. Dem Maerchen, das Bildroehren recykelt werden, glaub ich nicht, dazu muss man sich nur die Elektronik-Schrott-Haufen in China ansehen. Nach meinen Infos haben Glas-Recykler einen Haufen Aerger mit Bleiglas, naemlich den Svarowski-Vasen etc. die im Glascontainer landen, weil so eine Bleiglasvase in der Schmelze das normale Glas versaut und unverkaeuflich macht, ebenso wie Keramik.

Klar ist, das man auch Uran und Atommuell in Glas einschmilzt, und es dann als umweltvertraeglich ansieht, weil es so schlecht ausgewaschen werden kann. Ob das nur optimistischer Glauben ist, oder wahr, sei dahingestellt, aber beim passenden pH-Wert wird vom Blei wohl eher wenig ausgewaschen.

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Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at gmx dot net
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MaWin

Andreas "cavala" Fischer schrieb:

Aber auch da wird wohl in verschiedenen Bereichen schon Stahlmunition verwendet: Ist genauso t=F6dlich, nur das Gewehr nutzt sich st=E4rker ab. Gruss Harald PS Angeblich sterben mehr Enten beim Aufnehmen von Blei beim Gr=FCndeln als durch unmittelbare Munitionseinwirkung.

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Harald Wilhelms

Joerg schrieb:

Hallo,

es soll doch in den USA Seen geben auf denen Enten etc. gejagt werden, da liegt soviel Bleischrott am Seegrund das mehr Enten am gefressenen Blei sterben als am direkten Beschuss.

Bye

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Uwe Hercksen

Hallo Manfred,

Auf einen bestimmten pH Wert kann man sich nicht einschiessen. Es waere nicht realistisch. Wie schnell der selbst in der "Natur" weglaeuft, sehe ich an unserem Pool. Einen Monat nach Korrektur auf 7,6 kann er schon wieder weit ueber 8 liegen. Bei anderen Leuten unter 7.

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Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Matthias,

Nur muss er sie dann zusaetzlich ueber AfA abschreiben. Bei uns koennen sie das zumindest teilweise im ersten Jahr als Batzen abschreiben.

Hier noch nicht so sehr, da USA nicht unter RoHS faellt. Aber ich habe letzte Woche die erste Kostprobe gesehen, wie Loetqualitaet den Bach runtergehen kann.

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Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Andreas,

Rechne mal aus, wieviele Tonnen Blei in den verbleibenden 10-20% drin sind. Da sind Bleilote nichts gegen.

Ja, nach dem Motto "Wir wissen nicht, wohin mit dem Zeug, aber lassen wir einfach mal unsere Nachfahren damit fertig werden".

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Gruesse, Joerg

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Joerg

"Joerg" schrieb im Newsbeitrag news:uNUmg.28288$ snipped-for-privacy@newssvr14.news.prodigy.com...

7.2 ! Bei 7.6 wirkt das Kupfersulfat schon nicht mehr, wird zu Kupferhydroxid.

Klar, aber zwischen 10 und 4 wird es dem Bleiglas wohl noch nichts ausmachen (ohne es aufprobiert zu haben).

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MaWin

"Uwe Hercksen" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mew.uni-erlangen.de...

Nicht nur in den U.S.A. ....

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MaWin

Hallo Manfred,

Nun ja, aber um auf die Bildroehrensache zurueck zu kommen. Das Zeug ist laut o.g. Studie wohl rausgeleckt mit dem dreifachen zulaessigen Wert, egal welcher pH.

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Gruesse, Joerg

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Joerg

MaWin schrieb:

Man muss ja nicht unbedingt Kupfersalze nehmen, mit Quats kann man auch bis pH7,6 gehen.

Sehe ich auch so. Ich musste mal Bleiglas analysieren, klassisch nasschemisch, Mistarbeit das Zeug erstmal in Lösung zu bekommen.

Gruß Dieter

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Dieter Wiedmann

Joerg :

Nunja, es gibt da auch hier so Moeglichkeiten, wenn es neu ist, mobil und dann ev. sogar er auch noch Existenzgründer. Sonderabschreibungen und son Zeugs. Klingt aber mehr als es wirklich ist.

M.

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Matthias Weingart

Was ihr alles fuer Probleme habt ;) Ich hab mich gerade durch n paar Millionen Kubikmeter Wasser gepfluegt, ohne dass da jemand auf den pH-Wert achten wuerde ;)

Gruss,

Steffen

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Steffen Koepf

Hallo Steffen,

Wir wohnen leider nicht an der See :-(

Werde mich aber gleich auch durch duch das Wasser pfluegen, weil es hier ueber 40C sind.

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Gruesse, Joerg

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Joerg

Das wird ja äusserst gründlich und zum Teil direkt im Felslabor (Grimsel etwa) untersucht. Ist das Material aus dem Glas, ist es ja noch nicht in der Umwelt. Bei dem Glashaufen auf der offenen Müllkippe sieht das ganz anders aus. Im Endlager ist das Uran ja dann "zuhause", mit millionen Tonnen natürlichen Urans zusammen. Allein im umgebenden Kubikkilometer "Alpen" sind rund 10'000 t Uran und ein Vielfaches davon an Thorium. Und das kommt ja auch nicht spontan an die Oberfläche.

Das eigenartige an Blei ist, dass es sich um ein sehr seltenes Element handelt, d.h. das Vorkommen von Pb(16ppm) entspricht dem von U(4pmm) plus Th(12ppm, Gewichtsanteil Erdkruste jeweils).

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mfg Rolf Bombach
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Rolf_Bombach

Die Studie bezieht sich auf amerikanische Verhältnisse. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in DE jährlich rund 200 Kilotonnen Bleiakkus im _Hausmüll_ landen und anschliesslich deponiert werden. In vielen Europäischen Ländern gibt es überhaupt keine Direktdeponie mehr. Die Schlacke aus den Verbrennungsanlagen wird in Sonderdeponien gebracht, wo Auswaschung keine Rolle spielt.

Zur Bildröhre: Entgegen landläufiger Meinung ist ein Bleigehalt im Glas aus radiologischen Gründen nicht nötig. Die dicke Front- scheibe der Bildröhren hat übrigens noch nie Blei enthalten. Blei scheint eher aus technischen Gründen (niedrigschmelzendes "Glaslot") und eventuell als Kontamination drin zu sein. Es gab immer schon total bleifreie Bildröhren, man hat da aber offen- bar einfach nicht so drauf geachtet.

Zur Studie: Die ist von 1999 und ist völlig veraltet, da sie reich- lich kuriose Extrapolationen enthält. Den _massiven_ Umschwenk auf LCD-Flachbildschirme bei Computern hat sie nicht einbezogen.

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mfg Rolf Bombach
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Rolf_Bombach

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