Nummer 555 lebt.

Hallo NG

Nach den traurigen Nachrichten über Jim Williams und Bob Pease hier ein kleiner Hinweis auf einen überlebenden Dinosaurier.

Über Sinn und Unsinn des Timer-ICs Signetics NE555 hatten wir hier vor kurzem diskutiert.

Der IC hat eine reichlich bizarre Geschichte. Es fing damit an, dass ein Schweizer, Hans Camenzind, eine Lehre als Radiomechaniker absolvierte.

Anlässlich der Grundlagenprüfung unserer Physiklaboranten hat ein Mitarbeiter, der sich noch an Hans erinnerte, mal getestet, ob dieser sich erinnern kann respektive will. Den Briefwechsel darf ich hier wiedergeben.

: Subject: NE555 : : Guten Tag Herr Camenzind : Besten Dank für dieses Design. : An der Lehrabschlussprüfung der 18 Physiklaboranten des "Fürstentum : Liechtensteins und der Deutsschweiz" kam es dieses Jahr wieder zu Ehren. : : Eine Teilaufgabe war: "Die gemessenen Werte des NE 555 sind mit : den gerechneten zu vergleichen." : : So was ist nach wie vor aktuell. : : Ihre Heimat bedankt sich ));-)) : : Freundliche Grüsse : Ruedi Hugi

Von: Hans Camenzind [mailto: snipped-for-privacy@comcast.net] Gesendet: Freitag, 27. Mai 2011 22:49 An: Hugi Rudolf Betreff: RE: NE555

Mr. Hugi,

Thanks for your e-mail and congratulations! Excuse my replying in English; I can still read German without a problem but, after 50 years in the United States, I make far too many mistakes trying to write it.

I am surprised myself about how well the 555 timer has held up. It is now 40 years old and, except for a CMOS version, there has never been a redesign. From the second year on it has been the IC produced in the largest numbers every year. And to think of it, Signetics got the design for $ 14,400 (yes, $ 1200 per month for a year). I have since designed a little over 150 other ICs; none of them are produced in the same volume, but most of them were far more profitable for me.

I wish you all the luck in your career.

Hans Camenzind

332 Virginia Ave. San Francisco CA 94110-5151 415-308-6090 snipped-for-privacy@comcast.net
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Die umfangreichere Geschichte findet sich auf:

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Etwas länglich. Interessant die ups and downs von Signetics, die interessanten Entlöhnungen von Consultants ;-) und die Fähigkeiten damaliger Vertriebnixe. Auch erstaunlich, die guten Paarungstoleranzen der Widerstände kommen von der ruhigen Hand von Hans beim Hantieren mit Teppichmessern. Könnte heute eh keiner mehr. Siehe auch den Kommentar zu den "Revisions" heutiger ICs.

--
mfg Rolf Bombach
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Rolf Bombach
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Dinosaurier? Seinen Sohn (Tim Camenzind) traf ich letztes Jahr in einer IC-Schmiede im Silicon Valley. Ich fragte ihn auch nach dem Wohlergehen seines Vaters. "Blendend".

[interessanter Briefwechsel]

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Was haette ich drum gegeben wenn manche Firmen mit denen ich zu tun hatte jemanden wie Art Fury gehabt haetten.

Normalerweise ist es naemlich so wie Hans am Anfang beschrieb. Es ist recht muehsam, Leute besonders aus dem Bereich Marketing zum Einstieg in einen Markt zu ueberzeugen den sie nicht oder nicht gut kennen. "Thinking outside the box" ist da oft alles andere als ueblich.

Das war ein Exacto Messer, kein Teppichmesser. Sowas hier:

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Habe ich auch noch mit gearbeitet, aber selten. Was war das ein Driss wenn das Rubylith schon aelter was und sich bei Hitze wieder hochpellte.

--
Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com/
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Joerg

Guten Abend,

ich wusste gar nicht, dass ein Schweizer den 555 designt hatte... Wieder was gelernt! Der 555 ist ja eindeutig eines der Arbeitspferde der Elektronik und wird scheinbar immernoch gerne verwendet.

Traurigerweise ist er auch eines der wenigen konkreten ICs, die bei uns im Studium konkret gelehrt wurden. Wenn auch nur oberflächlich.

Gottseidank kannte ich ihn durchs Hobby bereits praktisch.

Grüße an Hans, Thomas Stegemann

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Thomas Stegemann

.

Ja, ja, ich weiss: "Wer hats erfunden? Die Schweizer!" :-) (Gibts diese Werbung bei euch auch, oder nur in D?) Gruss Harald

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Harald Wilhelms

Wirklich interessanter Beitrag. Z.B. der Marketingmensch, der entschied, das der 555 eine gute Idee sei, war ein "ungewöhnlicher Mensch, denn er bastelte zu Hause mit Elektronik"; allem Anschein nach waren auch damals schon viele der Manager Leute, die mit dem, was sie verkauften, nicht viel zu tun hatten. ;-)

  1. Sache: sein Design lief auf Anhieb; er schrieb es war Glück; m.M. nach war es aber auch seine Sorgfalt. Er testete die Schaltung sehr ausführlich - ausführlicher als manch anderer, wie er selbst sagte.

M.

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Matthias Weingart

Thomas Stegemann :

Das 555 Heftchen aus der electronica Reihe war mein liebstes und zerfleddertstes :-)

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Es gab zwar auch ziemlichen Schrott unter den Heften, aber viele waren super. So etwas wie Application-Notes heute.

M.

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Matthias Weingart

Ja, ich mag den immer noch, in der CMOS-Variante. Und wir verbauen den auch in einer internen Prüfeinrichtung nach wie vor...war einfach die schnellste Möglichkeit, für eine Serie kleiner Baugruppen von 25 Stück oder so, die reproduzierbar und recht genau einen in Frequenz und Tastverhältnis definierten Puls generieren.

-ras

--

Ralph A. Schmid

http://www.dk5ras.de/ http://www.db0fue.de/
http://www.bclog.de/
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Ralph A. Schmid, dk5ras

Das wird auch heute noch erwartet, zumindest dass ein "Proof of Concept" damit geht, Investoren damit beeindruckt werden koennen, und so. Die ICs sind aber erheblich komplizierter geworden und da schlaeft man die letzten 2-3 Naechte bevor die Prototypen von der Fab kommen nicht ganz so gut :-)

--
Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com/
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Joerg

Da gabs noch andere... Bill Mensch war in der Lage das Design des 6501 zu nehmen, es von Hand in ein Layout zu übersetzen (nix mit CAD) und auf Anhieb eine funktionierende CPU zu produzieren. (6501 ist der von Motorola vom Markt geklagte Vorläufer des 6502).

Siehe hier:

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(Abschnitt 'MOS 6500')

Ich hab noch Chips mit MOS-Logo und einem Datecode aus dem 80ern. Sie funktionieren noch.

Gerrit

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Gerrit Heitsch

Hallo Gerrit!

Soweit ich weiss war das ein Bruder des 6502, der eben zum 6800'er pinkompatibel war. Aber die Beschreibung des Chiplayouts ist eine der interessantesten Stellen im Buch von Brian Bagnall ("On the Edge: The Spectacular Rise and Fall of Commodore: A Company on the Edge").

Gruß Thorsten

--
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Thorsten online: http://www.ostermann-net.de/electronic
Rund um Schrittmotor, Fräs-Bohr-Plotter & Mikrocontroller
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Thorsten Ostermann

Hallo Gerrit!

Hier stehts ja auch: "The 6501 and 6502 where nearly identical. The primary difference was the pin arrangement; a 6501 is pin compatible with the Motorola 6800 and 6502 is not."

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Gruß Thorsten

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Thorsten online: http://www.ostermann-net.de/electronic
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Thorsten Ostermann

"Bender" funktioniert auf Basis eines 6502 !

Wer also für die Zukunft baut, baut was mit dem 6502 ;)

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(4:10)

lG Matthias

Thorsten Ostermann schrieb:

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Matthias D.

Thorsten Ostermann schrieb:

Hallo Thorsten,

danke für den Link. Es war interessant, die Geschichte noch mal kurz Revue passieren zu lassen.

-- Mit freundlichen Grüßen | /"\ ASCII RIBBON CAMPAIGN | Andreas Bockelmann | \ / KEIN HTML IN E-MAIL | F/V +49-3221-1143516 | X UND USENET-GRUPPEN | | / \

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|

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Andreas Bockelmann

Gerrit Heitsch schrieb:

Hallo,

das Layout des 6501 rein von Hand zu erstellen war aber um Grössenordnungen aufwendiger als das des 555.

Bye

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Uwe Hercksen

Gerrit Heitsch schrieb:

Spannender Vortrag zum Thema:

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(Direktlink
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Vom gleichen Vortragenden:

The Ultimate Commodore 64 Talk

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Sehr empfehlenswert.

Hanno

Reply to
Hanno Foest

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Danke für die Links... Sehr interessant. Einer der Unterschiede zwischen den ersten 6502 und dem Rest war meiner Erinnerung nach das eine der Rotate-Instructions (ROL oder ROR) nicht vorhanden war. Macht die Implementation eines SERDES in Software einfacher wenn es sie gibt.

Gerrit

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Gerrit Heitsch

Matthias Weingart schrieb:

Jeder ist seines Glücks Schmied, das Glück der tüchtigen... diese Sprüche kommen wohl nicht von ungefähr und treffen hier sicher zu.

Heute, mit erst verkaufen, dann entwickeln, ist für Sorgfalt keine Zeit mehr da, für Nachdenken schon gar nicht. Im modernen HR schätzt man die ältere Generation als ineffizient und nicht innovativ ein, da sie immer kontrolliere, ob sie alles richtig gemacht hätten.

--
mfg Rolf Bombach
Reply to
Rolf Bombach

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