Hifi-Verstärker "kratzt" nach einiger Laufzeit

Hallo,

ich habe Anfang dieser Woche einen Verstärker (Grundig V4200) und den dazu passenden Tuner (Grundig T4200) beim örtlichen Elektroschrott-Sammler aus dem Container gefischt.

Hier gibt es wohl mehr Infos zu dem Gerät:

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Zum Testen habe ich, nachdem ich die Teile geöffnet und grob innen gereinigt habe, ein paar alte Boxen drangehängt, Strom draufgegeben und war erstmal vom doch recht annehmbaren Klang überrascht. Erst später ist mir aufgefallen, dass auf der Rückseite "8 Ohm" steht. Schon möglich, dass meine Boxen nur 4 Ohm haben.

Nach einigem "Warmlaufen" hat es in den Boxen dann angefangen gar furchterlich zu kratzen, also schnell Stecker gezogen. Eine Stunde später habe ich erneut probiert und konnte den gleichen Effekt wieder reproduzieren. Vom Tuner kommt das Kratzen nicht. Es bleibt, auch wenn der Tuner abgezogen wird. Es lässt sich auch nicht mit dem Lautstärke-Poti beeinflussen. Direkt nach dem Ausschalten habe ich beim zweiten Versuch alle Kühlkörper und andere Teile, die warm werden sollten/könnten einmal angefasst, aber nichts war wesentlich erwärmt.

Als offensichtlich defekt habe ich schonmal einen Elko ausgemacht. Und zwar einen auf der Equalizer-Platine mit der Aufschrift "47/63V", wobei "47" wohl 47µF bedeutet. Der war schon vor dem ersten Testbetrieb geplatzt. Den werde ich jetzt mal auf Verdacht tauschen. Auch versuchen könnte ich, die Belegung der Equalizer-Platine rauszufinden, um die einmal komplett zu überbrücken und so als Fehlerquelle auszuschließen.

Was könnte noch zu diesem Effekt führen?

Gruß

Manuel

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Manuel Reimer
Loading thread data ...

Kontaktgabe des Lautsprechereinschaltverzögerungsrelais. Das war das, was ich bei einem Hifi-Verstärker in der gelben Tonne (kam gerade passend) korrigieren mußte. Relais geöffnet, Federn etwas nachbiegen und mit feinem Sandpapier einmal durch die Kontakte. Seitdem nie mehr Probleme.

Das ist meine persönliche Statistik von im Müll gefundenen Verstärkern, die mit einer Samplezahl von 1 sicherlich wenig repräsentativ ist. Aber besser als Samplezahl 0.

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David Kastrup
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David Kastrup

Leider hat dieser Verstärker kein solches Relais. Soweit ich schon herausfinden konnte, war das wohl keine besonders teure Serie. Schlecht ist der Klang aber meiner Meinung nach nicht.

Interessant finde ich, dass kein Endstufen-IC zum Einsatz kommt. Auf dem Kühlkörper sitzen "normale" Transistoren.

Gruß

Manuel

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Manuel Reimer

könnte ein defekter Elko mit Leckstrom sein.

Wenn die Dinger Jahre lang ohne Spannung in der Ecke standen, baut sich die Formierung (Isolierschicht) ab. Dann steigt die Kapazität und die Spannungsbelastbarkeit sinkt deutlich. Wenn die Dinger dann wieder von 0 auf 100 gefahren werden, schlagen sie durch. Dabei knallen die an den Stromversorgungsschienen gerne mal, während Koppelkondensatoren in den Audiozweigen auch gerne mal Störgeräusche produzieren.

Verdacht trifft die Sache ja mal nicht im Kern, wenn er schon geplatzt ist. Evtl. ist es eine gute Idee, mal relativ großflächig Elko's zu tauschen.

Altes Analogoszi verfügbar? Das könnte bei der Suche deutlich helfen.

Marcel

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Marcel Müller

Das eine spricht nicht gegen das andere. Die "Elektornado"-Endstufe etwa arbeitet mit einem Hybrid-IC in der Endstufe, aber die letzte Treiberstufe sind bipolare Transistorpärchen in AB. Da hat man vom Rest in den Abmessungen, Dotierungen und thermischen Eigenschaften unabhängig dimensionierbare PN-Übergänge. Ob das seit dem Popularitätsgewinn von MOSFET nicht mehr so interessant ist: dazu habe ich nicht genug Ahnung in der Schaltungstechnik mit diesen Teilen.

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David Kastrup
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David Kastrup

Wäre natürlich eine Möglichkeit. Ich habe halt immer ein bisschen die Hoffnung, dass so ein Elko sich dann bemerkbar macht. Die, die ich bisher getauscht habe, waren allesamt "deformiert".

Sind leider jede Menge Elkos. Da wäre es dann wohl doch ratsam den Fehler erst etwas einzugrenzen. Schaltplan habe ich leider nicht, aber das ist nicht das erste Mal, dass ich Leiterbahnen verfolge. Da das Kratzen nicht vom Lautstärke-Poti verändert werden kann, sollte die Ursache nach diesem sitzen. Also irgendwo in der Endstufe. Werde mir also mal vornehmen die Daten der Elkos in der Schaltung *nach* dem LS-Poti zu notieren um die mit der nächsten Bestellung zu ordern.

Selbst wenn ich es hätte, wüsste ich nicht, was man damit so tut. Schon garnicht könnte ich damit den Fehler finden. Wäre auch auf Dauer etwas sehr frustrierend, da das Geräusch ja nicht "runtergeregelt" werden kann und sich scheinbar mit der Zeit "hochschaukelt". Vermutlich würden die Boxen durchknallen, wenn ich nicht rechtzeitig den Stecker ziehe.

Gruß

Manuel

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Manuel Reimer

Ist das Störgeräusch auf beiden Kanälen und wenn ja, ist es auf beiden gleich? Letzteres würde auf ein Problem in der Stromversorgung hindeuten. Ansonsten auch Kleinsignaltransistoren in Betracht ziehen, einige lassen sich durch sanftes Beklopfen zu heftigen Störungen provozieren. Das Gerät ist schon in einem Alter, in dem Transistoren auch mal so ausfallen.

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Stefan Huebner

Gute Idee. Werde ich prüfen.

Das wäre dann allerdings nicht so gut, bzw. sehr schwer zu finden.

Wegen den möglichen Unterschieden auf den beiden Kanälen melde ich mich morgen wieder. So spontan kann ich das nicht sagen, da ich beim Test die Boxen aufeinander stehen hatte.

Gruß

Manuel

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Manuel Reimer

...

So fängt man immer an ;-)

Dann klemme doch die Boxen ab und stattdessen 8Ohm-Widerstände, notfalls gewöhnliche 15-100W Lampen. (Würde ich vorziehen, weil dann das Risiko der Überlastung der Endstufe geringer ist, wenn eine Stufe richtig Amok läuft)

Wenn Du am Eingang irgendein Signal hast, würdest Du es erkennen. Und ganz besonders die knackigen Spitzen, die den Radau machen.

Dann von den Lautsprecherausgängen Schritt für Schritt zum Eingang messen. Wenn die Spitzen nicht mehr zu sehen sind, ist entweder alles kaputt oder Du hast die defekte Stufe ziemlich wahrscheinlich gefunden.

Stattdessen könnte eine (oder mehrere) Dose Kältespray helfen. Oder ein Voltmeter. Oder ein Kopfhörer mit Kondensator und Vorwiderstand...

Falk, froh, das nicht machen zu müssen ;-)

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Falk Willberg

Der schwingt. Oszi ran.

w.

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Helmut Wabnig

Nachtrag: Habe das Service-Manual gefunden:

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Daraus ist schonmal ersichtlich, dass der Equalizer vor der Lautstärkeregelung kommt und da das Störgeräusch vom LS-Poti ja nicht beeinflussbar ist, sollte dieses wohl nach selbigem erzeugt werden. Also entweder in der Gruppe für die Lautstärkeregelung oder in der Endstufe.

Später überprüfe ich aber erstmal, ob die Störung auf beiden Kanälen gleich stark ausgeprägt ist.

Gruß

Manuel

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Manuel Reimer

Hallo,

Am 25.08.2010 07:22, schrieb Manuel Reimer:

aufgemerkt, der Eingangsdifferenzverstärker (T8/9/11/12), der Bestandteil der Endstufe ist, sitzt auf der großen "Basis"-Platine!

Gruß, Arnim

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Arnim Eisenblaetter

Ähnliche Effekte hatte ich auch schon. Einmal war es ein Pioneer-Verstärker, dessen Eingangswahlschalter Batterie spielte! Der Verstärker war gleichstromgekoppelt, und es hat, je nach Lust und Laune, die Lautsprechermembrane bis zum 'Anschlag' nach draußen gedrückt. Nach Lokalisation der Quelle den Schalter ausgebaut, und im ausgebauten Zustand knappe 1,3 Volt an diversen Kontakten gemessen. Wie die zustande kamen habe ich nie herausgefunden, evtl. war es ein Einschluss im Pertinaxträger, denn die Spannung war auch nach dem Zerlegen noch vorhanden.

Mein eigener Verstärker, ein Hitachi, hat einen Designfehler in der Bauteileanordnung. Dort befinden sich zwei kleine Glättungselkos für die Stromversorgung der Treiberplatine direkt über einem 5W Widerstand. Wochenlang war Ruhe, hin und wieder war ein lautes Kratzen und Krachen im linken Kanal zu hören, teilweise so heftig, dass die Sicherheitsschaltung die Ausgänge abgeschaltet hat. Beim Vorbesitzer war wohl deswegen sogar einmal die Endstufe durchgeflogen. Die wurde zwar repariert, und es krachte auch nicht mehr, aber einige Wochen später war das Krachen wieder da, und er hatte keine Lust mehr auf die Kiste. Mal krachte es im kalten Zustand, mal im warmen, mal auf Erschütterungen reagierend, mal nicht. Aber sobald das Oszi innerhalb der Sichtweite des Verstärkers auftauchte war absolute Ruhe. Ich vermutete eine kalte Lötstelle, also die gesammte Treiber-, und auch die Endstufe, nachgelötet, die Relais ausgetauscht. Nichts. Bis mir aufgefallen ist, dass die Becher dieser Elkos wackeln und sich drehen ließen, weil sogar der Gummipfropf ausgetrocknet und geschrumpft war. Also Elkos ausgetauscht, für mehr Abstand zum Widerstand gesorgt, und zwischen Elkos und Widerstand noch ein Blech reingefriemelt, um die Wärme an den Elkos herumzuleiten. Seitdem, ca. 10 Jahre, ist Ruhe.

Gruß

Hans

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Hans Peters

Das kenne ich von meinem Fernseher. Der hat 2 gleiche 4.7uF Elkos im SNT, einer davon sitzt direkt neben dem Kuehlblech der Endstufe (Fehlkonstruktion). Alle paar Jahre geht der Fernseher kaputt weil dieser eine Elko neben dem Kuehlblech am Ende ist. Letztes Mal als ich ihn gewechselt hatte waren nur noch ein paar hundert Nanofarad uebrig. Da wird mittlerweile schon das dritte Exemplar drin "geroestet" ...

Micha

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Michael Baeuerle

, und

=C3=A4rme

Das hatten wie doch neulich: Ich erinnere daher an

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mit der Message-ID:

Gru=C3=9F, Michael Karcher

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Michael Karcher

Warum hast Du ihn denn nicht ein wenig ausgelagert? Manchmal muss man Designs nachbessern.

--
Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com/
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Joerg

Ich habe die Boxen weiter auseinandergestellt und das Gerät diesmal ohne Haube in Betrieb genommen. Nach einiger Wartezeit ist das Störgeräusch wieder aufgetreten, aber nur aus dem *rechten* Kanal!

Ich habe dann mit einem Stäbchen aus Kunststoff verschiedene Bauteile "abgeklopft" und zu allerletzt das Trimmpoti mit der Aufschrift "Ruhestrom R" minimal verdreht. Schlagartig war die Störung weg.

Schon möglich, dass das Wasser, das am Recyclinghof in das Gerät gelaufen ist, hier nicht ganz unschuldig ist, denn der Trimmer hatte eine leichte Rostschicht. Zur Sicherheit habe ich den ganzen Trimmer mit Tuner-Spray abgespült.

Noch traue ich dem Frieden nicht, aber eventuell war es das schon. Wenn nicht, dann melde ich mich nochmal. Einen echten Bauteilefehler finde ich vermutlich eher nicht alleine. Da es aber schon öfter daran gescheitert ist, werde ich mal die Augen nach einem alten Oszilloskop offen halten. Wenn es wirklich mal zum Einsatz kommen muss, hoffe ich, dass mir dann jemand erklären kann, wie man damit umgeht....

Danke auf jedem Fall an alle für die Tipps.

Gruß

Manuel

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Manuel Reimer

ile=20

[...]

Das ist durchaus wahrscheinlich. Besorg' Dir am besten (wenn Du dran kommst) das Service-Manual zu Deinem Teil, und miss den Ruhestrom und ste= ll den gegebenenfalls nach. Du scheinst Gl=C3=BCck zu haben, dass Dein Verst= =C3=A4rker so konstruiert ist, dass die Endstufe nicht abfackelt, wenn das Ruhestrompoti den Kontakt verliert.

Gru=C3=9F, Michael Karcher

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Michael Karcher

Wie wäre es beispielsweise mit dem kleinen DS0201 oder auch DSO nano. Das sind kleine Oszilloskope auf Basis eines kleinen Videoplayers. Hab mir eins gekauft für mobile Messungen und bin sehr zufrieden mit der Darstellungsqualität. Wenn du es nur für Audio brauchst, reicht es vollkommen aus, nimmt keinen Platz weg und ist vor allem potentialfrei. Natürlich ist ein großes analoges viel schöner von der Bedienung her...

Gruß Thomas

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Thomas Stegemann

Hallo Thomas,

So wie mein betagtes Gameboy-Oszi, um das mich schon viele beneidet haben, obwohl es hier in der NG hauptsächlich Häme darüber gibt.

Für die Hifi-Fehlersuche tuts aber an sich auch ein Soundcardoszi und für die DC-Sachen ein Multimeter.

Marte

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Marte Schwarz

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