Gitarrenverstärker reparieren

Guten Tag allerseits!

Ich habe hier einen kaputten Gitarrenverstärker, den ich mit etwas Hilfestellung und Erfahrungen/Tips gerne selbst reparieren möchte. Hoffentlich die richtige Group!? Wer kann mir ein wenig helfen?

Vorinformationen:

Es handelt sich um einen 21 Jahren alten "Laney Session 65 Reverb"

1-Kanal Transistorverstärker mit integriertem Lautsprecher (sog. Combo, tut nichts zur Sache). Kann das Gerät aus emotionalen Gründen nicht einfach durch was Modernes ersetzen... und mein Händler will den auch nicht mehr reparieren, bzw. orakelt einen wirtschaftlichen Totalschaden (achnee).

Ein wenig Kenntnisse hab ich auch in Form von zwei Elektronik-Vorlesungen (da hatten wir auch mal Transistorverstärkung). Platinen löten kann ich auch, aber was bringts wenn ich nicht weiss was. Selbst gebastelt hab ich bisher nur Lichterketten... Der Verstärker ist auch dermassen grob strukturiert, dass ich mir eine Reparatur nicht allzu schwer vorstelle, und ich sie mir auch zutraue - mit etwas Hilfe.

Problem:

Das Gerät funktioniert einwandfrei ein paar Minuten lang. Dann wird das ausgegebene Signal einfach innerhalb von wenigen Sekunden leise, bis garnichts mehr zu hören ist. Stellt man dann das Eingangssignal (in dem Fall die Gitarre) ab, "erholt" der Verstärker sich nach wenigen Minuten wieder. Danach kann wieder ein paar Sekunden gespielt werden und das Problem geht von vorne los, das Signal wird leise.

Offensichtlich ist nur die Endstufe davon betroffen, denn das Vorstufensignal ist nach wie vor einwandfrei - ich konnte das einfach testen indem ich den "send" bzw. "lineout" vom sog. "Effects loop" per Kopfhörer abgegriffen habe. Dieser wird nicht leiser! Gebe ich dagegen der Endstufe per "return" vom "Effects loop" direkt ein Signal, tritt das geschilderte Problem in gleicher Weise zutage (Lautstärkeabfall bis auf Null).

Hinzufügen muss ich, dass der Verstärker ein paar Tage bei sehr niedrigen Temperaturen (vermutl. auch Frost) verbringen musste, jedoch in einem geschlossenen und trockenen Raum. Seitdem besteht dieses Problem, das könnte aber aufgrund des Alters auch Zufall sein.

Lösung?:

Nun vermute bzw. orakle ich, dass ein Transistor a) keinen Kontakt zum Kühlblech mehr haben könnte, bzw. b) aus anderen Gründen (welche?) aus seinem Arbeitsbereich wandert. Wirklich heiss wurde das Gerät aber auch früher nie, auch unter Volllast, höchstens mal handwarm (an der Rückseite, wo auch das Kühlblech angebracht ist). Rein optisch lassen sich keine mechanischen Schäden feststellen, keine offensichtlich kaputten Teile, und auch sehe ich mit meinem ungeschulten Auge keine kaputten Lötstellen.

Daher meine Fragen:

- Könnte das Problem durch ein einzelnes defektes Teil hervorgerufen werden, oder handelt sich es um einen komplexeres Zusammenspiel?

- Wenn ja :) könnte ich das defekte Teil per Kältespray isolieren?

- Wenn nein, welche Methode könnte ich zur Fehlersuche anwenden?

- Oder ist der Fehler durch meine Beschreibung schon klar?

- Was könnte ich tun? (Ausser zur teuren Reparatur zum Hersteller schicken.)

Zur Illustration habe ich alle Teile photographiert.

Bilder:

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(98kb)

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(119kb)

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(302kb, Komplettansicht Innenleben)

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(112kb, Trafo)

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(184kb, Endstufe)

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(222kb, Endstufe)

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(97kb, Klinkenbuchsen (Schalter) und Potis)

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(86kb, Potis und Klinkenbuchsen (Eingang))

Freue mich über jeden Tip/Hinweis/Vorschlag! Wenn möglich mit Referenz auf die Bilder.

Vielen Dank schonmal im Voraus,

Olaf

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Olaf Roß
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[s. Betreff]

Hallo Olaf,

wenn die Bilder sch=E4rfer w=E4ren und man z.B. die Bauteilbeschriftungen= =20 lesen k=F6nnte, dann w=E4re das besser.

Ansonsten ist der Verst=E4rker angenehm =FCbersichtlich aufgebaut und mit= =20 Deinen Ideen liegst Du wohl erstmal grundlegend richtig und kannst diese =

Vermutungen ja einfach abkl=E4ren.

HTH

Bernd Mayer

--=20 Schr=F6der, Zypries, Schmidt - weg damit! usw.

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Bernd Mayer

Hallo Bernd,

Dank für die schnelle Anwort!

Ich starte später nochmal einen Versuch. Ist es bei hinten_rechts_2.jpg deutlich genug? Detaillierte Photos von allen Platinen? (56k-Modem hier, daher.)

"Einfach" :) Also Kältespray besorgen, Fehlersituation provozieren und Spray auf einzelne Bauteile draufhalten bis er wieder funktioniert?

Gruß, Olaf

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Olaf Roß

Olaf,

[Gitarrenverstärkerproblem]

Wenn Du den Fehler eingrenzen kannst (hier vermutlich der Endverstärker) und vorteilhafterweise einen Schaltplan hast (ist allerdings nicht unbedingt nötig, die entsprechende Baugruppe lässt sich auch so lokaliesieren), würde ich den Endverstärker mal genauer unter die Lupe nehmen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es sich um eine kalte Lötstelle handelt, die ihren Kontakt verliert, wenn das Gerät erwärmt wird (bzw. sich durch Betrieb selbst erwärmt).

Das weitere Vorgehen hängt nun davon ab, ob Du einen Schaltplan mit Spannungsangaben an bestimmten Messpunkten hast oder nicht (Tipp: Im Netz gibt es eine Menge Seiten zu Gitarrenverstärkern nebst Schemata). Ist ersteres der Fall, bringst Du den Verstärker in den defekten Zustand und überprüfst die jeweilige Angabe an den Messpunkten. Hast Du keinen Schaltplan, ist Kältespray eine gute Idee. Bei den einfachen Schaltungen von Gitarrenverstärkern reichts es aber meiner Erfahrung nach meistens auch aus, prophylaktisch die 2 oder 3 Dutzend in Frage kommenden Lötstellen jeweils unter Zugabe einer kleinen Menge frischen Lötzins korrekt nachzulösten. .

Das Kühlblech ist vermutlich nicht das Problem. Würde der Transistor überhitzt, würde er ziemlich spontan den Gandentod sterben und das wäre es dann gewesen...;-)

Wie gesagt: Einfach mal alle Lötstellen nachlöten...

Viel Erfolg (and keep on rockin'!! ;-) )

Peter

--

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Peter Rachow

Hallo Peter,

Dank Dir auch für die schnelle Antwort.

Schaltplan hab ich jetzt auf die Schnelle nicht gefunden. Überhaupt gibt es irgendwie keine Infos im Netz über diesen Verstärker (früher schonmal gesucht). Vielleicht einfach zu alt und zu unpopulär...

Das wäre ja schon wünschenswert!

Ist wie gesagt bis jetzt nicht der Fall. Aber ich suche nochmal genauer. Ein Messgerät könnte ich sicher auftreiben. Allerdings...

... erscheint mir diese Methode fast einfacher! Vielleicht probier ich das zuerst mal.

Auch kein Problem. Hab mich bisher nur nicht getraut, weil ja manche Bauteile sehr schnell durch die Hitze kaputt gehen können. Könnte das hier auch der Fall sein? Sollte ich darauf achten, mit möglichst geringer Temperatur und möglichst kurz zu löten?

Gut, so empfindlich wie eine CPU wird das wohl auch nicht sein (bzgl. Hotspots), und sichtbare Abstände/Risse gibt es ja nicht.

Also mein Plan jetzt:

- Schaltplan suchen - bei Erfolg die in Frage kommenden Kontakte messen - bei Misserfolg Fehlersuche per Kältespray

- Lötstellen nachlöten

Danke schonmal!

Olaf

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Olaf Roß

"Olaf Roß" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@individual.net...

[endlich jemand mit vollstaendiger Beschreibung]

Alle 4 der hellblauen Elkos auf der hinteren Platine (und weil es ein Aufwasch ist ggf. auch die beiden hellblauen und die beiden roten 470/40 auf der vorderen) gegen neue (nicht unbedingt hellblau, heute meist schwarz) mit zumindest denselben Daten Kapazitaet/Maximalspannung (also z.B. 470/63 geht auch) austauschen, dabei auf gleiche Polaritaet (Minuszeichen) beim Einbau achten. An allen hellen Bloecken mit J160 wackeln, um festzustellen, ob die Anschluesse keinen Wackelkontakt haben.

--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at despammed.com
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de.sci.electronics FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
Read 'Art of Electronics' Horowitz/Hill before you ask.
Lese 'Hohe Schule der Elektronik 1+2' bevor du fragst.
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MaWin

gen=20

mit=20

Hallo Olaf,

am Wichtigsten sind scharfe Fotos von der Endstufe - ruhig ein paar mehr =

machen und dann die Besten ausw=E4hlen. Selbst mit 58k Modem dauert die=20 =DCbertragung von 1 MB ja nur ca. 3 1/2 Minuten - IIRC - und die=20 =DCbertragungskosten sind entsprechend gering.

Per Fernheilung erscheinen mir hier die beiden schwarzen Dioden vor den=20 Endstufentransistoren arg verd=E4chtig. Die sind so knapp eingel=F6tet da= ss=20 da bei Frost keine Reserve zum Beinchen zusammenziehn erkennbar ist.=20 Durch Frost k=F6nnen sich auch intern die Bondingdr=E4hte von Halbleitern= =20 l=F6sen und Wackelkontakt bekommen.

Elkos sind bei Ger=E4ten dieser Generation immer etwas verd=E4chtig und=20 frostempfindlich sind die wohl auch.

Viel Erfolg

Bernd Mayer

--=20 Schr=F6der, Zypries, Schmidt - weg damit!

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Bernd Mayer

Hallo Olaf,

Wichtig beim Löten ist, dass Du die Lötstelle komplett auf die Temperatur des Lötkolbens bringst, sonst ist die nächste kalte Lötstelle vorprogrammiert. Die einzigen wirklich hitzeempfundlichen Bauteile in einem Gitarrenverstärker sind die Halbleiter. Aber da es sich vermutlich nicht mehr um Germaniumtransistoren handelt ist auch hier kein großes Problem zu erwarten. Die Si-Transistoren geben so bei ca. 150°C Sperrschichttemperatur den Löffel ab. Bis Du die erreichst, musst Du (abhängig von der Leistung des Lötkolbens, der Dicke und Länge der Anschlkussbeinchen und einiger andere Faktoren) schon recht lange brutzeln. ;-)) Also, lieber eine Sekunde oder zwei länger löten als zu kurz. Wichtig: Du musst darauf achten, dass das Lötzinn richtig flüssig ist und die Lötstelle hinerher glänzt und nicht matt und stumpf ist.

Du hast es bei so einem Amp mit vorsintflutlicher Technik zu tun. Das ist Low-Tech vom Feinsten. ;-) Ehrlich: Ich frage mich manchmal wie man für das, was in solche Geräte in der gegebenen Qualität eingebaut wird, in der Praxis so viel Geld verlangen kann.

BTW: Ich habe mir mal

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angesehen. Wenn das die komplette Endstufe ist, müsste am rechten Bildrand die Eingangsstufe sitzen (2 Transistoren als Differenzverstärker, ist eine Standardschaltung) Dann kommt ein Vortreibertransistor (ohne Kühlblech) und danach kommen 2 Treiber (mit Kühlblech, der eine davon halb verdeckt) Jeder Treiber steuert einen der großen Endstufentransisoren an. Danach folgt die eigentliche Endstufe. Irgendwo ist dann vermutlich noch eine Konstantstromquelle zur Ruhestromeinstellung. Das war's dann aber wohl auch.

Ich würde jetzt mal folgendes machen: Nimm ein Messgerät und miss verschiedene Spannungen

a) Die Spannungen an den Emittern und den Kollektoren (Gehäuse des Trans.) der End-Transistoren gegen Masse b) Die Spannung über den beiden großen weißen Widerständen unterhalb des Kühlbleches (dabei soltest Du am besten einen Ton spielen, der möglichst lange hält, also z. B. die leere E-Saite). Diese Spannung sollte im Bereich weniger 10 bis 100 mV liegen.

Notiere Dir die Werte! Dann spielst Du ein paar harte Riffs bis die Nachbarn klingeln damit der Amp gut ans Arbeiten geht ;-)) Besser wäre natürlich ein Sinusgenerator und der Abschluss des Verstärkers mit einem Lastwiderstand. Wenn der Defekt auftritt, misst Du wieder die Spannungen und vergleichst.

Zumindest mit a) müsstest Du eine Aussage darüber bekommen, ob die Endstufe korrekt mit Energie versorgt wird. Wenn sich bei b) eine Veränderung zwischen vorher und nachher für *beide* End-Transistoren ergibt, kommt das Problem wahrscheinlich von dem/den Treiber(n), weil die Endstufe keine Eingangsleistung mehr bekommt und nichts zu arbeiten hat und daher auch keinen Strom zieht. Sind beide Spannungen an den Rs dagegen stark unterschiedlich (und waren es vorher nicht) könnte es sein, dass nur *ein* Treiber nicht arbeitet bzw. am Eingang des jeweiligen Zweiges der Endstufe der Defekt liegt.

Vergleiche dann die Spannungen an den Treibern (Emitter und Kollektor, letzterer ist der Mittelanschluss). Damit solltest Du den Fehler ziemlich sicher einkreisen können.

hth

Peter

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Peter Rachow

:)

Ich hoffe es lohnt sich noch. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Euch für die Hilfestellungen! Bessere Fotos kann ich gerade leider aus Mangel an einer Kamera nicht mehr schiessen, sorry. Ich werde das aber tun sofern meine Reparaturversuche scheitern :)

OT: Auch die dse-FAQ ist super! Habe mir gerade den dort empfohlenen Einsteiger-Lötkolben und ein brauchbares Messgerät bestellt, dazu sämtliche benötigten Kondensatoren (tausche besser wirklich mal alle aus, sind ja nicht viele). Sollte das nicht klappen, werde ich mal nach Peter Rachows Methode messen, um das Problem einzugrenzen, und evtl. mal die in Frage kommenden Lötstellen nachlöten.

Habe einfach noch ein paar mehr kaputte Geräte hier (Verzerrer, alter HiFi-Verstärker), und das werden sicher nicht weniger, sodass sich die Anschaffungen in Zukunft hoffentlich lohnen. Vielleicht reichts ja auch irgendwann mal für einen Selbstbau nach Schaltplan... Insofern dient die FAQ auch super zum Einstieg. Danke!

Olaf

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Olaf Roß

Der Austausch der 4 Elkos von der Endstufe war schon erfolgreich. Danke! Habe noch alle anderen Elkos ausgetauscht, seitdem verzerrt auch die Vorverstärkung nicht mehr (war aufgrund des natürlichen Tiefpass-Filters durch den grossmembranigen Lautsprecher sowieso nur mit Kopfhörer hörbar).

Grüsse,

Olaf

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Olaf Roß

"Olaf Roß" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@individual.net...

Da hab ich aber Schwein gehabt, denn ich habe noch den kleinen schwarzen in der Mitte uebersehen, und ihn hinterher fuer den wahrscheinlicheren Kandidaten gehalten.

--
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MaWin

Ja, den hatte ich zuerst auch übersehen. Hab dann aber beim Löten bemerkt, dass der schonmal entlötet wurde. Ich denke also das dieser schon einmal ausgetauscht wurde. Hab ihn trotzdem noch ausgewechselt.

Olaf

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Olaf Roß

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