Ultraschall Reinigung

Liebe Newsgroup,

ich suche Pro und Contra Seiten zur Ultraschall Reinigung von Leiterplatten. Gegoogelt habe ich schon bis zur Ermüdung, aber leider ohne nachhaltigen Erfolg. Kann mir einer weiterhelfen?

Grüße aus München,

Chris

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Christian Sander
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Hallo Chris

Ich habe da eine 12 jährige Erfahrung als Anwender aber auch als Entwickler von Generatoren für Ultraschallreinigungsanlagen. Dies im Bereich Leiterplatten aber auch in anderen Bereichen. Die professionelle Ultraschallreinigung von Leiterplatten hat auch immer eine " chemische " Seite. Währendem früher meist fluorierte Kohlenwasserstoffe ( zb. FREON TF oder TMS= azeotrophe Mischung von Freon rein und Alkohol. ) als Reinigungsmedien eingesetzt wurden, ist heute nach deren Verbot der Einsatz wässriger Medien die Regel. Es gibt aber auch industrielle Nachfolger der verbotenen fluorierten Kohlenwasserstoffe. Eine preisgünstige Möglichkeit ist Isopropylalkohol evl. Methylalkohol, selbst unvergälltes Aethanol ist brauchbar. In jedem Falle sind zwei oder mehr Bäder von Nöten. Beide Wannen müssen regelmässig gereinigt werden und die Medien müssen ersetzt werden. Destillate oder Neuflüssigkeit . Für ein 5 Liter Becken reichen ca. 100-200 Watt US Leistung. Frequenz 25 khz oder für eine feinblasige Kavitation 30-40 khz. Es gibt auch komplexe Reinigungsanlagen zu kaufen. Vorreinigung, Feinreinigung und Trocknung, automatischer Transport der Platten, Destillation der Medien, Kühlanlagen für die Rückgewinnung bzw. Verhindern des Entweichens von niedrig siedenden Reinigungsflüssigkeiten. Drehvorrichtungen, etc. Im gewerblichen Umfeld kann man natürlich auch etwas improvisieren. Die Reinigung kann praktisch rückstandsfrei sein ( viel Aufwand ) oder sehr pragmatisch ( toleranter gegen Reste ) d.h. günstiger.

Pro: bei richtigem Einsatz sehr clean, keine Spätkorrosion der Komponenten. Reinigung auch da wo zb. Bürstenanlagen nicht hinkommen. Schonende Reinigung. ( keine Schädigungen an Komponenten )

Kontra: teuer, Anlagekosten u.U. hoch, Betriebskosten hoch spezielle Reinigungsmedien sind teuer. evl. Brandschutzmassnahmen kosten zusätzlich ( zb. bei Alkohol, Aceton etc. ) Je nach Medium werden bestimmmte Teile evl. angegriffen. Lösungsmittel müssen regelmässig entsorgt oder destilliert werden. ( Destillation in der Anlage ist aber möglich )

Gruss Fred H.

Christian Sander schrieb:

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Fred

Es wurden ehedem ( 80er Jahre ) manchmal Bedenken geäussert, daß abhängig von der verwendeten Frequenz bestimmte Bauteile demoliert würden, wenn man dort mechanische Resonanz unglücklich trifft. Angeführt wurden damals Bondrähte in Cerdip-Gehäusen. Denkbar wären auch Quarze a la 77kHz für DCF77. Oder "Balken" in mikromechanischen Beschleunigungs /Airbag-Sensoren. Da ist bekannt, daß sie beim Schneiden der Chips aus dem Wafer schon erledigt wurden ( Körperschall, breitbandig ).

MfG JRD

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Rafael Deliano

Hallo,

Rafael Deliano schrieb:

NAiS rät bei Relais grundsätzlich von Ultraschallreinigung ab. Siehe:

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Gruss, Bernhard

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Bernhard Deny

"Christian Sander" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@individual.net...

Contra: Extra Arbeitsgang, kostet Geld, eventuell laeuft Reinigungsfluessigkeit in Bauteile, die schwer wieder raus geht (Vakuum-Trockenkammer).

Pro: Aeh, ja, lasst ihr eure Leiterplatten in schlammigen Favelas in Boliven loeten oder warum sind sie so dreckig das sie gereinigt werden muessen? Ist doch normalerweise nicht noetig.

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MaWin

Fred schrieb:

l,

Hallo Fred, hast DU irgendwelche Erfahrungen =FCber die Unterschiede dieser drei L=F6sungsmittel? Welches L=F6sungsmittel ist denn wohl am besten f=FCr welche Verunreinigung geeignet? Gruss Harald

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Harald Wilhelms

Hallo Harald

Es sind alles Alkohole. Für die Reinigung von Leiterplatten d.h. die Entfernung von Flussmittelresten eignen sich alle. Klar sind kommerzielle Reinigungsmittel besser. Wenn man aber die Alkohole jeweils frisch einsetzt, klappt das gut. Man bekommt Aethanol praktisch überall unter dem Namen Feinsprit , er ist verdünnt auch geniessbar. Aethanol ist relativ teuer. ( vergällter Aethanol ist unbrauchbar,ergibt weisse Ablagerungen ) Sehr günstig aber völlig ungeniessbar ist Isopropylalkohol. Man kann ihn zb. bei einem Anstreicher oder im Baumarkt bekommen. Schwieriger zu bekommen und relativ giftig ist Methylalkohol ( nach dem Genuss droht Erblindung ) Alkohol ist ein mildes Lösungsmittel welches zb. alle kolophoniumhaltigen Fluxer gut löst. Vorzugsweise werden zwei Reinigungswannen eingesetzt. No. 1 mit warmem ( 30° C ) Isopropylalkohol, dieses Medium verschmutzt sehr stark und muss deshalb häufig ausgewechselt werden. ( es enthält auch Zinn Rückstände , Kügelchen etc. ) In der zweiten Wanne ist reiner Alkohol ebenfalls warm. ( Die Alkohole können auch mit entmineralisiertem Wasser verdünnt werden. ) Beide Wannen werden beschallt. Das kann mit getauchten Schwingern geschehen oder aber die Wannen haben die Schwinger unten befestigt. Die Reinigungsdauer muss empirisch ermittelt werden, je nach Leistung und Leiterplattengrösse etwa 2-4 Minuten. Das hängt auch stark von den Schallverhältnissen in der Wanne ab. Bei guter Anpassung ( richtigem Flüssigkeitsniveau ) ist die höchste Schalleistung zu erwarten. Nach der Behandlung sind die Leiterplatten gut zu trocknen. Übrigens sind chlorierte Kohlenwasserstoffe zb. Chlorothene etc. völlig ungeeignet zur Reinigung von Leiterplatten. Diese werden in der metallverarbeitenden Industrie zur Entfettung eingesetzt.

Gruss Fred

Harald Wilhelms schrieb:

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Fred

"Fred" schrieb im Newsbeitrag news:dt4oeg$d2i$ snipped-for-privacy@news.hispeed.ch...

Und das bei Ultraschall? Klingt wie Bombenbasteln.

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MaWin

Moin!

Wo gibts den eigentlich literweise für weniger als Apothekenpreise? Im Baumarkt hat man mich nur groß angeschaut.

Gruß, Michael.

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Michael Eggert

Hallo Michael

Du kannst Isopropylalkohol auch im Chemikalienhandel kaufen. In der Schweiz zb. bei Siegfried AG in Zofingen. In Deutschland gibt es sicher jede Menge ähnlicher Firmen. Auch eine Malerei oder Carosseriefirma kann das organisieren.

Gruss Fred

Michael Eggert schrieb:

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Fred

Null Problem mit dem Ultraschall. Der Schall entzündet den Alkohol doch nicht. Andere Brandquellen sind natürlich fern zu halten. Für eine Belüftung muss gesorgt werden, aber das versteht sich von selbst.

Fred

MaWin schrieb:

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Fred

Gibts eigentlich Erfahrungen mit Ultraschall bezüglich Flux-Rückständen die sich unterhalb von z.B. SMD-Kerkos und hochohmigen SMD-Widerständen sammelt und sich dann durch Reststrom, kapazitive Effekte unangenehm bemerkbar macht ?

MfG JRD

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Rafael Deliano

Zu Beginn der Reinigung sind unterhalb der SMD Bauteile normalerweise keine Rückstände da diese ursprünglich in der Paste vorhanden sind. Also nur auf den Pads lagen. Durch die Reinigung gelangen mit dem Medium auch Fluxerbestandteile unter die SMD Komponenten. Da aber die Reinigung mehrstufig ist, werden in der zweiten evl. dritten Wanne ( wo nur noch reines Medium vorhanden ist ) allfällige minimale Reste entfernt. Bei sehr kritischen Leiterplatten muss man mit Freon Ersatz Medien arbeiten. Da wird evl. zusätzlich auch noch mit Düsen verspritzte reine Flüssigkeit verwendet. Bzw. die Leiterplatte ganz am Schluss in der Dampfphase ( zb. bei 50-60°C ) feinstgereinigt. Die durch den Einsatz von US entstehenden Kavitationsblasen sind auch im Verborgenen wirksam also auch unter den Komponenten. Man kennt aus der optischen Industrie ( Linsen ) den Einsatz von US welcher mit geeigneten Reinigern lupenreine Resultate liefert. Bei Leiterplatten ist das normalerweise nicht notwendig. In meinem Betrieb wurden einige zehntausend extrem dicht gepackte SMD Printe pro Jahr ausschliesslich mit US gereinigt um später eingegossen zu werden ( es war Schutzart IP 67 oder IP 68 gefragt.) Wir haben sowohl mit Alkoholen als auch mit industriellen Reinigern gearbeitet ( Nachkommen von FREON TF oder TMS ) Restströme welche durch übriggebliebenen Fluxer verursacht wurden waren nie ein Thema. ( ich denke aber, dass zB. bei sehr hochohmigen Ladungsverstärkereingängen ( Gigaohmbereich ) diese Zonen extra manuell mit reinstem Medium gereinigt werden müssen )

Gruss Fred

Rafael Deliano schrieb:

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Fred

Fred schrieb:

Kommt drauf an mit was der vergällt wurde, Petrolether macht keine Probleme.

Gruß Dieter

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Dieter Wiedmann

Michael Eggert schrieb:

Komischer Baumarkt. Versuchs beim nächsten Autolackierer (geeignete Flasche mitnehmen) oder Maler (der bekommt das im Großhandel auch in Literdosen).

Gruß Dieter

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Dieter Wiedmann

Hi!

Bauhaus. Habs aber auch bei Bahr / Praktiker / Hornbach noch nicht gesehen.

"Moin, ich suche Isopropanol" "Was?" "Isopropyl-Alkohol" "Ach, Alkohol? Ja, den haben wir hier" (Spiritus) "Nee, nicht Ethanol, sondern Isopropanol. So für Elektronik und Tonköpfe von Recordern..." "Achsooo... Da haben wir hinten in der Elektro-Ecke so Reinigungsflüssigkeit"

Nunja, ich wollte doch eigentlich weniger zahlen als in der Apotheke.

OnTopic: Dafür hab ich Reinigungsbenzin mitgenommen und 50/50 mit Ethanol gemischt. Löst Flussmittel wunderbar, einmal einlegen+spülen wirkt so gut wie bei Ethanol 2-3mal einlegen+bürsten+spülen.

Danke, werd mal schauen.

Gruß, Michael.

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Michael Eggert

Michael Eggert schrieb:

[Isopropanol]

Zu allen vier hätte ichs über 20km, am Ort hats aber Hagebau und Marktkauf, bei beiden steht das neben Terpentinersatz&Co in der Farbenabteilung. Ich hols mir dennoch beim Autolackierer, da kann ich gleich noch ein bischen quatschen (man kennt sich aus der Grundschulzeit).

Petrolether! Sag ich doch, und in Mischung mit Isoprop oder Ethanol sehr gut geeignet.

Gruß Dieter

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Dieter Wiedmann

Dieter Wiedmann schrieb:

Hier kennen sie Isoprop in den Baumärkten nicht einmal :-(

BTW Isoprop vom Autolackierer ist "technische Qualität". Reicht für unsere Zwecke aber vollauf.

Die Fettlösbarkeit von Isoprop ist besser als die von Ethanol. Zum Fett entfernen geeigneter.

--
gruß hdw
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horst-d.winzler

Fred schrieb:

Nun, ich habe deshalb gefragt, weil bei uns auf der Arbeit alle drei Fl=FCssigkeiten problemlos erh=E4ltlich sind. Wir m=FCssen Silizium, Glas oder Metallober- fl=E4chen vor Pr=E4zisionsmessungen (nm-Bereich) reinigen. Verschmutzungen sind da typisch (Haut-)Fett, Staub oder Wasser. Bislang ist mir nicht klar, was sich da am besten eignet. Gruss Harald

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Harald Wilhelms

Hallo Harald

Eine sehr gute Reinigung wird erreicht wenn am Schluss , nach der US Reinigung, eine Dampfphasenstufe eingesetzt wird. Dass zu reinigende Gut wird dabei für eine gewisse Zeit oberhalb des verdampfenden Lösungsmittels ( im Dampf ) gehalten. Danach sofort getrocknet ( Reinluft ) Wer genügend finanzielle Mittel hat, kann natürlich auch mit z.B. kommerziellen Mitteln wie Zestron o.ähnl. arbeiten. Zestron ist erhältlich in D von Dr. O.W. Wack, Ingolstadt. Der Einsatz dieser Mittel ist nur ökonomisch wenn die Verdampfung kontrolliert wird bzw. der Dampf oberhalb wieder rekondensiert wird. Dafür sind spezielle Anlagen notwendig welche u.a. auch Wasserabscheider enthalten.

Gruss Fred

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Fred

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