HCl + H2O2 = ?

Hallo Gruppe,

ich hab mal eine Frage zum Ätzen von Platinen mittels HCl (33%) und H2O2 (30%). Jaja, ich weiß, alle raten einem davon ab, aber ich hab's trotzdem versucht. Und bin mit den Ergebnissen auch ziemlich zufrieden.

Allerings habe ich das H2O2 unterschätzt - beim Beginn des Ätzvorgangs ist erst ewig gar nichts passiert, ich hab weiter zugegeben. Auf einmal hat's dann sofort das Kochen angefangen - da hätte ich wohl ein bischen geduldiger sein sollen. Weiß jemand woher diese Verzögerung kommt?

Meine Frage ist aber eigentlich eine andere: bei dem Ätzen entsteht ne Menge Dampf (alleine schon wenn man das HCl in die Schale gibt), wenn man das H2O2 dazugibt noch mehr (besonders wenns kocht...). Was ist das für ein Zeug? Ich hab's nicht eingeatmet, aber hab dann am nächsten Tag festgestellt, dass alle Werkzeuge im Umkreis spontan (kein Witz!) verrostet sind! Scheint echt aggressiv zu sein.

Noch eine Frage: wenn die Reaktion so unkontrolliert abläuft und man die Notbremse ziehen muss (ich weiß, sollte nicht passieren, aber just in case): was gibt man zu, um die Reaktion zu unterbinden? Ich hatte die PLatine schon längst rausgenommen und es hat munter weitergekocht.

Aus dem Chemieunterricht weiß ich noch: Gib nie Wasser in die Säure, sonst geschieht das ungeheure!

Vielen Dank, Gruß, Johannes

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durch dei Verdunstung kült das sogar ziemlich gut
das ist wie schweiß. Hünde müssen da hecheln so wie Lüfter.
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Johannes Bauer
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"Johannes Bauer" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@news.cis.dfn.de...

Du hast offenbar uberhaupt nicht die Beschreibung aus der FAQ gelesen, wie man es nicht macht und wie man es richtig macht. Wer so stumpf mit Chemikalien rumhantiert, sollte es besser lassen. In die Atzloesung gehoert etwas verbrauchte Aetzloesung (Kupfer- chlorid, Sulfat geht auch), damit sie ueberhaupt startet, sozusagen als Katalysator. Ohne dieses geht sie nur aus Zufall los, eben wie bei dir.

Tja, so ist Salzsaeure=Chlorwasserstoffsaeure eben. Auch das steht breit und lang in der FAQ: "Da die Mischung korrosive Gase erzeugt... "

Wenn die Suppe wirklich unkontrolliert wird, haengt sie langst an der Decke und in deinen Augen und hat die Fensterscheibe rausgesprngt, was willst du dann noch stoppen ?

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Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at gmx dot net
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MaWin

Stimmt, ich hatte nicht gewußt, dass dazu etwas drin steht. Trotzdem sind die Ergebnisse sehr gut geworden, muss ich sagen: besser als mit FeCl3 und dazu noch keine Sauerei und schnelleren Ätzvorgang, das ganze bei Raumtemperatur. Keine Unterätzung.

Ah, gut zu wissen. Dann hebe ich ein bischen was davon auf.

Ja, das sollte man vielleicht noch in den FAQ-Eintrag dazuschreiben. Der Absatz ist recht knapp - auch was genau "Ätzmittel" ist, wird nicht näher erläutert.

Womit die Frage nicht beantwortet ist: Was ist das für ein Zeug?

Okay, lass es mich anders formulieren: wie kann man die Reaktion verlangsamen?

Viele Grüße, Johannes

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durch dei Verdunstung kült das sogar ziemlich gut
das ist wie schweiß. Hünde müssen da hecheln so wie Lüfter.
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Johannes Bauer

Entsorgt.

Hallo Johannes,

ich nutze das Zeug seit vielen Jahren. Die Sosse ist allerdings bei mir in einer Glasküvette. Wenn das Ätzmittel hellgrün und gut durchsichtig ist, dann ist es gut zu gebrauchen. Wenn es aber dunkelgrün/bräunlich aussieht, dann muss ich etwas H2O2 zu tun. Maximal gebe ich ca. ein Schnappsglas H2O2 hinzu und rühre mit dem Platinenhalter um. Es verschwindet die dunkelgrüne bräunliche Färbung. Dann rein mit der Platine und nach ca. 1-2 Std ist die Platine fertig. Die Mischung enthält recht wenig Salzsäure und H2O2. Daher auch die längere Ätzdauer. Trotzdem ergeben sich keine Unterätzungen. Das Rezept stand mal in einer Beschreibung zu Positiv 20 von Kontaktchemie.

Bei dieser Mischung keine Dämpfe (kein Kochen) und keine Kossosion der umliegenden Werkzeuge. Bei einer Glasküvette ( die hab ich mal von ISERT elektronic bezigen) ist die Oberfläche der Flüssigkeit auch sehr gering. Daher: siehe Anfang Absatz. Ach ja, die größten Platinen sind kleiner als DIN A3 aber größer als DIN A4.

Gruß Manfred

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Wer glaubt, das Zitronenfalter Zitronen falten,
der glaubt auch das Projektleiter Projekte leiten.
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Manfred Kuhn

Aus meinen Versuchen mit Wasserstoffperoxid weiß ich, daß so ziemlich jede Form von Dreck als Katalysator wirken kann. Bei meinem Chemiekasten wurde das Wasserstoffperoxid in Plastikflaschen (50 ml IIRC) aufgehoben. Die waren normalerweise quaderförmig, aber nach einiger Zeit fast rund. Beim Öffnen dann *pffffffffffff*. Deshalb beim Verdünnen auf jeden Fall destilliertes Wasser nehmen.

Doch, ist sie. Salzsäure ist eine Lösung von Chlorwasserstoff in Wasser (AFAIK "passen" in einen Liter Wasser ca. 500 Liter Chlorwasserstoff). Wenn Du das warm machst, kommt ersterer wieder raus.

Gefühlsmäßig würde ich sagen, daß bei Deiner Reaktion (Salzsäure mit Oxidationsmittel) unter anderem Chlor entsteht, das einzuatmen nicht zu empfehlen ist. Daneben dürften noch diverse Verbindungen aus Chlor, Wasserstoff und Sauerstoff auftreten, die ihrerseits beim Zerfall oxidierend wirken, und dabei das Kupfer in Lösung bringen. Dieter wird Dir das genau erklären können. :-)

Hmm, da will ich nichts falsches zu sagen, aber evtl. die Säure neutralisieren. Aber besser nicht mit Soda ;-)

Schäumende Grüße, Felix

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Felix Opatz

Am Fri, 29 Sep 2006 15:18:13 +0200 schrieb Johannes Bauer :

Ich ahbe die Mischung auch gerne verwendet, allerdings verdünnt: 770ml H2O, 200ml HCl und 30ml H2O2

Die Bildung von Kupferchlorid und die Erwärmung lassen den Prozeß selbst beschleunigen.

HCL-Gas

Das gilt vor allem für so stark hygroskopische Säuren wie konzentrierte Schwefelsäure. Die Salzsäure besteht eh schon zu 67% aus Wasser. Da tut sich eigentlich nix beim verdünnen. Wenn du (kaltes) wasser dazu gibst, dann bremst das auf jeden Fall. Aber: besser vorher schon richtig verdünnen.

--
Martin
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Martin

"Johannes Bauer" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@news.cis.dfn.de...

[...]

Chlorwasserstoff

2 HCl (aq) + H2O2 -> 2 H2O + Cl 2 (+ HCl (g), O2,als Abfall diverser Nebenreaktionen)

Ich hab's nicht eingeatmet, aber hab dann am nächsten Tag

Kunstück bei naszierendem Chlor und Sauertoff bzw. HCl (g)

HTH PF

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Paul Fleissner

Johannes Bauer schrieb:

Du hast die Suppe *viel* zu dick angesetzt, und das entstehende Cu^2+ wirkt auch noch katalytisch für die weitere Reaktion.

Elementares Chlor! Sind zwar nur geringe Mengen aus der Nebenreaktion, merkt man aber deutlich.

Wasser reinkippen. Du solltest aber das nächste Mal einfach die richtigen Konzentrationen verwenden, welche das sind haben andere ja schon geschrieben.

Bei Salzsäure unkritisch, da ist ja schon jede Menge Wasser drin.

Gruß Dieter

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Dieter Wiedmann

Paul Fleissner schrieb:

Das gibts bestenfalls *in* der Lösung, nicht in der Umgebungsluft.

Gruß Dieter

Reply to
Dieter Wiedmann

Felix Opatz schrieb:

Chlorsauerstoffsäuren entstehen da nicht, zumindest nicht in nachweisbaren Mengen.

Au weh! *Richtig* genau aber nicht hier, auf d.s.c passt das dann doch wesentlich besser.

Gruß Dieter

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Dieter Wiedmann

^^^^^^^^^^^^

Das ist doch eine Annahme aus dem letzten Jahrhundert...

Gruss, Holger

PS: Was wirkt besser reduzierend: Naszierender Wasserstoff oder solcher aus der 'Bombe'? Klar, der aus der Bombe. Der ist ja durch ein Reduzier- Ventil gekommen...

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Holger Petersen

Wenn man es im Chemielabor macht, hält sich der Kollateral- schaden in Grenzen (Abzug).

Ist es wirklich so heiss, dass es siedet? Die Wärme kommt eigentlich nur von der "Verbrennung" von dem bisschen Kupfer, was gramm-mässig nicht so viel sein kann. Bei reichlich H2O2 wird oft Sauerstoff frei und der blubbert dann. Solange nicht dunkelgrünes Cu(I)Cl rumwabert, ist idR genügend H2O2 drin. Je nach sonstigen Verhältnissen wird auch Chlor frei.

Die Dämpfe sind Säuredämpfe. Aus 20%iger Salzsäure dampft vornehmlich 20%ige Salzsäure ab, die bildet bei dieser Konzentration ein Azeotrop mit Wasser. HCl beisst natürlich mehr in der Nase als Wasser, daher nimmt man das auch eher war. Die Cl-Ionen sind für das Werkzeug besonders unangenehm, abgesehen vom tiefen pH der Säure. Die schützenden Oxidschichten auf den Metallen werden weggelöst, das Unheil nimmt seinen Lauf. Die Cl-Ionen komplexieren die meisten Metallionen sehr gut, stülpen ihnen sozusagen eine Tarnkappe über und es wird kein Gleichgewicht erreicht. Mit solchen Tricks kann man Gold an Luft auflösen...

Vielleicht reicht langfristiges Ignorieren. Das sieht anders aus, wenn man ** in FeCl3-Ätzlösung gibt.

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mfg Rolf Bombach
Reply to
Rolf_Bombach

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