dynamische Logikdarstellung / URTL-ICs

Hallo NG,

hat schonmal jemand was von dynamischer Logikdarstellung mit URTL-Bausteinen gehört? URTL steht für "Überwachbare Widerstands-Transistor-Logik". Ich suche dringend Infos zu diesem Thema (hauptsächlich zur Funktionsweise) und wäre für jeden Hinweis dankbar!

Gruß Jens

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Jens Bause
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Anscheinend nicht.

RTL zumindest gabs tatsächlich. Ist aber älter als TTL und damit eher

50er/frühe 60er Jahre. Und gabs wohl nicht als ICs. Da der Stromverbrauch und damit die Verlustleistung hoch war gab es einerseits Bemühungen der Versorgungsspannung niederig zu machen um die ( Germanium-)Transistoren kühl zu halten. Was aber zu schlechtem S/N-Verhältnis und damit Einzelbitfehlern führte. Bzw. Taktzeiten einschränkte. Andererseits waren Magnetkern-"RAM"s nichtflüchtig. Man konnte also die Logiknetze gepulst betreiben. Davon abgeleitet gibt es eine moderne Entwicklungslinie vgl ARM AMULET. Bestenfalls dahingehend ist was "dynamisch".

MfG JRD

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Rafael Deliano

Die URTL-Bausteine sind auch keine Bauteile aus den 50/60ern, sondern schon etwas moderner. Ich kenne nur die grobe Funktionsweise.

Es geht darum die korrekte Funktion eines Bausteins kontrollieren zu können, dazu werden jeweils zwei Eingangssignale auf je ein Gatter gelegt. Diese Gatter haben noch einen zusätlichen Eingang für ein Prägesignal, die Prägesignale der beiden Gatter sind 180° Phasengedreht zueinander und schaltet jeweils die Funktion des Gatters von Nor auf Nand logik um (1 = Nor, 0 = Nand). Die Ausgänge der Gatter werden zum Einen nach Außen geführt und weiter verarbeitet, zum Anderen werden sie auf ein Exclusiv-Oder gegeben. Solange die Gatter unterschiedliche Ausgangssignale liefern, funktionieren beide Gatter und es ist alles ok.

Die weitere Auswertung der entstehenden Ausgangssignale und die konkrete Anwendung sind mir allerdings unbekannt, weshalb ich hier auf Hilfe hoffe.

Gruß Jens

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Jens Bause

Muß man wohl unterscheiden zwischen akademischer Literatur und industrieller Anwendung.

Ich hab mal google unter "URTL logic" angeworfen und da kommt ein abgelaufenes Patent von BBC von anno 1976. Daß die Funktion unklar ist ist bei Patenten/"Offenlegungs"schriften nicht untypisch. Wäre sie klar: Schaltung als trivial erkennbar.

Bezüglich des Ansatzes findet man in Büchern a la Pradhan "Fault-tolerant Computing Band 1, 2" Prentice Hall 1986 zwar Kapitel über Test und Selbsttest auf Gateebene. Aber es ist nicht sicher ob so was selbst in VLSI real verwendet wird.

Sollte es um die Lösung tatsächlichen Problemes gehen, die industrielle Anwendung ist eher so:

1) Gates diskret aufgebaut aus Parallel/Serienschaltung von Transistoren, Dioden. Als Schalter an Endpunkten für Relais usw. früher propagiert. Als IC würde da wohl die Annahme der unabhängigen Ausfallwahrscheinlichkeit der Komponenten nichtmehr stimmen. 2) Echte IC-Logikfamilien die im Herstellverfahren robuster sind. Typisch bipolar, 12-15V Versorgung, Schaltgeschwindigkeit oft durch interne oder externe Kondensatoren gebremst, gewisse Überspannungsfestigkeit, von Anfang 70er bis Anfang 80er in Produktion. Mir bekannt: a) Teledeyne 3xx-Serie ( eventuell gabs die auch von Motorola ) "HiNIL" / "High Noise Immune Logic" b) Siemens FZx 1xx "LSL-Serie" / "Langsame störsichere Logik" ( Hat da noch jemand Datenbuch ? ) c) Valvo / Philips SA1029 Multifunktionsbaustein "sichere zerstörfeste Logik" Den gibts glaube ich geclont noch von kleinerem Hersteller, vgl. google. Kann man heute diskret mit SMD bauen. Packungsdichte ist dann so schlecht auch nicht, viel Logik hat man an der Peripherie meist nicht. 3) Mikroprozessorschaltungen: a) konventionelles Herstellungsverfahren der ICs aber triple/quadruple redundancy mit votern auf Baugruppenebene. b) verbessertes Herstellungsverfahren. * Es gab in 70ern - frühe 90er Jahre 8 und 16 Bit Standard-CPUs vereinzelt auch in bipolar / I2L für industrielle Anwendung vgl. die Logikfamilien oben. * Es gibt vereinzelt noch welche in CMOS-SOS "rad-hard" für Raumfahrt. c) konventionelles Herstellungsverfahren aber allerlei Selbsttestlogik. Typisch Paritychecks für Register usw. Vgl. den SPARC von Atmel für ESA ( "ERC32" ). Der wird damit aber anscheinend nur als "rad-tolerant" angepriesen. 4) Keine Elektronik. Als Redakteure der Franzis-"Elektronik" Ende der 70er Jahre auf dem Höhepunkt der Hysterie mal teutsches Atomkraftwerk besichtigen ("sichererste AKWs der Welt") fanden sie an entscheidender Stelle Relais und Steinzeittechnik.

MfG JRD

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Rafael Deliano

"Rafael Deliano" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@t-online.de...

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Dieser Patentschrift entnehme ich, das URTL von einer "Siemans firm" entwickelt wurde. nehme an soll Siemens heisssen.

Ich war damals in der Hardwareentwicklung Netzschutztechnik bei obengenannter Firma tätig und mir sind keine ICs oder ähnliches dazu bekannt. Der Standard war damals wegen der Störsicherheit eine diskret aufgebaute 24V Logik nannte sich "SI-Baureihe". Die allgemeine Technik redundante Kanäle zu verwenden und gegenseitig zu überwachen war natürlich üblich.

Später, so kurz vor Einführung der kompletten Digitalisierung in der Schutztechnik gab es z.B. eine Einsteckkarte mit 2 EProms und Pegelumsetzer am Ein/Ausgang auf 24V. Das eine EProm war mit positiver Logik und das andere mit negativer Logik programmiert und die Ausgänge wurden verglichen.

SAA1029 (SAA1029BBC) heisst er richtig ;-))

Und ich glaube nicht, das er geklont wurde ... scheint sich eher um ein TV-Chip mit gleichem Namen zu handeln

Diese Chip wurde von Valvo/Phillips und BBC zusammen entwickelt und war dafür erst nach 3 Jahren allgemein verfügbar und nannte sich RBS = Robuster bipolarer Schaltkreis und enthält 3 sogenannte Sperr-Und Gatter. Er war als Interface Baustein für CMOS Logik entworfen worden. Verträgt Eingangsspannungen bis 60V und mehr mit zusätzlichem Widerstand. Und mit 2 Dioden kann man mit einem Gatter ein RS-Flip-Flop bauen.

Gruß

Hans-Georg

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Hans-Georg Lehnard

Korrekt. Der "after market" Hersteller wäre Comset Semiconductors, haben auch das Datenblatt von als pdf im www. In dem Fall nicht geclont sondern Fertigungsunterlagen usw. direkt von Philips übernommen.

MfG JRD

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Rafael Deliano

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