Dalai Lama

Was las ich gerade

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"Ich fragte den Dalai Lama, was er in seiner Freizeit macht. Er sagte, dass er es liebe, Fernseher und Radios zu reparieren"

Also, falls ihr mal in Argumentationsnöten seid...

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Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at gmx dot net
homepage: http://freenet-homepage.de/mawin/
de.sci.electronics FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
Read 'Art of Electronics' Horowitz/Hill before you ask.
Lese 'Hohe Schule der Elektronik 1+2' bevor du fragst.
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MaWin
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MaWin schrieb:

Ich argumentiere immer so: Elektronik ist Kulturgut, und eine kunstvoll entflochtene Leiterplatte ist genauso imposant wie ein großes Gemälde eines berühmten Künstlers, genauso aufregend wie ein gutes Buch, genauso harmonisch wie gute Musik.

Wir leben aber leider in einer Welt, in der Elektronik gleich Technik gleich "kannste wegschmeißen, gibt was neues" ist, hinzu kommt der typisch deutsche Kulturpessimismus, der Technik und Technikbegeisterung als verabscheuenswürdig verdammt, "die Elektrotechnik ist eines Informatikers unwürdig" - nie werde ich das tobende Professorchen an Bremens Alma Mater vergessen, das mir diesen Satz ins Ohr trompetete.

Also landen gute Bücher, alle großen Gemälde von Rembrandt und van Gogh und die originalen Partituren von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Guiseppe Verdi auf dem Müll, werden im Schredder zerstampft und wieder zu Rohstoffen per Recycling. Schade doch, daß "der Mann mit dem Goldhut" immer noch in einem Berliner Museum hängt. An dem Gold wäre doch wohl die Degussa sehr interessiert?

Ach, doch nicht? Und warum dann, bittschön, sind Kulturleute auch heuer noch sehr stolz auf ihre zwei linken Hände und auf ihre schlechten Schulnoten in Mathe und den naturwissenschaftlichen Fächern?

Ich finde es sympathisch, daß der Dalai Lama gerne Unterhaltungselektronik repariert, aber ich glaube nicht, daß er des deutschen Michels Dumpfbackigkeit damit korrigiert.

Holger

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Alzheimer ist ganz toll. Man lernt ständig neue Leute kennen.
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Holger

Das ist schlicht Unsinn, denn das _Entflechten_ geschieht zwecks Erfüllung einer vorher bekannten Metrik statt einer damit bedienten und wandelbaren Ästhetik.

Und des Holgers seine erst.

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David Kastrup
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David Kastrup

Am 07.04.2011 14:09, schrieb MaWin:

Tendzin Gyatsho, der 14. Dalai Lama, ist mir, obwohl ich ihn nie selber erlebte, der sympathischste aller religiösen Oberhäupter. In allen mir bekannten Interviews strahlt er eine wunderbare Ruhe und Menschlichkeit aus, gepaart mit einer weltoffenen Sichtweise der Dinge. Ich würde ihm auch abnehmen wenn er erzählte, daß er mit dem Moped Brot kaufen fährt.

Bernd

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Bernd Laengerich

David Kastrup schrieb:

Dann hast du keine Ahnung, wie man Musik komponiert. Dabei hat Bach das in seiner "Kunst der Fuge" doch so schön vorgemacht. Und du hast keine Ahnung, wie ein Gemälde entsteht. Überleg doch mal, was der "goldene Schnitt" denn wohl ist?

Entflechten unterliegt selbstverständlich ästhetischen Paradigmen, den sogenannten Design Rules. Und ja, nachdem sich Ästhetik ebenfalls als "Formgebung nach Regeln" sieht, spricht nichts gegen die Feststellung, daß Leiterplatten ästhetisch sind.

Solange du mich nicht verstehst, kannst du meine Argumente auch nicht nachvollziehen. Ich sehe das schon so, daß die Übergänge zwischen "kunstvoll" und "trivial" fließend sind, aber ich wähne die Elektronik mitnichten auf der Seite des Trivialen. Allein die Tatsache, daß es sich beim Kunstwerk in der Regel um ein Unikat handelt, während heutige Elektronik nur sehr selten als Prototyp vorliegt, bedeutet nicht, daß Elektronik ohne Kreativität möglich sei.

Holger

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Alzheimer ist ganz toll. Man lernt ständig neue Leute kennen.
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Holger

Holger wrote in news:inkgoi$7ri$1 @speranza.aioe.org:

Ja, solche Meinungen mir auch schon aufgefallen. Warum eigentlich?

Gruß R.R.

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Ich bin unschuldig, ich hab sie nicht gewählt!
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Robert Rohling

Ach.

Ich denke nicht. Denn bei einer Leiterplatte setzt man einen Schaltplan als Vorgabe um, und will dabei so wenig unnötiges Kupfer und HF wie möglich. Bei einer Fuge setzt man ein Thema als Vorgabe um, und will dabei so viel überzählige Augmentationen, Stimmen, Transpositionen wie möglich.

Das eine ist die Kunst, aus einer Mücke keinen Elefanten zu machen, das andere die Kunst, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Vollkommen andere Zielansätze.

Und ein gutes Gemälde ist eines, in dem der goldene Schnitt maximal oft zu sehen ist?

Du hast zuviel Vasarely geguckt. Und zu wenig davon verstanden.

Auf gut deutsch, Du hast keine Ahnung, was Ästhetik ist. Die Design Rules sind ja nicht beliebig.

Dafür bin ich dankbar.

Du verstehst halt den Unterschied zwischen "Kunstfertigkeit" und "Kunst" nicht.

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David Kastrup
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David Kastrup

David Kastrup schrieb:

Ich weiß nicht, warum du so angefaßt reagierst, aber ich sehe Usenet. Tut mir leid, ich möchte nicht auf dieser Ebene diskutieren und bleibe dabei, daß du einen zu engen Kunstbegriff hast. Aber das macht mir nichts. Das ist eben deine Meinung, und ich bin nicht verpflichtet, dir deine Ansichten zu ändern.

Holger

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Alzheimer ist ganz toll. Man lernt ständig neue Leute kennen.
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Holger

Und wenn ich Schwarz nicht Weiß nenne, habe ich einen zu engen Farbbegriff.

Die Frage ist: wofür zu eng? Selbstverständlich kann man jedes Wort solange sinnentleeren und weichspülen, bis es nichts mehr bedeutet. Aber warum sollte man das tun?

Kunst ist etwas, das an das ästhetische Empfinden gerichtet ist. Man kann vieles zu Kunst machen, indem man es aus seinem Zusammenhang herauslöst und samt einer innewohnenden Ästhetik aufbereitet. Aber das Kunstwerk ist das resultierende Foto, nicht das Motiv, auch wenn damit i.a. eine Ästhetik des Motivs wiedergegeben wird.

Du bist auch nicht verpflichtet, Deinem Nachbarn die Fensterscheiben einzuwerfen.

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David Kastrup
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David Kastrup

David Kastrup schrieb:

Korrekt. Belassen wir es dabei.

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Alzheimer ist ganz toll. Man lernt ständig neue Leute kennen.
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Holger

David Kastrup schrieb:

Also elektronische Geräte, unter anderen. Oder glaubst du ernsthaft, Mediamarkt und Konsorten könnten nur eine Grafikkarte verkaufen, wenn diese Karte Ekel und Abscheu auslöst? Glaube ich kaum. Da muß immer auch was für das Auge mit dabei sein, und es gibt in der Elektronik ganz bestimmt auch sowas wie eine "saubere Arbeit", ein "sauberer Aufbau" und im Gegenteil dessen auch den "Pfusch".

Holger

PS: Aber wie gesagt - es bringt mir jetzt nichts, mit dir zu streiten. Bleib deinen Ansichten treu, es ist dein gutes Recht.

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Alzheimer ist ganz toll. Man lernt ständig neue Leute kennen.
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Holger

Wie schon gesagt: Du kriegst "Kunst" und "Kunstfertigkeit" nicht auseinandergehalten.

Nebenbei ist auch nicht alles Kunst, was an das ästhetische Empfinden gerichtet ist: das ist nur ein notwendiges Kriterium. Aber ein Auto wird nicht deswegen zu einem Kunstwerk, weil es quietschrosa erhältlich ist, wohingegen es zum künstlerischen Substanz eines Gemäldes gehören kann, daß darauf eine quietschrosa Katze zu sehen ist.

Auch wenn "quietschrosa" praktisch ausschließlich dafür genutzt wird, das ästhetische Empfinden anzusprechen, ist es nicht inherent Kunst, ebensowenig wie Töne und Noten inherent Musik sind. Ich habe hier Notenblätter, auf denen alle spielbaren Töne und Akkorde meines Akkordeons aufgezeichnet sind. Das ist keine Musik, solange ich es nicht als solche verkaufe und dadurch dazu mache.

Dazu müßtest schon etwas begreifen von dem, was ich sage.

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David Kastrup
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David Kastrup

Holger schrieb:

Hallo,

und welcher Unterschied besteht dann zwischen dem großen Gemälde eines berühmten Künstlers und einer Gebrauchsgraphik eines guten Graphikers? Toulouse-Lautrec gestaltete auch Werbeplakate, nur sind seine damaligen Kollegen in dem Metier heute längst vergessen.

Bye

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Uwe Hercksen

David Kastrup schrieb:

Hallo,

mir fallen immer wieder "Kunstwerke" auf bei denen ich die Kunst nur darin finden kann das "Werk" den Konsumenten erfolgreich als Kunstwerk zu vermarkten. Wenn es jemand gelingt obige Notenblätter als Musik zu verkaufen müssen sie deswegen noch lange keine Musik sein.

Bye

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Uwe Hercksen

Doch allgemein gilt:

"Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann? (Antoine de Saint-Exupéry).

Und der hat definitiv nicht das Erstellen von Layouts gemeint.

Mit freundlichem Gruß

Jan

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Jan Kandziora

Jan Kandziora :

Ohja, wie sehr das auf Software zutrifft, auch Programmieren ist eine verkannte Kunst :-).

M.

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Matthias Weingart

Wie bitte? Das ist aus Kapitel III von "Terre des Hommes", und de Saint-Exupéry sagt explizit am Anfang des Absatzes:

"Il semble que le travail des ingénieurs, des dessinateurs, des calculateurs du bureau d?études ne soit ainsi en apparence ..."

Also: "Ingenieure, Designer, Buchhalter". Und es geht darum, einen Flugzeugflügel so zu konstruieren, daß er am Ende nicht mehr als Anhängsel des Rumpfes, sondern als Bestandteil des ganzen wahrgenommen wird.

Die Reduktion auf das minimale, nämlich das Thema, ist aber der _Ausgangspunkt_ des Komponisten einer Fuge, nicht das Ende.

Ein _Designer_ hat in der Tat die Aufgabe, ein _funktionales_ Gebilde in einen optischen Kontext einzubetten, bei dem ein klarer minimalistischer Ansatz oftmals am elegantesten ist.

Bei einem reinen _Kunstwerk_ hingegen ist keine Funktionalität zu verkleiden, wenn man mal von dem Aspekt "damit kann ich das Loch in der Tapete verdecken" absieht.

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David Kastrup
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David Kastrup

Moin!

Der Preis. Welcher alte Meister hat im Leben soviel verdient, wie alleine das neue Logo der Bahn und der Arbeitsagentur gekostet haben?

Gruß, Michael.

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Michael Eggert

Offensichtlich drücken wir uns hier beide nicht verständlich genug aus.

Ich hatte verstanden, dass du das Anfertigen eine Layouts nicht als künstlerische Tätigkeit ansiehst, weil man ja ohnehin den Zwängen der Technik ausgeliefert ist und daher nur einer mechanistischen Tätigkeit nachgeht.

Genau das ist aber für mich nicht der Fall, was ich mit dem Saint-Exupery- Zitat belegen wollte. Auch in der Technik ist Kunst. Die Kunst ist es, das Notwendige und das Schöne unter einen Hut zu bringen. Und da unterscheidet sich der Ingenieur nicht vom Künstler. Vielleicht ist er damit sogar noch mehr Künstler als die, die sich so nennen, weil es eine Schwierigkeit mehr gibt, die bewältigt werden muss.

Auf Platinenlayouts angewendetet kann man zwar behaupten, dass das Entflechten von Schaltplänen zu Layouts ein mehr oder weniger automatisierbarer Vorgang ist. Das ist aber weitgehend unwahr, denn das Entflechten fängt bei einer vernünftigen Positionierung der Kühlkörper, Stecker und Bedienelemente an, oft entscheidet sich hier sogar erst die konkrete Bauteileauswahl. Oft ändert man sogar noch am Schaltplan oder an der Software rum, weil die vorgesehenen Bauteile nicht erhältlich sind. Wer die Teile Schaltplan, Bauteile, Leiterbahnen, Software trennt macht Murks und man sieht es am Ergebnis.

Umgekehrt geraten hier sicher viele auch in Verzückung angesichts eines "gelungenen" Layouts, das nicht nur funktioniert, sondern sich auch gut in ein bestehendes Gehäuse einpassen lässt. Wenn dann noch die Bedienung stimmt ist es halt nicht nur ein Gerät, sondern ein kleines Kunstwerk.

Vermutlich denken wir da sogar ähnlich.

Ich finde es z.B. immer bedauerlich, wenn ein Künstler sich keinerlei Gedanken über die Haltbarkeit seiner Arbeiten macht. Es fängt mit "nicht anfassen" an und gipfelt in der Feststellung, das alles vergänglich und die Fragilität damit beabsichtigt sei. Ich halte sowas für Ausreden dafür, nicht einmal grundlegende Kenntnisse des eingesetzten Materials und Werkzeugs zu besitzen. Aber vielleicht bin ich da auch einfach zuviel Ingenieur und zuwenig Künstler.

Mit freundlichem Gruß

Jan

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Jan Kandziora

Wo soll ich das gesagt haben? Versteht hier wirklich überhaupt niemand den Unterschied zwischen Kunst als reiner Ästhetikansprache und Kunstfertigkeit in der Erfüllung notwendiger Randbedingungen?

Das ist technisches Design. Streng genommen ist noch nicht einmal das das Thema von Saint-Exupery: ihm geht es im genannten Zitat auf die Reduktion auf das technisch notwendige und funktionale im Gesamtzusammenhang, also die Abwesenheit (respektive Nichtmehrwahrnehmbarkeit) von reinen Designentscheidungen.

Und eben dadurch, daß seine Arbeit einen Zweck zu erfüllen hat, ist das, was bei seiner Tätigkeit entsteht, ein Produkt und nicht Kunst. Daß es Kunstfertigkeit _erfordert_, macht es nicht zu Kunst.

"vernünftige Positionierung", "Murks", "man sieht es am Ergebnis" sind Gebrauchskriterien, nicht Kunst.

Wenn ein Künstler Materialien einsetzt, durch die sein Kunstwerk verbleicht, verrottet und vergammelt, hat er, war dies nicht intendiert, als Kunsthandwerker versagt. Über die Qualität seines Werkes als Künstler sagt das erst einmal nichts.

Kunst ist unnötig und beliebig. Je mehr eine _Aufgabe_ von den Anforderungen diktiert wird, je weniger Freiheitsgrade und Ausdrücksmöglichkeiten sie läßt, desto mehr Kunstfertigkeit mag sie erfordern, und desto weniger ist das Resultat Kunst als solche.

Das sind letztlich weitgehend orthogonale Anforderungen, auch wenn die besten Künstler ihr Motiv nicht von den Beschränkungen und Eigenheiten des Mediums unabhängig wählen.

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David Kastrup
Reply to
David Kastrup

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