Es gibt noch Chips. Es gibt aber zuwenig Chips. Da die KFZ-Industrie den Loewenanteil an Micro Controllers verbraucht und (leichtsinnigerweise) zu oft nach JIT verfaehrt, wirkt sich das dort entsprechend stressig aus.
Was ich etwa seit einem Jahr regelmaessig mitbekomme, ist das Firmen aus non-automotive Bereichen hie und da eine bereits bestellte und zugesagte Menge Chips wieder abgesprochen bekommen. IOW, der Teller wird schlicht vom Tisch gezogen, es wird nicht geliefert. Im Bereich Automotive habe ich das hingegen nicht gehoert. Dort ist es so, dass Neubestellungen nur noch teilweise oder manchmal gar nicht erfuellt werden koennen, so wie woanders auch.
Das hat nichts mit der Halbleiterknappheit zu tun und auch nicht mit COVID. Es ging vor 4-5 Jahren los und war vorhersehbar. VW und andere Firmen haben in Sachen Hybrid- und Elektroantrieb den Anschluss verloren. Sie koennen ihn wiederbekommen, doch das wird Jahre dauern und teuer werden.
In Sachen VW hat dann auch noch Toyota generell ueberholt:
Wo bekommst Du ihn billiger her? Vor allem, wie zuverlaessig ist das? Hier schliessen wir mal den ueblichen deutschen Wintertag ein. Fast windstill, bewoelkt, lausekalt und das E-Fahrzeug muss beheizt werden. Mit etwas Pech wochenlang und da holt Dich auch kein norwegischer Stausee raus, wenn es denn die Infrastruktuer dafuer gaebe. Ein Sibirien-Outfit mit Bundeswehrstiefeln, Parka, Wollmuetze und Fellhandschuhen ist bei Berufspendlern nicht so der Hit.
Oder nimm den Sommer bei uns. Bruetende Hitze, weshalb die meisten Autofahrer die sehr energiefressende Klimaanlage auf voller Pulle laufen haben. Nun wueteten aber auch Waldbraende, sodass wochenlang kaum Sonne zu sehen war und damit auch kaum Stromerzeugung aus dieser Quelle. Wind gab es zum Glueck auch fast keinen, sonst waeren die Braende schlimmer geworden. Es kam was kommen musste, einige Male musste der Saft vom E-Werk abgeschaltet werden, weil die Sozen in Kalifornien viele Grundkraftwerke ohne nachzudenken abgeschafft haben und dann nicht mehr genug da war.
Noe, die Industrie hat sich schlicht verspekuliert. Wie Kuhlenkampf manchmal sagte "Kann passieren, sollte aber nicht". Und wenn man gescheite Ingenieure hat, holen die einen auch da raus :-)
Und man bekommt vieles nach wie vor. Nur mal ein Beispiel. Ich brauchte letztes Jahr einen neuen Kurzwellebn-Transceiver fuer Amateurfunk. Er hat weniger als $850 gekostet, selbst ohne Kaufkraftbereinigung weniger als alle davor, und wurde sofort geliefert. Ich hatte die Wahl zwischen vielen Modellen aus Japan und den USA, alle lieferbar. Das konntest Du frueher im Osten voll vergessen und als die Mauer endlich fiel, habe ich meinen Transceiver an jemanden in der ex-DDR verschenkt. Die hatten in dieser Richtung fast nichts.