Und wieder wars der Dreibeiner

Hallo NG

Eben hatte ich einen SR250 Gated integrator auf dem OP-Tisch. Fehlerbeschrieb: Triggerte immer seltener und jetzt gar nicht mehr.

Der NIM-Bin besteht aus einer Platine von ungefähr doppel-euro-Format voller Zeuch aus dem frühen Monolithikum, viel bedrahtetem diskreten Graffel mit zwei Beinen und einigen diskreten Transitoren. So richtig was für Grobmotoriker wie mich.

Zum Glück ist alles einigermassen modular aufgebaut: Taktgenerator, Trigger, Transistorbrücke als Schalter, Integrator, Ausgangsverstärker usw., sodass man sich da gut durchquälen kann, zumal Schema mitgeliefert wird.

Erstes Problem war allerdings, ein genügend leeres Mainframe zu finden, da ich keinen Extender für den Stromanschluss habe. Immerhin lernt man so nach links um die Ecke zu schielen ;-)

Taktgenerator funktionierte, auch der mit long-tailed-Pairs aufgebaute Schmitt-Trigger schien zu funktionieren. Allerdings ist mir da aufgefallen, dass auf der -5V Schiene eher -8V waren.

Frage: Wie würde man jetzt korrekt weiterfahren? Zusatzinfo: Die Geräte werden, wohl aus irgendwelchen historischen Gründen, vom Frame mit

+-6V, +-12V und +-24V versorgt. Da unpraktisch, werden dann die letzteren lokal meist zusätzlich auf +-5V und +-15V runtergeregelt. Daher lässt sich nicht sagen, ob die -8V aus einem verbrutzelten 7905 kommen oder ob was anderes durchlegiert hat, welches dann -15V auf die -5V Schiene durchlässt. BTW, ich halte dieses System mit den vielen Betriebsspannungen, kommt aus der Profi-Röhrenszene, für reichlich unangebracht, bringt nur Ärger (etwa auch beim Einschalten mit der Sequenz).

OK, wer viel Geld und daher ein DC-Zangenamperemeter hat, könnte den Strom aus oder zu dem 7905 messen. Andere Spannungen abhängen kommt nicht in Frage, da dann einige BE-Strecken die 8V rückwärts abkriegen und dies möglicherweise nicht überleben. Beinchen ablöten und konventionell messen?

Ist eh eine hypothetische Frage, aus Zeit- und Lustmangel, no brain no pain, hab ich einfach den 7905 getauscht und nun funzt alles wieder einwandfrei. Aber irgendwie mulmig ist mir doch dabei, kann auch nicht abschätzen, ob da noch Folgeschäden vorhanden sind. Ansonsten immerhin ca 3000$ gespart.

Und nein, trotz vieler Tantal-Tropfen-Elkos keiner explodiert. Das passiert offenbar nur Joerg. Diese Plaste-Dreibeiner hingegen hab ich jetzt schon Tütenweise getauscht in allerlei Geräten, von billig-consumer-Kisten bis besagtem aus dem oberen Segment.

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mfg Rolf Bombach
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Rolf Bombach
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Am 12.12.2012 22:06, schrieb Rolf Bombach:

Nein, ist mir auch schon passiert. Der Tantaltropfen war ganz einfach weg. Nichts mehr da ausser 2 Drahtstummeln und etwas Geruchsbelästigung.

Und in einem Pipeline-Messgerät mit 1024 Ultraschallkkanälen hatten wir Tantals zur Abblockung wegen des abartigen Dynamikbereichs. Mit den üblichen Regeln, > 3* Arbeitsspannung etc.

Wenn wir jemals Platinen zurückbekamen waren es die Tantals. Niemals die Avalanche-Transistoren.

Die raumfahrttauglichen Tantals haben das > 6-fache Volumen der üblichen Size D mit den gleichen Specs. Die ESA verlangt nur doppeltes Derating. Ich baue gerade sowas und habe kein wirklich gutes Bauchgefühl dabei.

Ok, vielleicht sind die fetten Teile tatsächlich besser.

Gruß, Gerhard

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Gerhard Hoffmann

Am 12.12.2012 22:06, schrieb Rolf Bombach:

Schönen Gruß an diese Profi - "Designer". In einer halbwegs richtig dimensionierten Schaltung sind die nicht kaputtzukriegen.

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Hartmut Kraus

Lustig, ich habe dagegen eher das mit den explodierenden Tropfen erlebt, gab da immer Wetten, welche Farbe das Rauchwölkchen hat, wenn man jetzt die 5V/20A drangibt. Dreibeiner kaum mal, daß die im Eimer sind, kenne ich als genügsame, langlebige Arbeitsviecher...außer, man kauft die bei Reichelt.

-ras

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Ralph A. Schmid 

http://www.schmid.xxx/ http://www.db0fue.de/ 
http://www.bclog.de/
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Ralph A. Schmid, dk5ras

Am 13.12.2012 07:09, schrieb Ralph A. Schmid, dk5ras:

Oh ja, und auch NE555 aus chinesischer Fertigung (via Reichelt) sind für Überraschungen gut. Die Schaltschwellen sind da weit von 1/3--2/3 entfernt.

Gruß Dieter

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Dieter Wiedmann

Ich kann mir vorstellen, dass das Gerate aus den 90'er stammt und fast die ganze Zeit im Crate versogt wurde. Dann kommst du leicht auf > 100000 Betriebsstunden...

--
Uwe Bonnes                bon@elektron.ikp.physik.tu-darmstadt.de 

Institut fuer Kernphysik  Schlossgartenstrasse 9  64289 Darmstadt 
--------- Tel. 06151 162516 -------- Fax. 06151 164321 ----------
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Uwe Bonnes

Rolf Bombach schrieb:

Hallo,

mir ist es allerdings auch mal passiert. Das erste Mal Anfang der achtziger Jahre in einer selbstgebauten TTL Schaltung. Da ging einer spektakulär hoch als wir gerade Gäste durch den Projektrechnerraum führten. Man hörte im Lüfterlärm zwar nichts, roch es aber umso besser. Ich bin alle Schränke entlang geflitzt um den richtigen Schrank mit dem Geruchssinn zu orten. Der Tantaltropfen wurde rotglühend weil ein 20 A 5 V Netzteil dranhing und brannte einen schwarz verkohlten Fleck in die Platine. Er war falsch gepolt wie ich rekonstruieren konnte, seine richtig gepolten Kollegen machten jahrelang keinen Ärger. Aber explodiert ist er nicht. Dann noch dieses Jahr in einem alten Fluke Kalibrator, da war auch einer schwarz geworden und sendete Rauchzeichen. Beim Ersetzen habe ich den neuen falsch gepolt, der machte es dann gleich nochmal. Aber beide ohne Explosion. Einige Zeit später auf einer anderen Karte nochmal ein Tantal. Die -15 V waren zusammengebrochen, aber nur durch eine bestimmte Karte. Da waren einige 10 µF 20 V und ein 68 µF eingebaut, der dicke gelbe Tropfen hatte eine braune Backe. Da habe ich natürlich den zuerst ausgelötet und geprüft, das Kondensator Meßgerät meinte dann das wäre jetzt ein 37 Ohm Widerstand ohne nennenswerte Kapazität. Da das zuständige Netzteil strombegrenzt war ist nichts schlimmeres passiert. Es stellte sich heraus das man da die Kühnheit besessen hatte einen 68 µF 15 V Typ an 15 V zu hängen, übereinstimmend laut Schaltplan, Stückliste und Bauteilaufdruck. Ich habe dann natürlich einen mit 25 V eingesetzt.

Bye

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Uwe Hercksen

Nö, ich kenne das aus der Zeit der Bosch HFG10 & 13. Akku reingeschoben, pffffffffft... und Wölkchen.

--
ZX-12R '02 - 48,995 Mm
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Norbert Goettsche

Am 12.12.2012 22:06, schrieb Rolf Bombach:

Nein, hier auch schonmal. Erstmalige Inbetriebnahme eines Motherboards und schon kam mir der Tantal entgegen...

Zu den Spannungsreglern: Ich hatte in meiner Industriezeit mal ca. 15 LM1117 von verschiedenen Herstellern untersucht. Da wurde bei einigen schon am Schaltungsdesign klar, daß sie die Spec gar nicht einhalten können, was sich dann in der elektrischen Qualifikation auch bewahrheitet hatte. Seriöse Hersteller verbrauchen nicht zum Spaß die vierfache Si-Fläche im Vergleich zu den Chinaböllern. Es gab ein deutliches West-Ost-Gefälle...

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Eric Brücklmeier

Ist mir mal mit einer ISA-Netzwerkkarte passiert. Ein Tantal an der 12V hat einen Kurz- schluss allererster Güte erzeugt, sodaß die Leiterbahn auf dem MB sich mit Rauch verabschiedete. War AFAIR ein gelber Tropfen.

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Dipl.-Inform(FH) Peter Heitzer, peter.heitzer@rz.uni-regensburg.de 
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Peter Heitzer

Die Einschaltsequenz kann nervig sein, aber das ist auch nicht viel anders als die heutigen Probleme mit verschiedenen Digital- und Analogspannungen auf dem typischen mixed-signal Board.

Als NIM entwickelt wurde waren Schaltregler ziemlich exotische und unzuverlaessige Konstruktionen. Deshalb war es insgesamt ein Plus die verschiedenen Spannungen zu haben. Das Abwaermeproblem, wenn alle NIM Module die 5V aus z.B. 24V wuerden, haette wohl zu viel groesseren NIM Einschubgroessen gefuehrt.

Falls sich zurueckverfolgen laesst an welchem Crate das Modul kaputtgegangen ist, wuerde ich das Crate-Netzteil checken. Ich habe es einige Male erlebt, dass Crate-Spannungen entweder oszillierten oder voellig unstabil waren. Typisch taube Kondensatoren oder Wackelkontakte. NIM Crates laufen oft 24/7 und sind dann schoen warm und alles ist in bester Ordnung. Zufaellig mal ausgeschaltet, das Crate kuehlt aus und beim Wiedereinschalten "spinnen" die Cratespannungen bis es wieder Betriebstemperatur hat. In den Modulen geht dann oft ein Spannungsregler in Pension ...

Gruss Klaus

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Klaus Bahner

die heutigen Probleme mit verschiedenen Digital- und Analogspannungen auf dem

unzuverlaessige Konstruktionen. Deshalb war es insgesamt ein Plus die verschiedenen

24V wuerden, haette wohl zu viel groesseren NIM Einschubgroessen gefuehrt.

Ja, viele der Netzteile sind linear und mit dem 723 bestückt. Die halten irgendwie ewig, auch wenn hinten ein riesiger Überhang am Crate hängt mit all den Kühlkörpern. BTW, wie sollte man die +5 für Logik herstellen? Oder ist, wie ich glaube, die Norm noch vor 7400 entstanden?

ist, wuerde ich das Crate-Netzteil checken. Ich habe es einige Male erlebt, dass

taube Kondensatoren oder Wackelkontakte. NIM Crates laufen oft 24/7 und sind dann

Crate kuehlt aus und beim Wiedereinschalten "spinnen" die Cratespannungen bis es

Spannungsregler in Pension ...

Gute Idee. Nur, das Crate scheint in Ordnung zu sein, ist noch nicht alt und hat noch wenige Betriebsstunden drauf, da es nie bei den Teilchenheinis war. Auch sind ja viele Module im Crate, und die haben bis jetzt alles überlebt. Ich fürchte eher, dass jemand das Modul mal hotgeswapt [tm] hat und dann der Regler eventuell Spannung rückwärts abgekriegt hat. HDWs vorgeschlagene Dioden hätten das verhindert. Überhitzung bei grossen Racks ist allerdings ein Problem, hier werden viele 1H Einschübe mit 6 Lüftern zwischendurch eingebaut. Ich hab nur jeweils ein Crate im Einsatz, das steht offen und iA nicht auf einer luftdichten Fläche. Anders beim Beschleuniger, die haben ganz andere Tonnagen solcher Geräte. Die stehen dann in klimatisierten Bürocontainern und diese bis 3 Etagen hoch. Und die Klimaanlagen blasen dann die Heissluft in die Halle, z.B. bis der zur Versorgung der Klimaanlagen eigens vorhandene luftgekühlte 1 MVA Trafo wegen Überhitzung abschaltet. Dann darf wieder mal am Sonntag im Sommer so ein Depp vom Feuerwehr- Pikettdienst hinsausen und dem Trafo beim Abkühlen zugucken.

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mfg Rolf Bombach
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Rolf Bombach

Hartmut Kraus schrieb:

allerlei Geräten, von billig-consumer-Kisten bis besagtem aus dem oberen Segment.

dimensionierten Schaltung sind die nicht kaputtzukriegen.

Nun ja, zu jener Zeit galt das wohl als richtig designt. Alle Cs vorhanden, eigentlich sollte nichts passieren. Auch sind die Regler plan auf der Platine festgeschraubt, mit Federring etc. Die Beinchen sind deutlich nach Ende der breiteren Lasche sauber rechtwinklig abgebogen und offenbar auch - zur Abwechslung hier mal im mechanischen Sinn - spannungsfrei eingelötet worden. Die Verarbeitungsqualität ist generell beeindruckend. Normalerweise hält das Zeug auch Jahrzehnte. Die Regler werden nicht sehr warm, die müssen auch nicht viel liefern. Bei Consumermüll werden die 78nn schon mal senkrecht direkt eingelötet, das zermürbt dann das Gehäuse bei thermischer Wechselbeanspruchung.

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mfg Rolf Bombach
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Rolf Bombach

Jein. Die ICs haben 1983/84/85er Zeitstempel. Ich dachte, zu jener Zeit hätte man die Dichtigkeitsprobleme, die bekanntermassen die erste Generation LSI ungefähr zu dieser Zeit vergammeln liessen, im Griff gehabt. Klar, Regler im Plastegehäuse ist etwas gewagt wegen der thermischen Wechselbelastung. Für die Regler wurden offenbar die naheliegenden genommen ;-), d.h. Durcheinander von Natsemi, Motorroller und Fairchild (LM9705, MC und uA).

Der Inventarkleber "Eidg. Inst. f. Reaktorforschung" lässt auch mulmige Gefühle bezgl. Zeitpunkt des Kaufs aufkommen. Aber viel Betriebsstunden haben die Kisten nicht drauf, einige tausend wenns hoch kommt. Aber eben, möglicherweise ist Einschalten/ Ausschalten schlimmer als durchlaufen lassen. Und möglicherweise ebenfalls wegen Seltengebrauch waren die Potis etwas kratzbürstig...

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mfg Rolf Bombach
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Rolf Bombach

Die 78xx und 79xx wurden auch noch woanders verwendet und in diversen alten Computern aus den 80ern hatte ich noch keine Häufung von defekten Reglern. Ein Beispiel ist ein C64 von 1984, der Tastatur nach sehr viel benutzt, die beiden 78xx funktionieren wie neu, selbst der ungekühlte

7812 an dem man sich im Betrieb die Finger verbrennt.

Scheint also alles halb so schlimm zu sein. Ist aber trotzdem Hardware die jederzeit ohne Warnung den Geist aufgeben kann.

Gerrit

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Gerrit Heitsch

Ist es. Die Finger verbrennen kannst du dir außerdem schon bei 50?C.

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Hartmut Kraus

Bei C64 habe ich damals allerdings mehrfach defekte 78(S)05 gesehen und getauscht. Die waren da aber auch thermisch knapp am Limit.

cu Michael

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Michael Schwingen

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