Transistorgrundlagenfrage

Auf die Gefahr hin verlacht zu werden: Worin unterscheiden sich Emitter und Kollektor eines Transistors? Ist dies nur eine willkurliche Benennung entsprechend der konkreten Einbausituation oder ist wirklich dort etwas im Transistor anders.

Oder nocheinmal anders gefragt: Ich habe den Dreibeiner vor mir liegen, und habe per Dioddentester die Basis heraussgefunden. Reicht diese Information um den Transistor nun in eine beliebige Schaltung einzubauen?

Der Auslöser für diese Frage war das Ersatzschaltbild eines Transistors mit zwei gegengerichteten Dioden. Demnach sind E und K ja beliebig vertauschbar, oder?

Auf Erhellung hoffend, Richard

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Richard Nauber
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|> Oder nocheinmal anders gefragt: Ich habe den Dreibeiner vor mir liegen, |> und habe per Dioddentester die Basis heraussgefunden. Reicht diese |> Information um den Transistor nun in eine beliebige Schaltung einzubauen?

Nein. "Andersrum" verstärkt der Transi zwar auch, aber um Welten schlechter. So ein BC337 hat eine Stromverstärkung von ~250, falschrum nur noch so 5. Macht sich also nicht wirklich gut ;-)

|> Der Auslöser für diese Frage war das Ersatzschaltbild eines Transistors |> mit zwei gegengerichteten Dioden. Demnach sind E und K ja beliebig |> vertauschbar, oder?

Im Ersatzschaltbild wird aber unterschlagen, dass Emitter und Kollektor unterschiedliche Dotierungsdichten haben, damit die Stromverstärkung halbwegs was wird. Das Ersatzschaltbild kann ja auch nicht erklären, warum durch die gesperrte C-B-Diode doch auf einmal Strom fliesst ;-)

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         Georg Acher, acher@in.tum.de
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Georg Acher

Hallo,

Richard Nauber schrieb:

Nein, die Benennung ist nicht zum Spaß. Wenn man den Transistor schalten, steuern... möchte, dann braucht man einen Bezug für die Steuerspannung, damit dann auch ein Strom über die Basis fließen kann. Dieser Bezug ist der Emitter des Transistors.

Zum einen s.o., zum zweiten hat der Transistor auch noch ein paar mehr Daten, wie z.B. Maximaler Kollektorstrom, Verstärkung . Die müssen natürlich auch zu dem Verwendungszweck passen. (z.B. ein 50 W Elektromotor läßt sich wohl kaum mit einem BC547 steuern)

Es ist eben nur ein Ersatzschaltbild. Wenn man mal Diode braucht kann man z.B. auch auf einen (defekten) Transistor zurückgreifen. (Wenn eine der beiden Dioden noch intakt ist)

mfg Andreas Messer

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Andreas Messer

Daraus ergeben sich auch unterschiedliche Ausdehnungen der Raumladungszone, dazu muß man die physikalischen Ausdehnungen entsprechend anpassen: Schmale Basis, breiter Kollektor, Emitter z.T. nur eine kleine "Wanne" die in das Basisgebiet eingelassen ist.

Gruß Henning

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Henning Paul

Das gibt dann auch gleich die Antwort, wie man den Emitter findet: Die Emitter-Basisdiode ist eine Zenerdiode. Bei typischen Kleinsignalern so zwischen 7 und 10 V. Das lässt sich mit einem Vorwiderstand und einem 12 V Netzteil recht leicht ermitteln

Martin

P.S. Es kann durchaus sinnmachen, den Transistor im Inversbetrieb zu verwenden. Dann z.B. wenn es auf ein extrem niedriges Ucesat ankommt, wie z.B. die Resetleitung beim 555. Die lausige Stromverstärkung machts da nicht aus, aber unter 200 mV zu kommen und das sicherzustellen ist mit Inversbetrieb besser zu machen. Noch besser allerdings mit FETs ;-)

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Martin Schönegg

Danke an alle Antwortenden. Dies scheinen so die Feinheiten zu sein, die ein Physikbuch getrost verschweigt, oder als gegeben hinimmt. (dickes p + dünnes n + dickes p

  • 3 Kontakte = Transistor, wird da suggeriert...) Auch deckt sich eure Aussage mit meinen Spielereien an einem Leistungstransistor.

Besten Dank und schönen Tag, Richard

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Richard Nauber

Richard Nauber spoke thusly:

Das hat auch seine Gründe. :-) Mit solchen "Details" kann man ein halbes Semester in einer Halbleitervorlesung an der Uni 'rumbringen. (Und das war nur die eher allgemeine Veranstaltung im Grundstudium.)

Wenn man sich ernsthaft mit so etwas beschäftigen will, kann ich das Buch "Robert F. Pierret: Semiconductor Device Fundamentals" empfehlen. Ist bei Amazon mit 104,18 Fragezeichen leider abartig teuer, aber mit etwas Glück kann man's im US-eBay für vergleichweise schmales Geld bekommen.

Tschüs,

Sebastian

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Wenn ich beschliesse, dass irgendwas ein Loch drin haben
sollte, dann wäre dem geraten in spätestens 30 Minuten [...] ein
Loch zu haben, wenn es sich meinen Zorn nicht zuziehen will...
                                     Benjamin Stenzel in dchk+l
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Sebastian Suchanek

Wenn Du einen ähnlichen (d.h. je nachdem PNP oder NPN-Transistor) mit bekannter Belegung hast, kannst Du mit dem Diodentester auch die Lage von C und E rauskriegen. Die C-B und B-E-Dioden haben geringfügig unterschiedliche Durchlaßspannungen. Die Absolutbeträge sind natürlich je nach Typ (und Exemplar) verschieden, die Tendenz aber gleich.

Bei den an sich noch symmetrischer aufgebauten MOSFETS funktioniert das Vertauschen von Drain und Source übrigens auch nicht (immer) - nicht nur wg. der (meist mit integrierten) Diode.

Winfried Büchsenschütz

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Winfried Buechsenschuetz

Uff, Nein, vielleicht später mal :) Aber trotzdem hätte diese Thematik (vieleicht nur als "Ausblick") wenigstens mal in einem Teilsatz angeschnitten werden können, weil man in der Praxis dann nicht vor 'nem Transistor steht, wie die Sau vorm Uhrwerk...

Ciao, Richard (der sich gerade überlegt, ob er eine Stereoverstärker-IC als H-Brücke missbraucht)

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Richard Nauber

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