Sicherheitskondensator entfernen?

Hallo NG, ich sitze hier gerade vor einem zerlegten Steckernetzteil 12V/2A, dass mir beim Einschalten gern mal (so alle 1-2 Wochen) den Sicherungsautomaten herausgeworfen hat. Zur Zeit läuft es mit einem

22Ohm/5W-Vorwiderstand ohne Probleme. Schäden sind am Netzteil nicht zu erkennen. Bei Schaltnetzteilen oder "elektronischen Trafos" ist mir schon mehrfach so ein blauer Sicherheitskondensator aufgefallen, dessen Sinn sich mir nicht erschließt. Er verbindet die Primär- mit der Sekundärseite. Je nachdem wie ich den Eurostecker jetzt in die Steckdose stecke, messe ich zwischen Massekontakt und dem Schutzleiterkontakt fast 90V oder eben 0V mit dem hochohmigen Multimeter. Was passiert, wenn ich diesen Kondensator entferne? Ich habe doch Schutztrennung durch den HF-Trafo. Er sollte eigentlich sinnlos oder sogar schädlich sein?

Anekdote am Rande: Im HiFi-Bereich wird schon lange empfohlen, den Schuko-Stecker richtig herum in die Steckdose zu stecken. Dazu werden alle Verbindungen des Geräts getrennt und zwischen Gehäuse und Schutzleiter gemessen. Bei 0V steckt der Stecker richtig und man kann alles wieder anschließen. Das soll Störgeräusche minimieren.

Gruß

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Roland Krause
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Entsorge das Ding. Wenn da Werksseitig schon auf den Einschaltstrom keine Rücksicht genommen wurde, dann ist da noch mehr im Argen.

Dein Widerstand könnte im Fehlerfall unkontrolliert abbrennen! Da sollte mindestens ein Sicherungswiderstand hin. Aber ich würde dem billigen Kram kein gutes Geld nachwerfen.

Dein Schaltnetzteil taktet mit einigen kHz. Das ist ja die Idee auf der das ganze Prinzip mit Schaltnetzteilen aufbaut.

Für die EMV ergibt das allerdings besondere Herausforderungen. Sekundärseitig einen "Schwinger" zu haben, der mehr oder weniger ohne Referenz schwingt, macht das abgehende Stromkabel und potentiell auch alles weitere das dranhängt zur Antenne.

Soll heißen: Das Netzteil wurde so konstruiert, dass es diesen Kondensator erfordert um den EMV-Richtlinien zu entsprechen und die nähere Umgebung nicht unerlaubt stark mit HF zu stören.

Was dann nichts bringt wenn im entsprechenden Hifi-Gerät ein Netzteil sitzt das etwas hochwertiger ist. Ich kenne nämlich eher eine Konstruktion aus zwei Y-Kondensatoren. Da ist dann die Richtung des Steckers irrelevant. Immer ca. 90V auf Ausgang Masse.

Gruß

Manuel

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Manuel Reimer

Ich mache das eher aus Neugier, nicht um zu reparierern. Das Gehäuse habe ich ohnehin schon zerlegt.

Eine Sicherung ist schon noch im Stromkreis.

Das werde ich mal untersuchen, habe mein Sony-Taschenradio schon rausgeholt. Das kann LW/MW/KW und UKW. Bisher ist nur auf LW und MW etwas zu empfangen. Mal sehen was passiert, wenn der Kondensator weg ist.... Bisher ist das Ergebnis gut, mein Deckenfluter funkt dagegen locker bis in den UKW-Bereich.

Es gibt auch Geräte mit Glimmlampe am Kaltgeräteanschluss. Wenn die leuchtet dreht man den Stecker um :) Y-Kondensatoren kenne ich nur von alten Röhrenradios.

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Roland Krause

Der blaue Kondensator ist jetzt wieder drin, auf den Oszilloskop waren deutliche HF-Spuren am Ausgang zu sehen. Auf KW waren auch deutlich Störungen zu hören. Ohne den Kondensator konnte ich nur noch etwa 18V gegen den Schutzleiter messen. Mit Kondensator sind es 86V. Ich habe zum Vergleich mal einen 50Hz-Trafo gemessen, da habe ich auf die gleiche Weise 12V erreicht. Die Ursache dürfte kapazitive Kopplung der Trafo-Wicklungen sein, oder?

Gruß

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Roland Krause

Die nutzt wenig, wenn dein Vorwiderstand überhitzt und abfackelt. Es gibt für solche Anwendungen spezielle Sicherungswiderstände, welche bei Überlast den Stromkreis kontrolliert und unspektakulär unterbrechen.

Ein Radio taugt vielleicht als Anschauungsexperiment, aber nicht als Ersatz für den EMV-Test. Es ist viel zu schmalbandig (verpasst den größten Teil der Störaussendungen) und es ist auf der abgestimmten Empfangsfrequenz dann wiederum viel zu empfindlich (reagiert bereits auf Feldstärken, die um etliche Größenordnungen unterhalb der erlaubten Grenzwerte liegen).

Will sagen: probier' das ruhig mal aus, aber nimm das Schweigen des Radios bitte nicht als Gewissheit dafür, das Netzteil problemlos ohne den Kondensator betreiben zu können.

Hab ich noch nie gesehen, und eine Einhaltung der geforderten Störfestigkeit und/oder der elektrischen Sicherheit nur bei einer bestimmten Polung des Steckers würde im EMV-Labor vermutlich auch nicht akzeptiert.

Bei Geräten mit Kaltgeräteanschluss (also mit Schutzleiter) sollte der Kondensator zudem auch zwischen Sekundärseite und Schutzleiter sitzen, so das das Problem der Polungsabhängigkeit überhaupt nicht entsteht.

Dann hast du jetzt gelernt, das (fast) jedes Schaltnetzteil mindestens einen solchen Kondensator besitzt. Bei besseren Exemplaren gern auch mehrere.

Ausnahmen sind lediglich die Kategorie "China lebensgefährlich billig" sowie teure Spezialnetzteile z.B. für den Medizinbereich, welche die Entstörung auf anderen, aufwändigeren Wegen bewerkstelligen.

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Hergen Lehmann

Am 04.11.23 um 14:22 schrieb Helmut Wabnig:

Zum Sendeschluss wurde man damals auch noch aufgefordert, die Antenne vom Radio zu trennen. Vermutlich zum Blitzschutz. :)

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Roland Krause

Nein, das gibt es auch in preiswert - wir hatten das damals für Router mit Telefoninterface, da waren die Ableitströme ein Problem.

Ja, das kostet mehr als ein Netzteil mit Y-Kondensator, aber nicht exorbitant mehr.

cu Michael

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Michael Schwingen

Roland Krause schrieb:

"Vergessen Sie bitte nicht, die Antenne zu erden."

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Rolf Bombach

Kenne ich auch noch bei meiner Oma. Aber der offene 'Messerschalter' zum umlegen, war schon etwas fimschig. Die 1-2qmm Zwirnsfäden auch.

Wenn da ein Blitz reinwäre...

Saludos (an alle Vernünftigen, Rest sh. sig) Wolfgang

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Wolfgang Allinger

Am 04.11.23 um 19:18 schrieb Roland Krause:

Die Spannung ist doch Schall und Rauch, da potentialfrei. Interessanter wäre der Strom gewesen.

Und der Innenwiderstand des Messgeräts. Sobald du das Zeug mit der Hand berührst ist die Spannung weg (oder manchmal auch größer).

Aber das ist alles ziemlich suspekt. Zwar können solche Kondensatoren schon mal durchschlagen. Aber wenn sie einen 16A LS-Automaten gezündet haben (also eher >32A geflossen sind), sehen die nicht mehr schön aus, auch nicht wenn es selbstheilende waren. Normalerweise schmoren die dann sofort wieder, wenn die Spannung zurück kommt, oder sie explodieren gleich. Außerdem würde ein solcher Kondensator eher den FI-Automaten auslösen, da er Fehlerströme erzeugen würde.

Auch kommen mir die HF-Störungen komisch vor. Die haben womöglich eher etwas mit der technischen Ursache zu tun. Ich tippe auf eine instabile Schaltfrequenz. Da würden mir als erstes Elkoinsuffizienz in den Sinn kommen. Und das können durchaus auch mal die kleinen sein, denen man es nicht gleich ansieht. Da du ein Oszi hast, kannst du es recht leicht herausfinden. Über keinem der Elkos sollte im Betrieb signifikant HF anliegen, und auch eher wenig NF, sonst ist er fällig.

Marcel

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Marcel Mueller

Am 04.11.23 um 23:37 schrieb Rolf Bombach:

Richtig, genau so war das ....

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Roland Krause

Am 05.11.23 um 10:31 schrieb Marcel Mueller:

Genau so ist es, das git auch für die gemessenen 86V.

Mich irritiert das auch. Die Elkos an Netzspannung hinter dem Gleichrichter sahen aber gut aus. Hätte nicht gedacht, dass die derartige Stromstöße vertragen. Ich habe allerdings H-Automaten in der Verteilung, die sind schon flink.

sehen die nicht mehr schön aus,

Der blaue Kondensator verbindet Primär- und Sekundärseite des HF-Trafos. Der Schutzleiter ist nicht im Spiel. Die Platine stammt aus einem Steckernetzteil mit Eurostecker.

Nein, konstant 33kHz sagt das Oszilloskop. Da würden mir als erstes Elkoinsuffizienz in den Sinn

Mit dem Oszi kann ich nur die Sekundärseite messen, auf Netzseite braucht man einen Trenntrafo. Mit der HF ist es wohl so wie Manuel Reimer schrieb, die Sekundärseite braucht HF-mäßig ein definiertes Potenzial. Sonst bildet sich ein Schwingkreis mit Antenne.

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Roland Krause

Hallo Michael,

[Netzstecker-Polungsaneige]

War (ist?) da der Kondensator gleich der Vorwiderstand für das Anzeigelämpchen?

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Sieghard Schicktanz

Hallo Wolfgang,

Du schriebst am Sun, 5 Nov 2023 00:20:00 -0300:

...

Der entstehende Plasmakanal macht sich dann schon den ausreichenden Querschnitt.

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Sieghard Schicktanz

Am 05.11.23 um 20:03 schrieb Roland Krause:

H-Automaten sind Mimosen, die sind bei uns früher auch gerne mal beim Einschalten von Elektrogeräten geflogen. Und ich habe mir mal sagen lassen, dass diese Automaten noch eher auslösen, wenn sie alt werden. Wäre vllt. doch mal an der Zeit B-Automaten einzubauen.

Der ist sicher nicht für das Problem verantwortlich.

... oder einen Zweikanaler mit Differenz-Taste.

Ja, das dient der Entstörung.

Marcel

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Marcel Mueller

Am 06.11.23 um 08:21 schrieb Marcel Mueller:

Darüber habe ich auch schon nachgedacht, bisher lag es aber immer an den Geräten :)

So ist es.

Lieber nicht :)

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Roland Krause

Am 06.11.23 um 19:33 schrieb Roland Krause:

Dann ziehe Gummihandschuhe an.

Wenn man die Masseklemmen der beiden Tastköpfe verbindet, ohne sie mit dem Gerät zu verbinden, kann man ganz gut differenziell messen. Man ist halt auf Messbereiche beschränkt, der die 230VAC noch packen. Optional kann man noch einen kleinen X-Kondensator zwischen der nicht potentialfreien Gerätemasse und den beiden Masseklemmen einsetzen. Dann hat man weniger HF-Dreck auf den Eingängen. Aber selbst mit dem Dreck geht es ganz gut, solange die beiden Eingänge wirklich identisch sind, denn es bleibt nur der Gleichtakt-Dreck übrig, in dem sich die beiden Eingänge unterscheiden. Aufgrund von Toleranzen kann es notwendig sein, etwas an der Feinjustage der Verstärkung eines Kanals zu drehen. Man schließt dazu beide Tastköpfe an dasselbe, möglichst dreckige Gerätepotential an und dreht so lange, biss man in der Differenz nur noch eine Nulllinie sieht. Auch Abweichungen in der Kompensation der Tastköpfe kann man damit justieren. Das ist halt ein Differenztastkopf für Arme. ;-) BTDTMT

Marcel

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Marcel Mueller

Roland Krause schrieb:

Ludwig Manfred Lommel, AKA "Peter Neugebauer" war wohl einer der ersten Genderer. In seinen Radiosketchen sagte er oft "der Antennerich".

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Rolf Bombach

Roland Krause schrieb:

Frage: Ist nach neuester Norm nicht eine Serienschaltung von zwei Kondensatoren vorgeschrieben?

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Rolf Bombach

Am 07.11.23 um 18:32 schrieb Rolf Bombach:

Ist mir nicht bekannt, das Netzteil ist auch schon 2 Jahre alt ...

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Roland Krause

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