Back to the Future

... oder auch "Tief im Sommerloch":

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\ Zehn Jahre nach Einführung der Bachelor-Studiengänge \ wollen die neun führenden Technischen Hochschulen \ in Deutschland zum Diplom-Abschluss zurückkehren.

Die Diplomurkunde wird selbstredend in alter Rechtschreibung abgefasst.

MfG JRD

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Rafael Deliano
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Ich war an einer dieser Hochschulen, und mein Vordiplom kam aus dem Kettenraddrucker in Großbuchstaben ohne Umlaute mit ausgelutschter Farbleinwand und Rechtschreibfehler "EXPERIMANTALPHYSIK". Das Papier war dick und nobel, aber das kommt in Kopien ja nicht rüber. Vermutlich war die Idee, daß man noch bei der Stange bleibt, bis man ein vorzeigbares Stück Papier, bei dem man sich nicht für die ausstellende Institution schämen muß, erwirbt.

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David Kastrup
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David Kastrup

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Wobei solche Artikel mit Vorsicht zu geniessen sind. Ich haben in Asien, USA und sonstwo gearbeitet und wohne in USA. Der Titel "Diplom-Ingenieur" war fast immer unbekannt, ausser Leuten die in Deutschland studiert haben. Typische Frage: "What is it? Master? Bachelor?"

Einer der Leserbriefe, Zitat "International, vor allem aber in den USA wurde vor der Aufgabe des akademischen Titel "Diplom-Ingeneur" ausdrücklich gewarnt. Ich selbst hatte vor Jahren Gespräche mit ausländischen Managern geführt, die mir sagten, dass sie Diplom-Ingeneure anderen Bewerben bei der Stellenbesetzung bevorzugen." Das kann ich nun ueberhaupt nicht bestaetigen, ich lebe jetzt 13 Jahre hier und komme viel in verschiedenen Unternehmen und Branchen rum. Es kommt auf das an was man kann, nicht auf das Papier.

Mein Diplom von der RWTH Aachen machte nicht viel her, von Papier und Aufmachung her kein besonders nobles Dokument. Wollte eh nie jemand sehen. Bis auf die Einwanderungsbehoerde, aber die konnten mit "Diplom-Ingenieur" nichts anfangen. Also Diplom, einen Stapel Papier mit Erklaerungen was in den ganzen Faechern gelehrt wird, und einen Scheck in gut vierstelliger Hoehe an ein von der Regierung zertifiertes Evaluierungsunternehmen geschickt. Die erklaerten mich dann zum MSEE. Erstaunlicherweise bekam ich ein von der RWTH Aachen ausgestelltes Diplom in Englisch. Mit Band, Siegel und allem PiPaPo. Wow! Dann hat das bei einer anderen Behoerde jemand gelocht :-(

Was genau draufsteht weiss ich nicht mehr, muesste ich rauskramen. Wollte wie ueblich danach niemand mehr sehen.

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Gruesse, Joerg

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Joerg

"Joerg" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.individual.net...

Hi, "most simplest electronics engeneer"?

Hah! Ungültig.

Mach das lieber fix, kann gut sein, daß es Dir noch sehr sauer aufstößt. Akten bei Behörden sind verderblich. Lieber eine Zweit-Kopie an der Wand (katrinadicht laminiert) als einen Brief, daß man Dich vergessen hat...

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mfg,
gUnther
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gUnther nanonüm

On Sonntag, 1. August 2010 19:02 Rafael Deliano wrote in de.sci.electronics:

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lom_aid_536704.html

Bachelor-Studiengänge

Hochschulen

Und das beste an der Sache: An der zukünftigen Uni des Herrn in Dresden wurde der Dipl.-Ing. noch nicht mal abgeschafft, einer netten Lücke im sächsischen Hochschulgesetz sei Dank, Wiedereinführung ist hier damit zwecklos.

Tilman

--
"Toleranz ist die Geisteshaltung die andere
einnehmen müssen, damit sie endlich so denken wie ich.",
Erwin Pelzig
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Tilman Klaeger

In Korea machten sie eine tiefe Verbeugung, "Massa of science". War mir ziemlich peinlich.

Hab ja auch noch das in Deutsch :-)

Noe, das liegt hier, nicht bei einer Behoerde.

--
Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Jörg,

Also ich kenne mindestens einen, der die Erfahrung des Leserbriefschreibers vor vielen Jahren auch gemacht hatte. Der wollte eigentlich nur so aus "Spaß" sich während seines Urlaubs nach dem Studium auch mal auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt umsehen. Er kam dann eigentlich nur wieder, um seinen Umzug vorzubereiten. Zum Thema Bologna-Prozess hat der auch nie was Gutes zu sagen.

Mir scheint eben zu Gelten, was im alten Rom auch schon galt... Amerika ist groß und nicht überall sieht man alles gleich.

Marte

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Marte Schwarz

hier in Europa in den Nachbarstaaten ist das anders.

Soweit ist man zumindest in D nicht. Nur kleine, unbürokratische Firmen und ein paar Mittelständler handeln so. Aber je offizieller der Geldgeber, desto mehr wird nach Papier eingestellt oder zumindest vorher aussortiert.

Aber das eigentlich Problem ist ein anderes. Die Bachelor/Master Absolventen, mit denen ich Kontakt habe/hatte, haben nach meinem dafürhalten eine stärker schulisch geprägte Ausbildung genossen als ihre Diplom-Kollegen. Und das hat nicht unmittelbar mit dem Thema Bachelor/Master zu tun, sondern folgt einfach dem Trend, die Ausbildungszeit zu verkürzen und Freiräume zu entfernen.

Die Umstellung auf Bachelor/Master wurde einfach hier und da dazu benutzt, strenger auf die Studiendauern zu schauen. War es bei Diplom FH eher die Minderzahl, die in der Regelstudienzeit durch kam und an den Unis gar die absolute Ausnahme, sieht die Situation vor allem bei den Bachelors ganz anders aus. Die ziehen ihr Ding größtenteils durch. Und das Ergebnis: ein Bachelor hat nach seiner kurzen Ausbildungsdauer faktisch nicht mehr erlebt als jemand in einem klassischen Lehrberuf. Und genau so stellt sich das dar, wenn die Leute hier anrücken. Die haben null (Lebens-)Erfahrung und sind auch methodisch nur dann den Aufgaben gewachsen, wenn sie sich in Eigenregie deutlich über das geforderte Maß hinaus engagiert haben. Hingegen habe ich mit Diplomern, die vielleicht auch mal ein paar Semester über der Regelstudienzeit lagen, weil sie halt ihre Brötchen verdienen mussten oder so, durchweg bessere Erfahrungen gemacht. Die Kenntnisse sind einfach intensiver und das Handeln, wie soll ich sagen, weitblickender.

Ich erwarte von einem Berufseinsteiger nicht, dass er alles schon kann. Das gelingt ja nicht einmal bei einem alten Hasen, der aus einem anderen Unternehmen kommt. Ich erwarte, dass er sich zu helfen weiß. Und in diesem Punkt ist die verschulte Ausbildung, wo häufig nur irgendwelche gerade aktuellen Inhalte gepaukt werden, ohne sie bis zum Verständnis zu vertiefen, in jeder Weise kontraproduktiv.

Alles in allem eine wenig zielführende Entwicklung, in die sich nahtlos auch das Thema G8 einreiht. Es ist einfach ein Irrglaube, dass eine nicht zügig durchgeführte Ausbildung per se schlechter ist. Es kann mir auch keiner erzählen, dass diese langsameren Studenten, signifikant mehr operative Kosten an den Hochschulen erzeugen, denn in den meisten Fällen erscheinen sie auch seltener bzw. in nicht so vielen Kursen parallel. Worüber man diskutieren kann ist, inwieweit man lange Ausbildungszeiten von staatswegen Finanziell fördern soll und kann. Aber das ist ein anderes Thema.

Es sei der Fairness halber angemerkt, dass ich mich hier eher auf Informatiker beziehe. E-Technik haben wir hier nicht vor Ort, deshalb kenne ich auch kaum welche. Aber gefühlt würde ich sagen, dass es sich nicht um ein spartenspezifisches Phänomen handelt.

Marcel

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Marcel Müller

Rafael Deliano schrieb:

Hallo,

soll man da ein Master Studium machen um den Diplom-Abschluss zu bekommen, oder wollen sie zurück zum alten Diplom Studiengang mit Diplom-Abschluss?

Bye

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Uwe Hercksen

Ich vermute mal an den Studiengängen wird nichts/nicht-viel geändert, man erhält aber eine Urkunde mit dem "wertigeren" alten Titel. Wäre auch eine gute Idee zur Wiedereinführung der DM: man druckt auf die Euroscheine noch den mit 1/0,5112918 umgerechneten DM-Betrag und schon ist die Währungsstabilität fühlbar besser geworden.

MfG JRD

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Rafael Deliano

"Marcel Müller" schrieb im Newsbeitrag news:4c5689b3$0$6977$ snipped-for-privacy@newsspool4.arcor-online.net...

Hi, es gilt auch dort, und sogar bei den Architekten ist es schmerzhaft spürbar. Die haben weder die Zeit, ihren eigenen "Stil" zu entwickeln, noch reicht die Zeit für Randkenntnisse wie halbwegs brauchbares Statik-Bauchgefühl aus. Das werden Knetgummidesigner. Man kann sich sogar drüber freuen, der Markt ist voll, da sind zusätzliche Dünnbrettbohrer nicht schlecht, die haben meist eh keine Chance und schulen um, irgendwann. Aus dem Schneider sind Studiengänge, die sich an große Firmen anlehnen, etwa bei Lebensmittelchemie oder Mediendesign, da ist das Studium eher eine Verzierung, die Firmen achten da schon selber auf brauchbare Verwendbarkeit.

--
mfg,
gUnther
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gUnther nanonüm

Ich hab' aber mal gehört, dass vor allem Konzerne mit amerikanischen Wurzeln sehr zufrieden mit dem neuen E-Technik-Bachelors sind. Die sind fügsam und formbar, dass sie fachlich nicht viel drauf haben, ist nicht schlimm, alles was sie brauchen lernen sie dann eh im Job, genau so wie es im Amerika allgemein mit der Berufsausbildung gehandhabt wird. Man könnte behaupten, das wahre Ziel der Bologna-Reform wäre damit mittlerweile erfüllt.

Gruß Henning

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Henning Paul

Am 2.8.2010 schrub Rafael Deliano:

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ich muß dabei immer an meine Studienzeit in den Niederlanden denken: da gab es damals (Ende der 70er, Anfang der 80er) an der THT (und auch anderen Technischen Hochschulen) den btw (baccalaureus technische wetenschappen) nach 3,5 Jahren Studium, mit eigenständiger Abschlußarbeit. Da hat aber selten einer aufgehört sondern weiter bis zum ir (ingenieur) gemacht. Der btw wurde dann abgeschafft. Jetzt werden sie ihn wohl wieder haben ...

Natürlich wird kein Politiker zugeben, daß seinerzeit die Abschaffung dessen, was man wieder einführt, oder die Einführung dessen, was man wieder abschafft, ein Fehler war! Neinein, das war damals absolut richtig und das ist heute wieder absolut richtig.

--
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Josef Möllers (Pinguinpfleger bei FTS)
	If failure had no penalty success would not be a prize (T.  Pratchett)
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Josef Moellers

Das ist am Ende zwar richtig, aber ohne das entsprechende Papier fällt man oft schon vorher durch das Sieb. Je weniger Bewerber auf die Stelle kommen oder je mehr Credits man als Bewerber in Form von Zeugnissen oder gar Empfehlungen (Vitamin B) mitbringt, desto unwichtiger wird das Papier.

Aber wenn der Personaler deine Bewerbung schon aus formalen Gründen wie "hat den erforderlichen Abschluß nicht" in die runde Ablage entsorgt, dann kommst du halt nie in die Lage, zu zeigen was du kannst. Die meisten Personalabteilungen filtern. Schon aus Kosten- gründen. Die Gegenstrategie ist einfach: eine möglichst imposante Papier-Qualifikation einreichen.

XL

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Axel Schwenke

Was unter den Tisch fällt ist das die Veränderung ehedem beschlossen wurde weil die Studiengänge offensichtlich anachronistisch waren. Ich hatte 1982-86 FH/Nachrichtentechnik z.B. "Technische Mechanik" ein Semester lang. Für die Entwicklung eines Fernmelderelais sicher sehr nützlich. Man hatte zulange immer neue Themen ( z.B. Mikro- prozessoren ) reingepackt ohne alte Fächer auszumisten.

Es war schon in den 60er Jahren klar das man einer "Wissensexplosion" nur durch "lebenslanges Lernen" beikommt. Das würde bedeuten, daß man das Grundstudium auf z.B. max. 3 Jahre beschränkt. Aber die Absolventen dann wieder alle 5 Jahre für z.B. 3-4 Monate Nachschulung, intensiv, ganztags einrücken. Z.B. wenn für die Studenten Semester- ferien sind und damit die Räume verfügbar wären. Wobei die ihre Fort- bildung dann selber zahlen können, sind ja kein Bafögempfänger mehr. Zweifellos würde das das Niveau zwangsweise heben, weil das Lehr- personal Inschinören die aus der Praxis kommen und zahlen nicht mit dem abspeisen können was Studenten als Bildung geboten werden kann.

MfG JRD

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Rafael Deliano

Im Diplomstudiengang gibt es hier bis zum heutigen Tage die "Technische Mechanik" als Pflichfach für alle Vertiefungungsrichtungen und ich finde es schon sinnvoll, das mal gehört zu haben.

Gruß Henning

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Henning Paul

Wenn der Bär den Lachs frißt, isses ihm egal, über wieviele Staustufen der raufgekommen ist.

Grüße, H.

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Heinz Schmitz

Ein Elektrotechniker jeder Fachrichtung, der nicht in der Lage ist zu kapieren, ab wann und warum Platinen durchbrechen, Antennenkonstruktionen reißen oder durchbrechen, der nicht in der Lage ist, ein Gehäuse zu bemaßen/skizzieren etc etc hat ein Problem. Elektronische Bauelemente und Baugruppen jeder Art haben mechanische Eigenschaften und Bestandteile.

Das Gejammer, daß in einem Elektrotechnikstudium Mechanik, Mathematik, Physik, Werkstoffkunde enthalten sind, geht schlicht an den Realitäten vorbei. Natürlich wird man in Großbetrieben in der Entwicklung einiges an andere Fakultäten abschieben können, aber man muß denen schon sagen können, was man braucht und warum.

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David Kastrup
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David Kastrup

Rafael Deliano schrieb:

Auch für den Entwickler der Softwaresteuerung eines Kranes kann es durchaus von Vorteil sein, das Hebelgesetz verstanden zu haben :-) Technische Mechanik habe ich im selben Zeitraum auch an der FH Flensburg im Studiengang Elektrotechnik, Fachrichtung Technische Informatik, genossen.

Bernd

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Bernd Laengerich

Ich kann mich erinnern daß das an bayrischem Gymnasium ( altsprachlich, nicht naturwissenschaftliche Richtung ) kurz in Physik behandelt wurde. Da kann mans auch an FH reinpacken, Physik gabs da ohnehin nochmal. Ich kann mich nicht erinnern daß ich das später häufig unter mechanischem Gesichtspunkt benötigt hätte. Zerlegung von Zeigern eignet man sich später eher unter dem Gesichtspunkt komplexer Wechselstromrechnung an. Wenn man davon ausgeht daß die Studienzeit endlich ist muß man irgendwo Schwerpunkte setzen und Mut zur Lücke haben.

MfG JRD

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Rafael Deliano

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