Anfänger: Welcher Lötkolben?

Hallo,

Ich bin was das Löten angeht ein echter Anfänger. Es geht bei mir hauptsäcklich um das Wechseln von ICs oder entprechenden Sockeln in Computern der 80er und 90er Jahre (Commodore 64, Amiga u.ä.). Zu diesem Zweck hatte ich mir bei Conrad schonmal nen Lötkolben (den billigsten für 2,50 Euro), ne Rolle Zinn (0,5mm und es steht drauf F-SW 26 und S-SN60PB38CU2) geholt, damit hab ich einen IC-Sockel gewechselt. Allerdings wolten manche Lötstellen garnicht weich werden. Die hab ich dann mit dem "großen" Lötkolben meines Vaters warm gemacht.

Meine Fragen sind: Welche Daten muss ein Lötkolben für meine Ansprüche haben? gibt es Qualitätsunterschiede bei den Spitzen? Ist das Lötzinn in Ordnung? Brauch ich noch etwas (eine Entlötpumpe hab ich)? Ich hab mal was von irgendeinem säurehaltigem Zeug gehört, das man vor dem Löten auftragen soll. Oder Entlötlitze, ist das nur ne Alternative zur Pumpe oder braucht man die zusätzlich?

Wär toll, wenn mir hier einer helfen würde. Aber bitte empfehlt mir jetzt keine Lötstation für 200 Euro. Ich bin seit kurzem wieder Schüler und muss jeden Cent fünfmal umdrehen.

Vielen Dank

Benni

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Benjamin Riechers
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Was f=FCr ICs sind das? Als L=F6tanf=E4nger bist Du wahrscheinlich auch=

Elektronik-Neuling. ICs auf gut Gl=FCck wechseln ist wohl nicht so zu empfehlen.

n

en.

Und da ist schon das erste Problem: Mit einem zu kleinen L=F6tkolben ko= mmt die W=E4rme viel zu langsam auf das zu l=F6tende Objekt. D.h. das das Objek= t langsam gleichm=E4=DFig erw=E4rmt wird. Das Problem ist nur, dass man b= eim L=F6ten eigentlich nur eine punktuelle Erhitzung haben will und da ist dann hinreichend Leistung erforderlich. Andererseits kann man mit einem 200W=

Pr=FCgel leicht ein Bauteil innerhalb einer Zehntelsekunde grillen.

ICs und IC-Sockel ausl=F6ten geht eigentlich erst ab >40W vern=FCnftig,= aber da ist das Problem eher ein anderes: Eigentlich m=FCsste man alle Beinchen=

gleichzeitig erhitzen und dazu wird erstens ein spezieller Einsatz anst= att L=F6tspitze und ein L=F6tkolben mit ordentlich Power (30W pro Beinchen)=

ben=F6tigt. Oder man nimmt Entl=F6tlitze die man mit in Spiritus gel=F6= stem Kolophonium tr=E4nkt.

Auch eine M=F6glichkeit ist Hei=DFluft, allerdings ist damit das ausgel= =F6tete Bauteil danach futsch. Sollte das Bauteil aber eh schon defekt sein, is= t meine Empfehlung: Alle Beinchen durchtrennen und einzeln aus der Platin= e rausholen.

r=FCche

zinn

Also ich selber verwende 60W. Damit bekommt man die L=F6tstelle schnell= er hei=DF und insgesamt kommt weniger Hitze _in's_ Bauteil. Und gerade Halbleiter=

sind da relativ empfindlich. /Relativ/ deshalb, da die meisten Bauteile= f=FCr das L=F6ten in einer industriellen Anlage ausgelegt sind und da kann es= schon mal f=FCr ein paar Minuten ziemlich warm werden. Aber die Hersteller ge= ben f=FCr diesen Fall exakte Temperaturverlaufskurven vor, die man aber mit= dem L=F6tkolben eh nicht hinbekommen kann. Man kann sich aber auch selber e= ine L=F6tanlage bauen. F=FCr manche Bauteilsorten ist das ohnehin unerl=E4s= slich, z.B. welche mit BGA (ja auch das kann man als Hobbybastler l=F6ten)

Bei den L=F6tspitzen gibts es IMHO erhebliche Qualit=E4tsunterschiede. = Immerhin ist das nicht blo=DF ein St=FCck Metall sondern ein echtes St=FCck Wiss= enschft. Auf einer Basis von AFAIK Kupfer werden galvanisch mehrere Schichten an= dere Metalle aufgebracht, die einen optimalen Temperatur=FCbergang herstelle= n und gleichzeitig eine entsprechende Adh=E4sion zum L=F6tzinn herstellen.

Entl=F6tpumpen k=F6nnen praktisch sein, aber nicht zum Entl=F6ten, sond= ern f=FCr den Fall, dass man mal aus Versehen zu viel Lot auf eine L=F6tstelle geklec= kert haben sollte. Einmal mit der "Entl=F6tpumpe" absaugen und man hat eine saubere L=F6tstelle.

Beim L=F6tzinn gibt es im Moment, nun ich will nicht sagen Glaubenskrie= ge, aber doch einige Dispute: Im Rahmen diverser Umweltverordnungen soll da= s Blei abgeschafft werden, aber andererseits hat bisher nur bleihaltiges L=F6tzinn die Eigenschaften, die in modernen elektronischen Schaltungen=

ben=F6tigt werden.

Einem Anf=E4nger w=FCrde ich auf jeden Fall bleihaltiges Zinn anraten. = Zum einen bist Du kein kommerzieller Hersteller, der die Verpflichtung h=E4tte, d= as Zeug wieder zur=FCckzunehmen und zu recyclen. Zum anderen wird dein Ger= =E4t wohl kaum als Wegwerfprodukt anzusehen sein. Und das Zeug ist wirklich immer noch am einfachsten zu verarbeiten. Bei dem Bleifreien Zeug sind entweder die =DCbergangswiderst=E4nde nicht klein genug (wichtig in HF Schaltungen) oder die L=F6tstellen halten mech. Belastung, z.B. durch Thermische Expansion, nicht so gut aus. Die Lote, bei denen diese Probl= em nicht auftreten ben=F6tigen AFAIK Momentan noch einen exakt spezifizier= ten L=F6tprozess.

Blo=DF nicht! Das "s=E4urehaltige Zeug" (=3D s=E4urehaltiges Flu=DFmitt= el) macht zwar das Verl=F6ten von gro=DFen Fl=E4chen leichter, v.a. wenn diese einen O= xyd=FCberzug haben. Aber in der Elektronik hat das Zeug nix verloren. Die meisten Elektronik-L=F6tzinnsorten haben bereits einen Kern aus s=E4urefreiem Flu=DFmittel (Kolophonium). S-SN60PB38CU2 Bendeutet: 60% Zinn (SN), 38%= Blei (PB), 2% Kupfer (CU). Was das S vornedran bedeutet habe ich mal gewusst= , m=FCsste ich jetzt aber nachschlagen.

Nach dem L=F6ten gilt: Schaltung gro=DFz=FCgig mit Spiritus reinigen, a= usser bei Bauteilen, die auf das Eindringen von Fl=FCssikeiten mit einem Schaden reagieren, z.B. Druck- oder Gassensoren.

Wolfgang

Reply to
Wolfgang Draxinger

"Benjamin Riechers" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@posting.google.com...

Du solltest - wann immer möglich - die Chips einzeln heraus knipsen oder die Fassungen zerstören und die Pins einzeln auslöten. Die Platinen von Commodore sind recht empfindlich. Die Masseverbindiung ist nur sehr schwer auszulöten. Ein Lötkolben sollte mindestens 50W haben, sonst geht das nur recht schwer. Es hilft, wenn du die Platine im Backofen auf etwa 50 Grad aufheizt. Nicht mehr! Wennn du mit der Lötpumpe arbeiten willst, kein Problem, das geht. Ich habe tausende von ICs aus Commodore Platinen mit der Lötpumpe entfernt. Aber es setzt Übung voraus. Die IC-Beine liegt auf der Unterseite starmm gegen die Aussenseite des Bohrloches. Du solltest das Beinchen mit der Lötspitze nach innen drücken, sodass es vom Lochrand frei kommt. Dann absaugen. Jetzt kannst du mit dem Finger probieren, ob sich das Beinchen im Bohrloch bewegen lässt. Meist ist das nicht der Fall. Zieh NIEMALS mit Gewalt am Ic. Du hast sonst die Durchkontaktierungen dran hängen. Du kannst an jedem einzelnen Beinchen solange wackeln, wieder vorsichtig absaugen, wieder wackeln, bis es wirklich lose ist. Falls es geht, besorge dir eine alte defekte Platine zum Üben. DIE kannst du dann zerstören. Solltest du ein IC heraus haben, schau es mit der Lupe an, ob nicht Reste der Durchkontaktierung dran hängen - oder die komplette Durchkontaktierung. Falls das einmal passiert, überlege dir genau, wie du die nun fehlende Verbindung wieder herstellen kannst. Oft geht das mit einem Stückchen Draht. Übe auch das mit der Schrottplatine. Dein Zinn ist in Ordnung. Kauf dir ein Döschen Kolophonium. Das hilft oft.

--
Wolfgang Horejsi
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Wolfgang Horejsi

Benjamin Riechers schrieb:

Hallo Benjamin,

zumindest als Kompromiss zwischen Profi- und Einsteigergerät würde ich Dir eine geregelte Lötstation empfehlen, z.B. Pollin ZD-931

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für 40,- Euro, soviel solltest Du schon ausgeben, wenn Du die Platinen nicht durch zu langes rumbraten mit zu großem oder zu kleinem Lötkolben schädigen willst. Bei dieser (ich kenne sie nicht, aber so schlecht kann sie nun auch nicht sein) sind die Lötspitzen auswechselbar, d.h. Du kannst eine feine zum IC-Löten verwenden und eine große für die fetten Lötstellen. Ansonsten rate ich Dir ehr ab von zusätzlichen Mittelchen, mit Lötkolben und Entlötpumpe sollte sich vieles machen lassen, Entlötlitze zur Not auch noch. Manchmal hilft es auch, mit etwas frischem Lötzinn zusätzlich an die Lötstelle rangehen, dann wird sie schneller weich, und dann alles zusammen schnell mit der Pumpe absaugen. Gruß, Sven P.S.: Meinen ATARI ST habe ich damals auch mit billist-Lötkolben gequält , um ihm das 2.06er-TOS draufzulöten, und es hat sogar funktioniert ;-)

@alle: Kennt die Pollin-Station jemand - habe gehört, die Spitzen sollten evtl. zu ERSA-kompatibel sein ??

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Sven Petrásek

Nein, ist mir aber auch schon im Katalog aufgefallen, das Teil. Für den Preis sieht es zuimindest auf dem Bild ziemlich gut aus. Wäre schön gewesen, wenn die Spitzen zu Weller (WECP) kompatibel gewesen wären. Allerdings fehlt z.B. die Erdungsbuchse und ob ein Lötkolbenhalter wirklich aus Plastik sein muß? :-)

Gruß Lars

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Lars Mueller

Lars Mueller schrieb: [...]

Hilfe, ich werde alt. Ich hab' natürlich auch Weller gemeint, aber ERSA geschrieben. Das Gehäuse sieht ja auch aus wie die alten WECP's. Nur nicht so schön hellblau...

Stimmt, Erdung ist schade, hoffentlich ist das Plastik bei dem Preis hitzefestes Plastik ;-) Gruß, Sven

Reply to
Sven Petrásek

Oh gottott Benni,

Mit irgendeinem Mist an einer eventuell hundsmiserablen Platine rumlöten? Da hast Du

  1. die Leiterbahnen gleich mitausgelötet
  2. die Schaltung durch Störspannung beschädigt.

Du benötigst unbedingt einen geregelten Lötkolben. Alles Andere ist Murks! Weiterhin benötigst Du eine Tischauflage, um ESD, also Schäden durch statische Ladungen zu vermeiden (auch Spiralkabel und Handgelenkarmband). An dieser Tischauflage kannst Du den Lötkolben anschließen. Dazu gibt es z.B. bei Weller eine Bananenbuchse vorn am Gehäuse.

Und dann ist noch das Problem: Welcher der Käfer ist denn nun kaputt :-) Reparatur nach "Versuch und Irrtum" ist schnell frustrierend.

Kannst Du löten? Wenn nicht, la? Dir das von einem Fachmann zeigen.

Wenn ich Deinen Beitrag lese, dreht´s mir als Mitarbeiter in der Qualitätssicherung eines Elektronik-Konzerns den Magen um ;-))

Gruß

Klaus

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Klaus Wagner

Klaus Wagner schrieb im Beitrag ...

Kann ich kaum glauben, Oder doch ? Gerade deswegen ?

Aha.

Aha.

Oh.

?!? Wird der dann heiss ?

Banane ? Die nannte man vor dem Krieg so, glaube ich. Nicht Golfkrieg. WW2.

Vielleicht ist das gar nicht das Problem ? Bei ihm war wohl der IC-Sockel kaputt.

Sicher. Andreas ist offenbar sehr zielgerichtet vorgegangen.

Er kann es wohl besser als du, denn er hat es offenbar geschafft den IC-Sockel zu wechseln. Als allererste Loetarbeit ist das beachtlich, zu mal andere auf besondere Schwierigkeiten (schlechtes Platinenmaterial) hingewiesen haben, neben seinen marginalen Loetwerkzeug.

Er hat ausserdem deutlich darauf hingewiesen, das er sich die Preise, die deutsche Grossfirmen wegen miesem Management und schlechter Einkaeufer so bezahlen weil sie sie als notwendige Laborausstattung ansehen und gar nicht glauben koennen das es auch anders geht, nicht leisten kann.

--
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MaWin

Es gibt tatsächlich Firmen die dies für nötig halten. Bei manchen Schaltungen scheint das auch Sinn zu machen, aber sicher nicht in privatem Bereich. Größtenteils handelt es sich hierbei um Voodoo.

Kenn ich aber auch nur als Bananenbuchse...

Da hast du recht. Wir haben ebenfalls einen Kunden der extrem viel Wert auf leitende Böden, Armbänder und den ganzen Kram legt.

Gruß Thomas

--

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Thomas Stegemann

"MaWin" schrieb:

Wie hat man denn die Dinger Deiner Meinung nach heute zu bezeichnen?

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Wolfgang Hauser

Wolfgang Hauser schrieb im Beitrag ...

4mm (Bueschel-)Stecker/Buchse
--
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MaWin

Hallo MaWin,

Seit die BE-Hersteller das Innenleben der einfachsten ICs an neue Herstellprozesse anpassen (shrinking) sind die ESD-Maßnahmen absolut kein Luxus mehr.

Außerdem kostet es nicht viel und verhindert Folgeschäden.

Gruß Klaus

PS: Bin vielleicht deshalb "vorgespannt" weil wir GaAs-Bauteile verwenden, die vom bloßen Hinsehen schon ihren Geist aufgeben. (Verstärker haben dann ca. 6dB höheres Rauschen; Schalter einen höheren Leckstrom)

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Klaus Wagner

...

Hallo MaWin,

google findet aktuell zu Bananenstecker 18000 Suchergebnisse und zu Büschelstecker nur 3640 Seiten.

Gruss

Bernd Mayer

--
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Bernd Mayer

Bernd Mayer schrieb:

...

Und zu Büschelbuchse(n) keinen einzigen.

Reply to
Wolfgang Hauser

Klaus Wagner schrieb im Beitrag ...

Schoen.

Mir platzt aber bei deinem Beitrag an Benjamin der Kragen, weil du ihm im Endeffekt sagst

"Du bist doch sowieso zu bloed (wir sind die Fachmaenner), gib erst mal $$$$$ aus (wir koennen uns das leisten, du nicht)"

Den Kunden und dessen Beduerfnisse komplett ignorieren und den dicken Mann markieren, jedoch ohne die blasseste Ahnung. Eben wie ein Grosskozern.

--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at despammed.com
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MaWin

Hallo MaWin, hallo Benjamin!

Sorry, wenn´s etwas grob klang.

"MaWin" schrieb im Newsbeitrag news:01c447f6$35b68ee0$0100007f@amdk6-300...

...

verwenden,

dann

So war´s also wirklich nicht gemeint, sondern eher so: "Geh´ mit Vorsicht ran."

Ich stelle in Eigenproduktion Elektronik her und habe mir ERSA digital 80 geleistet. Das ist eine einmalige Ausgabe und lohnt sich wirklich.

So war´s nicht gedacht; ich habe aber gelernt, auf Kundenanfragen eine ehrliche Antwort zu geben.

Vielleicht hast Du mal das "Glück" in einem Elektronik-Konzern (X&X ist kein "Großkonzern") zu arbeiten. Dann merkst Du sehr wohl, wer König ist. Wer bei Vernachlässigung der ESD-Maßnahmen erwischt wird, bekommt eine Abmahnung, wer Fehler übersieht, die zum Kunden durchschlagen, fliegt.

Gruß Klaus

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Klaus Wagner

"Klaus Wagner" schrieb im Newsbeitrag news:c9i0fq$7q9$01$ snipped-for-privacy@news.t-online.com...

Hallo, aufwachen! Wir reden hier von alten Commodore PCs. Wenn im alten C64 nix mehr geht, legt man den Handrücken auf die Rams. Der kaputte Chip ist dann sehr schnell identifiziert. Bei den neueren Modellen (flaches Gehäuse mit kleiner Platine) sind CPU und gelegentlich Ram zu tauschen. Die CPU hat

40Pins und 2MHz, nix BGA.
--
Wolfgang Horejsi
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Wolfgang Horejsi

Gib zu, der Witz ist ziemlich lasch.

--
mfg Rolf Bombach
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Rolf Bombach

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