Woher stammt die DCF77 Frequenz?

Hallo Leute -

Weiß jemand wie man vor Jahrzehnten auf die 77500Hz für DCF77 kam? Den Sender soll es seit 1959 geben - damals nur als reines Frequenznormal ohne Zeit-Modulation. Das paßt zeitlich zur Entwicklung des Farbfernsehsystems PAL. Die 50Hz Netzfrequenz gibt es wohl schon wesentlich länger.

Man kann nur einige Überlegungen anstellen und auch erstaunt feststellen, das es wohl kein einziges gängiges Quarz auf einer Oberwelle von DCF77 zu kaufen gibt.

77500 hat folgende ganzzahlige (interessanten) Teiler: 50 (Netzfrequenz), 625 (Zeilenfrequenz Fernsehen), 2500 als Normalfrequenz. Und als Mischprodukt noch die bekannten 77500+625=78125, die wiederum die 5. Oberwelle von 15625 (Zeilenablenkfrequenz TV) sind.

78125 läßt sich ganzzahlig bis auf 10MHz multiplizieren. Das wäre wieder ein Frequenznormal.

Ferner ist 6x 77500 genau 465kHz. Das war früher wohl mal ne gängige ZF-Frequenz.

Mich würde interessieren, wie man auf diese Frequenzfestlegung ursprünglich kam. Einiges Googeln brachte bislang nichts. Ich vermute, daß die ersten ZEITzeugen bereits verstorben sind...

Also eine interessante elektroarchäologische Fragestellung.

Gruß - Henry

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Henry Kiefer
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Der lebt wohl noch. Würde sich sogar über solche Anfrage wohl freuen ( telefonisch, für Schüchterne/Altmodische brieflich ).
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hat z.B. Gilois den Telefunken-Analog- rechnerpapst zwecks historischer Recherche persönlich besucht.

Von Hilberg gibts auch Bücher dazu z.B. Hilberg "Funkuhren-Technik" Oldenbourg 1983 bzw. "Funkuhrtechnik" 1988 aber bisher mir Beschaffung noch nicht gelungen.

/ 1967 erfand Hilberg bei der Telefunken AG die digital kodierte / Zeitübertragung für Funkuhren und meldete auch in diesem Jahr / ein entsprechendes Patent an Würde auch vom Laden her zu PAL passen.

/ Obwohl Hilberg eine Massenproduktion bei verschiedenen deutschen / Uhrenherstellern anregte, begann die Uhrenindustrie mit der / Herstellung von Funkuhren erst ab 1986 und nach Ablauf des / Patentes. Das wird der Bartels ungern lesen ...

MfG JRD

Die 50Hz

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Rafael Deliano

Hallo Rafael -

Hätte es mir ja denken können, das du dazu interessantes schreiben kannst. Danke!

Rafael Deliano schrieb:

Na ich weiß nicht. Wie kommst du darauf? Hast du einen Kontakt?

Was hat Analogrechner mit DCF77 zu tun?

Vielleicht steht da mehr drin.

Habe noch etwas nachgelesen. Die Entscheidung für die Übertragung der Zeit auf DCF77 wurde wohl erst nach der Definition der Funkuhr getroffen. Ich bin aus den Texten nicht wirklich schlau geworden. Vermutlich wurden seit 1959 die Uhren der Bundesbahn nur über die DCF77-Trägerfrequenz synchronisiert, aber _nicht_ die aktuelle Uhrzeit übertragen. NUR die Frequenz bereitgestellt! Also die Bahner haben dann vor Ort die Uhr gestellt und die lief dann synchron weiter... Das paßt auch mit der Bereitstellung einer Telefonnummer zur Zeitansage!

DCF77 soll vor 1959 für 'andere Zwecke' benutzt worden sein. Für welche damals bisherige Verwendung wird nicht gesagt.

Also hat man weit früher die Frequenz von 77,5kHz festgelegt. Vielleicht denn Sender auch zu Zwecken der Normalfrequenz-Übertragung später leicht 'umgetrimmt'. Er könnte z.B. vorher aufgrund seines Rufzeichens auf

77,0kHz gesendet haben. Hm.

Tja, da haben sie echt 20 Jahre bis zum Ablauf des Patents gewartet...

- Henry

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Henry Kiefer
[...]

Huch? Ich hatte als Schueler Mitte der 70er eine gebaut und dann im Erdkunde Unterricht vorgefuehrt. Vor Ablauf des Patents. Muss ich jetzt zur Sicherheit ein Ticket nach Rio besorgen?

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Gruesse, Joerg

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Joerg

Ach deswegen bist du nun im Ausland. Irgendwann kommt alles raus ;-)

- Henry

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Henry Kiefer

Ich wuenschte, ich haette sie noch. Aber Logik-Chips waren damals so suendhaft teuer und ich brauchte viel dringender Messgeraete. Kaufen konnte man erst recht vergessen, jedenfalls als Schueler. Also kam einige Wochen spaeter das Hackebeilchen :-(

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Gruesse, Joerg

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Joerg

Ja. Die glatten Frequenzen waren schon weg, weil wir mal 'nen Krieg verloren haben. Das war auch der Grund, warum UKW/FM in .de zuerst hochkam.

In der Funkschau oder Elektronik war ein Artikel über einen "aperiodischen quasi-periodischen Frequenzteiler" oder so ähnlich pompös ( >>> 20 Jahre her, wo ist mein Gerontol-Forte?...) in dem beschrieben wurde, wie man trotz der krummen Trägerfrequenz auf gängige Referenzfrequenzen kommt. Der Autor war bei der PTB, glaub ich.

Vermutlich hab' ich das archiviert, aber ich mache keinerlei Versprechungen, habe gerade Stress.

Wer eine Referenzfrequenz * n als ZF wählt, ist an den Birdies seines Empfängers selber schuld. (wenn man die Ref tatsächlich benutzt)

Heute war ich in Holzmaden an der Steige und habe mir mit meinem Töchterchen zusammen 30 Mio Jahre alte Ichtyosaurier und Seelilien angesehen.. In dem Schiefersteinbruch dort werden wir demnächst mal mit Hammer & Meisel antreten. Ein selbstgefundener Ammonit ist allemal interessanter als einer für 3 EUR :-).

Gruß, Gerhard

p.s. Birdies auf deutsch in diesem Zusammenhang: "Selbstpfiffe".

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Gerhard Hoffmann

Das Franzis-Buch von Arnold über DCF77 habe ich inzwischen über ebay aufgetrieben. Der beschreibt eine Schaltung wo mit National Semiconductor MF10 SC-Filter runtergemischt wird. Das wäre wohl auch der Weg den ich gehen will, aber ohne den obsoleten MF10. Vorzugsweise das SC-Filter diskret aufgebaut.

Nein. Aber wenn er nicht im Telefonbuch steht würde man sich wohl über die Hochschule Anschrift/Telefonnummer besorgen können.

MfG JRD

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Rafael Deliano

.

eder

=2E..und gut geeignet f=FCr die entsprechenden Fachleute, die Du auf den Seiten von

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findest. Gruss Harald

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Harald Wilhelms

Interessanter finde ich da das Empfangskonzept als Super. Als Oszillator nimmt man da die schon erw=E4hnten 78125kHz. Als "ZF-Verst=E4rker" kann man dann problemlos normale OPV als aktive Filter geschaltet nehmen. Eine entsprechende Schaltung wurde mal von elrad ver=F6ffentlicht. Gruss Harald

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Harald Wilhelms

Das wird aber wohl ein Sinus sein. Die Freescale-Controller haben 32kHz Quarz ( was für Uhr ja schonmal paßt ) den sie per PLL auf Bustakt hochsetzen. Da kann man dann externen (Rechteck-)Takt ableiten. UART funktioniert zwar dann im Normalbetrieb wegen krummer Busfrequenz nichtmehr aber das ist verschmerzlich.

MfG JRD

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Rafael Deliano

Huch zum zweiten. Das mit dem Patent wusste ich auch nicht. Auch ich habe etwa um 1975 aufgrund eines Artikels in der Funkschau von 1974 Nr.19 S.727 so etwas gebaut. Da ich keine speziellen Quarze machen lassen wollte und es zudem auch auf 75kHz umschaltbar sein sollte, habe ich dann als Filter eine Art "Switched Capacitor High-Q Comb Filter" verwendet, welches mit der 8-fachen Trägerfrequenz getaktet wurde. Diese Takfrequenz habe ich dann aus einem

10MHz Quarzoszillator abgeleitet: 10MHz/20 = 500kHz. 500kHz / 5 = 100kHz. 500kHz und 100kHz zusammenmischen und 600kHz ausfiltern. 600kHz /5 = 120kHz. 500kHz und 120kHz zusammenmischen und 620kHz ausfiltern. Dann hat man 8 * 75kHz = 600kHz bzw. 8 * 77.5kHz = 620kHz. Den 10MHz Oszillator war dann über einen Phasenregelkreis und Kapazitätsdioden phasenstarr an den Träger gekoppelt.

Grüsse, Kurt

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Kurt Moser

§11 Abs. 1 PatG existiert:
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Gruß Henning (war das eine Semester "Gewerblicher Rechtsschutz und Patentwesen" doch zu was gut)

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Henning Paul

Frequenzzuweisung, in einer der internationalen Funkkonferenzen ausgehandelt. Also an sich rein ein behördlicher Akt, wenn man so will...total unspektakulär :-)

--
Ralph.

http://www.dk5ras.de/ http://www.db0fue.de/
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Ralph A. Schmid, dk5ras

Gerhard Hoffmann schrieb: ...

"Pfeifstellen". Jedenfalls nördlich des Mains.

Falk

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Falk Willberg

Harald Wilhelms schrieb:

Interessant wäre es, ob man 1950 schon daran dachte?

- Henry

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Henry Kiefer

Ja fein. Es greift aber trotzdem die Sache mit der Nichtverwertbarkeit für den Patentinhaber durch Wegnahme eines potentiellen Marktes. Soll heißen: Durch sein Fachwissen und die Vorführung eines funktionierenden Gerätes, hat Jörg dem Patentinhaber einen möglichen Kunden vorenthalten können. Es konnte nun ja schließlich jeder einfach nachbauen ;-)

Aber wenn alle schon tot sind oder wegen Alzheimer das Wort Patent gar nicht mehr schreiben können??

- Henry

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Henry Kiefer

Kann ich mir nicht vorstellen. Die ISM-Frequenzen liegen auch nicht zufällig harmonisch zueinander.

- Henry

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Henry Kiefer

Harald Wilhelms schrieb:

Ich lasse es erstmal auf die NG einwirken...

- Henry

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Henry Kiefer

Rafael Deliano schrieb:

DAS Thema hatten wir schon mal.

Wie ich schon ausführte: Er ist vermutlich nicht der Verursacher der

77500Hz. Da muß einer noch früher gelebt haben. Vorm Krieg oder so...

- Henry

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Henry Kiefer

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