Harte und weiche Echtzeit

In Sachen Diplomarbeit brauche ich eine verlässliche Aussage zur unterscheidung harter und weicher Echtzeit. Ich fand da zwei gegensätzliche Definitionen.

Nach der einen besteht der Unterschied in der Folgenschwere des Nichteinhaltens der Echtzeit, also in der Art der Anwendung.

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Nach der anderen liegt er in der zur Verfügung stehenden Zeit, wobei der Schnitt bei 100 Millisekunden angesetzt wird.

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Ich meine mich an ein drittes Unterscheidungskriterium zu entsinnen. Dannach steht bei weichen EZ-Anfrd. eine bestimmte Zeit zur Verfügung in der eine Ereignis spätestens registriert werden muss. Bei harten EZ-Anf. kommt es dagegen auf einen Zeit p u n k t oder ein enges Zeitfenster an das eingehalten werden muss an.

Kann jemand eine der Definitionen bestätigen. Spielen bestimmte Zeitangaben überhaupt irgend eine Rolle?

Danke Steffen

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steffenweissbach
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1.htm)

Letzteres. Harte EZ-Bedingungen sind solche, die eine Deadline haben und eingehalten werden müssen, sonst ist das System nicht gemäß der Spec. und somit für den Schrott. Dabei kann es sich auch um periodische Vorgänge handeln. Dafür haben richtige 'Echtzeitbetriebssystem' einen Scheduler, der eine Task/Prozess erwartet, mit einem (in der Regel) frühesten Startzeitpunkt, der (wahrscheinlichen) Laufzeit und dem Zeitpunkt, wann alles abgearbeitet sein muss, sog. Deadline-Scheduler.

Ich habe dazu auch mal was aus einem Vortrag rausgeklaubt:

%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%% \begin{slide} % Auszug aus DIN 44300 %%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%% %%% \headline{DIN 44300} {\small {\bf Realzeitverarbeitung} {\em real-time processing}\\ Eine Verarbeitungsart, bei der Programme zur Verarbeitung anfallender Daten st\"andig ablaufbereit sind, derart, da\3 die Verarbeitungsergebnisse innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne verf\"ugbar sind.\\ \underline{Anmerkung:}\\ Die Daten k\"onnen je nach Anwendungsfall nach einer zeitlich zuf\"alligen Verteilung oder zu vorbestimmten Zeitpunkten anfallen.\\ Die Benennung Echtzeitverarbeitung ist zu vermeiden, weil dieser Begriff in der Analogrechentechnik und der Simulationstechnik eine andere Bedeutung hat.}

{\small\sf Deutsches Institut f\"ur Normung, 1988} \end{slide}

Henry

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Henry

"Weiche" halt sind meist keine. Sondern aufgemotztes UNIX, Windows usw..

In Laplante "Real-Time Systems Design and Analysis" IEEE Press 1993 ( recht solider Einführungstext überigens, allerdings ADA-lastig ): soft realtime: "systems where performance is degraded but not destroyed by failure to meet response time constraints" hard realtime: "systems where failure to meet response time constraints leads to failure" firm realtime: ""Recently the term firm real-time systems has been defined to include those systems with hard deadlines where some low probability of missing a deadline can be tolerated"

Nein. Im Prozessrechner für chemische Verfahrenstechnik kann der tick 1sec sein, bei vielen Steuerungen auf Controllern 1msec.

Es gibt überigens eine englische newsgroup comp.realtime . Und die kann man wohl auch mittels groups.google nach den Begriffen "hard soft realtime" durchwühlen. Jedoch: das ist newsgroup für Leute die mit OS wursteln, bzw. solche verhökern wollen. Auf Controllern sehen die Verfahren oft anders aus und sind meist handgeschnitzt.

MfG JRD

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Rafael Deliano

Die IMHO beste Definition ist folgende:

Harte Echtzeit heisst, dass auf ein Ereignis in einer bestimmten Zeit reagiert werden muss. Verstreicht die Zeit ohne Reaktion, braucht die Reaktion gar nicht mehr zu erfolgen.

Ein einleuchtendes Beispiel waere ein Fallschirm: Ist der Springer erst mal auf dem Boden aufgeschlagen, braucht sich der Schirm nicht mehr verspaetet zu oeffnen.

Weiche Echtzeit heisst, dass die Reaktion innerhalb einer bestimmten Zeit erfolgen sollte oder meistens erfolgt. Nach Verstreichen des Zeitpunkts ist die Reaktion aber immer noch (mehr oder weniger) sinnvoll.

Um bei unserem Springer zu bleiben: Ein Beispiel fuer weiche Echtzeit waere die Anfahrtszeit des Notarztes. Selbst wenn er die bei der Planung des Rettungswesens angesetzte maximale Anfahrtszeit von 15 (?) Minuten ueberschreitet, ist es immer noch sinnvoll die Fahrt fortzusetzen. Mit zunehmender Zeit sinkt aber der Nutzen der Reaktion und erreicht vielleicht auch Null.

Marc

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jetmarc

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